Caritas Ö²õ³Ù±ð°ù°ù±ð¾±³¦³ó: Mehr Hilfe für Obdachlose nötig, nicht nur im Winter
Die Caritas fordert angesichts einer österreichweiten Zunahme von Obdachlosigkeit und Zwangsräumungen wirksamere Maßnahmen gegen Wohnungslosigkeit. Der Druck auf Menschen in Armut nehme durch die Rekordinflation und die steigenden Mieten zu, wodurch derzeit rund 20.000 Menschen in Österreich wohnungslos seien - davon 60 Prozent in Wien, berichtet der Wiener Caritasdirektor Klaus Schwertner.
„Die Teuerungen und die aktuelle Krise zeigen, dass die Vorgängerregierung einen fatalen Fehler gemacht hat, indem sie Obergrenzen eingeführt hat bei der Sozialhilfe. Wir brauchen wieder eine echte bedarfsorientierte Mindestsicherung österreichweit mit Mindeststandards, die die Menschen vor den Delogierungen beschützt. Allein in Wien hat es seit Jahresanfang mehr als 1.600 Zwangsräumungen gegeben", und österreichweit liege die Zahl der Zwangsräumungen bei 2.912, erklärt Schwertner.
Der Leiter der Caritas Wien informierte kürzlich bei einer Pressekonferenz in der Obdachloseneinrichtung „Gruft" über die prekäre Lage Obdachloser.
„Viele Menschen wissen nicht, dass es schon bei einigen Plusgraden so kalt ist, dass Menschen, die jetzt draußen schlafen, erfrieren können. Ich war selber vor zwei Tagen unterwegs auf Streetwork. Wir haben Menschen angetroffen, die mit dünnen Decken derzeit draußen im Freien schlafen. Für mich unvorstellbar, wie man das aushalten kann. Gerade deshalb ist es so wichtig, dass wir die Hilfe zu den Menschen auf die Straße bringen", betont der Leiter der Caritas Wien.
Notunterkünfte ausgelastet
Die Wiener Caritas bietet im Betreuungszentrum „Gruft" in Wien-Mariahilf ein Nachtquartier mit 60 Betten, davon 16 in einem eigenen Bereich für Frauen, sowie ein Tageszentrum mit 80 Sitzplätzen. 230 Mahlzeiten werden hier täglich ausgegeben, zudem werden von den 45 Mitarbeitenden auch Psychotherapie und Sozialarbeit angeboten. Der Andrang nach warmen Schlafplätzen nimmt jedoch stark zu - die verschiedenen Notquartiere für Obdachlose seien ausgelastet, teilweise zu 95 Prozent, verdeutlicht der Caritas-Direktor:
„Als Caritas stellen wir allein in Wien aktuell 1.880 Beherbergungsplätze zur Verfügung für wohnungslose und obdachlose Menschen. Vom Haus für junge Obdachlose bis zu spezifischen Angeboten für Frauen, wie drei Mutter-Kind-Häuser der Caritas, die alleine jetzt im Winter 210 Notquartier-Plätze zur Verfügung stellen, um Obdachlosen einen warmen Schlafplatz zu geben."
Allen, die bei eisigen Temperaturen draußen bleiben müssen, weil die Notunterkünfte nicht ausreichen, hilft die Caritas mit den so genannten Winter-Paketen, „bestehend aus einem winterfesten Schlafsack bis -24 Grad. Und dazu eine Woche lang warme Mahlzeiten. Mit rund 70 Euro kann so ganz konkret ein obdachloser Mensch unterstützt werden. Dieses Winterpaket kann Leben retten, gerade wenn die Temperaturen an oder um den Gefrierpunkt sind", erklärt Schwertner.
Ebenso erinnert er an das Caritas-Kältetelefon, das unter verschiedenen Nummern in den Bundesländern aktiv ist. Wenn man eine obdachlose Person in Not antrifft, kann das Kältetelefon angerufen werden, und Streetworker gehen den Hinweisen nach. Im vergangenen Winter übrigens 9.700 mal.
Politik in der Pflicht
Auch die Politik müsse jedoch dringend handeln, um einen Anstieg der Wohnungslosigkeit zu verhindern, mahnt der Wiener Caritas-Direktor. Zwar hätten Bund und Länder bereits einige Maßnahmen auf den Weg gebracht, die Verbesserungen geschafft hätten. Besonders die Winterhilfe des Fonds Soziales Wiens gemeinsam mit den Hilfsorganisationen, die zusätzlich 1.000 Notquartiersplätze schufen, sei hier zu nennen - wie auch die Ankündigung des Sozialministeriums, für ebenso viele Menschen im Rahmen eines Housing-first-Ansatzes eigene Wohneinheiten bereitzustellen. Allerdings sollte die Nothilfe auf das ganze Jahr ausgedehnt werden, fordert Schwertner. Zudem sei auch mehr „strukturelle Solidarität" vonnöten, um Wohnungslosigkeit und Armut präventiv entgegenzuwirken.
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(kap - sst)
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