Fatima, das Gebet für Weltfrieden und die Päpste
Stefanie Stahlhofen - Lissabon
Pope: Florian Ripka, Sie sind Geschäftsführer von Kirche in Not Deutschland. Ein Ort in Portugal, nämlich Fatima, ist ganz besonders für Ihr Hilfswerk. Warum?
Florian Ripka, Geschäftsführer von Kirche in Not Deutschland: Es handelt sich um den Ort Fatima, weil dort die Muttergottes erschienen ist. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat sie dort eine Botschaft des Weltfriedens ausgegeben. Und das fällt auch in die Thematik von Kirche in Not, die ja nach dieser verheerenden weltweiten Katastrophe entstanden ist. Gleich zu Anfangszeiten war es eine Aufgabe von Kirche in Not, im zerstörten Deutschland natürlich erst mal den Leuten zu helfen, aber auch die Botschaft des Friedens dort einzupflanzen, damit so etwas wie diese verheerenden Weltkriege nicht mehr passieren. Und da ist natürlich eine Grundlage für diese Botschaft des Friedens auch die Botschaft von Fatima.
Pope: Können Sie noch mal ein bisschen genauer auf die Botschaft eingehen? Worum geht es bei der Botschaft von Fatima?
Ripka: Jetzt mit eigenen Worten dargestellt: Die Muttergottes ist drei Seher-Kindern erschienen und hat gesagt, die Welt solle beten, umkehren. Die Päpste sollen die Welt der Muttergottes weihen, damit - zunächst einmal der Kommunismus in Russland gestoppt wird - aber auch, dass die ganze Welt eben durch das persönliche Gebet, insbesondere das Rosenkranzgebet, durch Umkehr, dass der Frieden in der Welt herrschen kann. Das ist, so grob gesagt, die Botschaft von Fatima, also Umkehr, Gebet, Weihe Russlands, wie es damals in dieser Botschaft hieß, an das Unbefleckte Herz Mariens.
Pope: Der Ort zieht immer wieder auch Päpste an. Warum?
Ripka: Weil ein Teil dieser Fatima-Botschaft vielleicht auch direkt an die Päpste gerichtet ist, nämlich die Weihe der Welt und insbesondere die Weihe Russlands. Es gab am 13. Juni 1929 die sogenannte Dreifaltigkeitsvision, und nach dieser Vision bat die Muttergottes einen der Seher, das aufzuschreiben, dass der Papst Russland und die ganze Welt ihrem makellosen Herz weihen möge, damit, so steht es auch aufgeschrieben, damit Friede sei und Russland sich bekehre. Und das ist ein direkter Auftrag an den Papst. Und diese Weihe wurde im Jahr 1984 von Johannes Paul II. dann vollzogen. Es ist aber auch schon vorher, nämlich 1967, am 50. Jahrestag der ersten Marienerscheinung, ein Papst, nämlich Paul VI., als erstes katholisches Oberhaupt nach Fatima gereist. Und viele mögen jetzt sagen, das ist vielleicht ein Zufall, aber mit gläubigen Herzen betrachtet ist es schon besonders, dass kurze Zeit darauf Russland oder zumindest die Sowjetunion durch Michail Gorbatschow aus der kommunistischen Diktatur herausgeführt wurde.
Papst Johannes Pauls besondere Verbindung zu Fatima
Ein weiteres einschneidendes Erlebnis war auch die Verbindung von Papst Johannes Paul II. am 13. Mai 1981. Auch am Jahrestag von Fatima - das ist immer der 13. eines Monats. Da gab es diesen Anschlag auf den polnischen Papst. Er wurde angeschossen auf dem Petersplatz. Er hat überlebt. Und dieses Überleben hat Johannes Paul II., auch dem Wirken der Muttergottes zugeschrieben. Ein Jahr später, als er dann wieder soweit genesen war, ist er dann noch einmal nach Fatima gefahren und hat dort in eine Krone, die eine Muttergottes Statue aufgesetzt wurde, eine der Kugeln einarbeiten lassen, die ihn getroffen haben.
Auch Papst Benedikt XVI. war in Fatima: Im Jahr 2010 hat er anlässlich des zehnten Jahrestages der Seligsprechung der Hirten Kinder von Fatima dort eine Wallfahrt hin gemacht. Am 13. Mai 2013 ließ Papst Franziskus sein Pontifikat durch einen Kardinal, nämlich den Patriarchen von Lissabon, auch der Gottesmutter von Fatima weihen.
Die Weihe Russlands und der Ukraine
2017 war Papst Franziskus zur Heiligsprechung zweier Seher-Kinder in Fatima. Am 25. März 2022 hat dann, als schon der Ukrainekrieg ausgebrochen war, Papst Franziskus, Russland und die Ukraine und die ganze Welt auch noch mal dem Unbefleckten Herzen Mariens geweiht.
Also ich denke, diese Grundaussage, dass über Fatima, über die Botschaft und Fatima der Welt Friede gesichert werden kann, das ist so dieses Thema Weltfrieden, das beschäftigt die die Kirche, das beschäftigt die Päpste. Das ist ein Ansatzpunkt, um das geistig spirituell anzugehen. Und deswegen, glaube ich, ist es enorm wichtig für die ganze Kirche, insbesondere für die Päpste.
