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Erzbischof und Caritas: Suizidgefährdete Menschen begleiten

Zum Welttag der Suizidprävention an diesem Sonntag hat der Berliner Erzbischof Heiner Koch mehr Aufmerksamkeit für betroffene Menschen angemahnt. „Suizidgedanken sind nach wie vor ein gesellschaftliches Tabu“, sagte Koch in einem vorab veröffentlichten Beitrag für den RBB-Hörfunk. Zugleich nähmen sich allein in Deutschland jedes Jahr mehr als 9.000 Menschen das Leben. Das seien mehr Todesfälle als durch Verkehrsunfälle, Gewalttaten und illegale Drogen zusammen.

Der Vorsitzende der Kommission für Ehe und Familie der Deutschen Bischofskonferenz rief dazu auf, genau hinzuhören, wenn jemand niedergeschlagen und zurückgezogen wirke oder von sich selbst sage, in einer ausweglosen Situation zu sein. Koch wandte sich gegen die Angst, „jemanden erst auf die Idee der Selbsttötung zu bringen, wenn man es anspricht“. Genau das Gegenteil sei der Fall. „Zuhören, Verständnis zeigen und Trost anbieten können, helfen, Suizide zu verhindern“.

Verlässliche Ressourcen für soziale Arbeit, Pflege und psychosoziale Versorgung mahnte in diesem Zusammenhang die Caritas an. „Dies darf nicht einem Spardiktat des Bundeshaushalts zum Opfer fallen“, sagte Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa. Bei der Vorbeugung von Suiziden gehe es um die Sicherung etwa von Brücken und Türmen, aber auch um Beratungsangebote für gefährdete Menschen.

Hilfsangebote wahrnehmen

Erzbischof Koch verwies ebenfalls auf Hilfen wie die neue Internetseite , die über 50 Unterstützungsangebote für betroffene Menschen auflistet. Auch habe die kirchliche Telefonseelsorge „Tag und Nacht ein offenes Ohr“. Für junge Menschen habe die Caritas mit ihrer Mail-Beratung „U25" eine Möglichkeit geschaffen, sich auszusprechen.

Darüber hinaus müsse Werbung für Suizidassistenz eingeschränkt werden, erklärte Welskop-Deffaa. „Gerade in der ambulanten Altenhilfe sehen wir, wie leicht Menschen sich unter Druck gesetzt fühlen können, über Suizid und Suizidhilfe nachdenken zu müssen.“ Sie hätten das Gefühl, ihr Weiterlebenwollen begründen zu müssen und sähen selbst sich als Last. „Gegen diesen Druck muss sich aktive Suizidprävention mit Hoffnungsachsen auf das Leben zur Wehr setzen.“

Einer Normalisierung von Suizid entgegenwirken

Bereits am Donnerstag hatte die Stiftung Deutsche Depressionshilfe darauf hingewiesen, dass in Deutschland täglich 25 Menschen durch Suizid sterben; 500 begehen demnach einen Versuch. Die meisten Selbsttötungen erfolgen demnach im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen.

Im Zusammenhang mit einer gesetzlichen Neuregelung des assistierten Suizids werde es eine wichtige Aufgabe sein, „sicherzustellen, dass die Entscheidung, sterben zu wollen, tatsächlich freiverantwortlich getroffen wurde und nicht Folge einer verzerrten Wirklichkeitswahrnehmung durch die schwarze Brille der Depression ist“, mahnte der Vorsitzende der Stiftung, Ulrich Hegerl. Er warnte vor einer Normalisierung von Suizid: Dies könnte Hemmschwellen senken, die bislang Leben gerettet hätten - etwa das Gefühl schwer psychisch erkrankter Menschen, ihrer Familie das nicht antun zu können.

(kna - cs)

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09. September 2023, 16:21