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P. Anselm Grün. Foto: Julia Martin/Abtei Münsterschwarzach P. Anselm Grün. Foto: Julia Martin/Abtei Münsterschwarzach 

Anselm Grün: „Manchmal ist die Kirche zu empfindlich“

„Die Kirche reagiert manchmal sehr empfindlich auf Kritik.“ Das sagt Pater Anselm Grün im Podcast „himmelklar“ von diesem Mittwoch. Der Benediktiner ist einer der größten christlichen Verkünder unserer Zeit: Seine spirituellen Bücher verkaufen sich millionenfach.

In dem Podcast der Internetportale katholisch.de und domradio.de widerspricht Pater Anselm Grün zunächst dem manchmal gegen ihn erhobenen Vorwurf, dass er eine Art „Kuscheltheologie“ betreibe.

„Jesus kann auch harte Worte sagen, aber sie sind immer so, um uns die Augen zu öffnen. Ich denke schon, dass ich auch die harten Worte Jesu ernst nehme. Aber immer so, dass sie lebbar sind. Zum Beispiel dieses Wort: ‚Segnet die, die euch verfluchen‘ (Lk 6,28). Manche meinen, das ist unrealistisch. Aber ich mache da eine ganz konkrete Übung: sich einfach jemanden auszusuchen, der mich verletzt hat, und den zu segnen.

Eine Frau sagte mir mal, das könne sie nicht, der habe sie so tief verletzt. Ich sagte: Probieren Sie es einfach mal. Und dann hat sie eine gute Erfahrung gemacht. Der Segen war wie ein Schutzschild, der sie schützte vor der Verletzung des anderen, und sie ist ausgestiegen aus der Opferrolle.

Hier zum Nachhören

Für mich ist wichtig: Auch die harten Worte Jesu sind Worte des Lebens. Augustinus sagt schon: ‚Das Wort Gottes ist der Gegner deines Willens, bis es der Urheber deines Heils wird. Solange du dein eigener Feind bist, ist auch das Wort Gottes dein Feind. Sei dein eigener Freund, dann ist auch das Wort Gottes mit dir im Einklang.‘ Das sagt schon Augustinus, dem man ja auch viel Strenge vorwirft.

Wenn ich aber mit mir im Einklang bin, ist auch das Wort Gottes mit mir im Einklang. Das will mich also zu meinem wahren Wesen führen und nicht irgendwas überstülpen.“

„Die Kirche braucht sich nicht ständig zu rechtfertigen“

Auf die Frage „Ist das etwas, was die Kirche von Ihnen lernen kann?“ erwiderte Anselm Grün:

„Ich denke schon. Die Kirche reagiert manchmal sehr empfindlich auf Kritik. Und sich selbst zu rechtfertigen hat auch keinen Sinn. Es ist einfach wahrzunehmen, dass die Leute manchmal auch etwas auf uns projizieren. Auf mich projizieren sie auch etwas. Die Fans stellen mich auf einen Sockel. Für die anderen bin ich dann das Gegenteil. Da muss man immer schauen: Wer bin ich, und was ist die Projektion von anderen.

Es gebe ihm Hoffnung, dass es in der Kirchengeschichte trotz aller Krisen „immer neue Aufbrüche“ gegeben habe. „Und ich glaube, dass Gott die Kirche nicht verlässt und auch die Welt nicht verlässt. Das ist nicht nur Hoffnung für die Kirche, sondern auch für die Welt – dass die Welt in den Händen Gottes ist und der auch durch Krisen und Kriege hindurch doch die Möglichkeit hat, immer wieder einen neuen Aufbruch zu bewirken.“

(himmelklar - sk)
 

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29. November 2023, 10:57