Pope: Papst Franziskus hat ja jetzt auch noch mal bei seiner Portugalreise anlässlich des Weltjugendtags einen Besuch in Fatima extra mit ins Programm aufnehmen lassen. Welche Bedeutung hat das Ihrer Meinung nach?
Ripka: Ich glaube, der Papst möchte dieses Anliegen des Weltfriedens und des Gebetes um den Weltfrieden an die jungen Menschen weitergeben, dass es auch weitergetragen wird. Die Botschaft von Fatima - das sagen ja auch viele - ist noch nicht abgeschlossen. Der Weltfrieden ist ja offensichtlich noch nicht eingetreten. Es wird viel diskutiert. Es gibt viel Bemühungen, es gibt viele militärische Auseinandersetzungen, diplomatische Bemühungen, dass sich der Weltfriede einstellt, und das ist auch sehr wichtig. Und genauso wichtig ist es auch, das Gebet fortzusetzen. Und Fatima steht sozusagen als ein Symbol für das Gebet, für den Weltfrieden. Und das möchte der Papst an die Menschen weitergeben.
Was jeder tun kann: Für Frieden beten
Denn das ist das was, was jeder Mensch auch tun kann. Oft denken wir ja: ,Was können wir schon beitragen, um den Weltfrieden zu schaffen?`Das ist natürlich uns als normalsterblichen Menschen gar nicht möglich. Aber das Gebet ist schon möglich und vor allem nicht unnötig. Und ich glaube, das ist die Botschaft, die der Papst eben den jungen Menschen der nächsten Generation dann weitergeben möchte.
Pope: Es ist ja jetzt auch wieder ein Krieg in Europa ausgebrochen. Denken Sie, es ist in dieser Situation noch mal wichtiger, gerade auch in Fatima zu beten?
Ripka: Ich denke, wichtig ist, dass sich die Menschen im Gebet an Gott wenden und Fatima mit seiner Botschaft des Weltfriedens und mit seiner Botschaft des Gebetes für den Weltfrieden ist natürlich da ein sehr symbolträchtiger Ort dafür.
Also ich glaube, wichtiger als der Ort selber ist natürlich die Botschaft und die Botschaft ist: Gebet und der Wille und das Streben nach Frieden. Papst Franziskus nutzt ja gerne Bilder. Man erinnert sich ja auch an symbolhafte Gesten. Ich denke, das spielt da ganz genau rein und verbindet vielleicht auch die Menschen, die schon länger im Glauben stehen, die schon älter sind, die mit diesen Marienbotschaften aufgewachsen sind, mit den Menschen, die jetzt da sind und eigentlich mit dem Ukrainekrieg zurechtkommen müssen.
Also ich denke, Fatima muss auch hier als Ausgangspunkt einer Botschaft gesehen werden. Deswegen ist es genau der richtige Ort, um das jetzt zu tun.
Große Botschaft der Hoffnung
Pope: Waren Sie selbst auch schon mal in Fatima? Wie würden Sie den Ort beschreiben?
Ripka: Ich war 2017 in Fatima, was sehr, sehr beeindruckend. Die Atmosphäre des Gebets hat mich schon sehr, sehr berührt. Abends diese Lichterprozessionen auf diesem riesigen Platz, aber auch die Einmütigkeit der Menschen. Denn obwohl es eigentlich eine sehr politische Botschaft ist, also Russland soll sich bekehren und Weltfriede und die Nationen usw. Sehr viele dieser Begriffe, die sich auf die Politik beziehen, spielen damit herein. Aber es war tatsächlich ein Ort des Gebetes und kein Ort der Diskussion, oder kein Ort der Ursachenforschung. Nein, in Fatima geht es ums Gebet und was mich schon beeindruckt hat, dass aus so vielen Nationen einmal die Wohltäter von Kirche in Not zusammengekommen sind.
Unser Hilfswerk gibt es ja in 23 Ländern mit Nationalbüros. Aber es waren auch sehr, sehr viele Menschen, natürlich auch aus anderen Ländern da. Und wenn man da die Welt im Gebet vereint sieht, dann ist es schon ein Gegenpol dazu, die Welt in Konflikten zu sehen. Ich kann es nur jedem empfehlen, da mal hinzufahren, eintauchen und sich auch ein Stück weit tragen zu lassen von dieser Gebetsatmosphäre.
Das ändert schon den Blick auf die Welt und öffnet einen schon das Potenzial, was auch möglich wäre, wenn die Menschen friedlich zusammenkommen.
Wenn die Menschen sich gemeinsam an Gott wenden und den Frieden von ihm erbeten, dann steht ja auch schon in der Heiligen Schrift, dass eigentlich nur Gott in der Lage ist, diesen Frieden uns zu geben. Und auch das ist letztendlich, glaube ich, auch die Verheißung von Fatima, dass Friede eintritt. Die Muttergottes sagt ja auch am Ende ihrer Botschaften, dass ihr unbefleckte Herz triumphieren wird. Das ist natürlich auch eine große Botschaft der Hoffnung.
(vatican news - sst)
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