Sch?nborn: ?Kirchliche Medien sind keine Parteibl?tter“
Gudrun Sailer - Vatikanstadt
Herr Kardinal, Sie begleiten eine Gruppe österreichischer Medienschaffender nach Rom. Kirchliche Medien, aber auch säkulare Medien sind vertreten. Und Sie nehmen sich viel Zeit dafür. Warum ist es wichtig, dass Medienschaffende den Vatikan verstehen?
Kardinal Schönborn: Weil es wichtig ist, dass Medienschaffende Vernünftiges berichten über das, was im Vatikan geschieht, was hier gearbeitet und gedacht wird. Das kann man nur, wenn man es halbwegs kennt. Wir wollen das anbieten und ich freue mich natürlich, dass relativ viele diesem Angebot gefolgt sind und jetzt dabei sind.
Wenn wir auf die Medienlandschaft in Österreich sehen: Inwiefern ist es schwieriger geworden, heute die Botschaft der Kirche so zu positionieren, dass sie ankommt?
Kardinal Schönborn: Ich bin nicht sicher, dass es schwieriger geworden ist. Die Zeiten sind anders, aber auch nicht wesentlich anders. Und immer wieder gibt es ganz erstaunliche Beiträge von Medienschaffenden, die zum Beispiel volksreligiöse Aspekte wahrnehmen Berichten, die positiv ist, was in der Kirche geschieht, wahrnehmen. Es ist nicht nur negativ, ich kann das wirklich nicht sagen, weder vom ORF noch von den von den säkularen Medien, noch natürlich von den kirchlichen Medien. Es ist nicht von vornherein ein feindliches negatives Klima in Österreich. Das kann ich nach so vielen Jahren wirklich sagen.
Wenn wir den Blick auf den kirchlichen Journalismus werfen: Welche Aufgabe hat er? Wie kritisch soll, muss, darf oder soll nicht kirchlicher Journalismus sein?
Kardinal Schönborn: Er soll gut sein. Das heißt, es soll gute Arbeit gemacht werden. Gut recherchierte, gut geschriebene, gut gesprochene Beiträge. Die Glaubwürdigkeit kirchlicher Medien liegt halt daran, dass ehrlich berichtet wird. Nicht Hofberichterstattung, sondern guter, ehrliche Journalismus. Und das soll die Kirche natürlich auch ein Vorbild sein. Kirchliche Medien sind keine Parteiblätter.
In anderen Worten: Kirchliche Medienleute haben durchaus die Aufgabe, einen kritischen Blick auf die eigene Institution zu werfen?
Kardinal Schönborn: Ja, natürlich. Nicht um der Kritik willen, sondern um des journalistischen Ethos willen. Natürlich muss man Dinge auch benennen, die nicht in Ordnung sind. Aber man muss sie nicht zu Sensationen aufblasen. Man darf sie nicht mit Häme berichten, sondern ehrlich, ehrlich und sachlich.
Papst Franziskus hat eine Weltsynode ausgerufen, und man kann seinen Mut bewundern, einen Prozess in Gang zu setzen, der sein Pontifikat sicherlich übersteigen wird. Was soll aus Ihrer Sicht herauskommen bei der Weltsynode zum Thema Synodalität?
Kardinal Schönborn: Der Prozess soll Früchte bringen. Es ist ein offener Prozess. Es geht nicht von vornherein um diese oder jene präzise Entscheidung, sondern es geht eigentlich um die Art und Weise, wie wir in der Kirche und als Kirche an Themen herangehen. Indem wir gemeinsam hören, gemeinsam uns austauschen und gemeinsam Lösungsvorschläge erarbeiten. Es ist eigentlich etwas sehr Selbstverständliches, keine reinen Vertikalentscheidungen, keine rein säkularen Entscheidungen, sondern geistliche, gut begründete Entscheidungen vorzubereiten. Und das erfordert sehr viel aufeinander hören, voneinander lernen und miteinander fragen, was der Wille Gottes ist.
(vatican news – gs)
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