D: ifp ist ein Glücksfall für die katholische Kirche
Sie leiten seit Juni das Institut zur Förderung publizistischen Nachwuchses (ifp) als neue Direktorin. Was wünschen Sie sich für die Zukunft der katholischen Journalistenschule und für Ihre Amtszeit?
Isolde Fugunt (Journalistische Direktorin des Instituts zur Förderung publizistischen Nachwuchses ifp in München): Ganz wichtig ist, dass ich hier die neue journalistische Direktorin bin, denn wir sind ja eine Doppelspitze. Ich habe ja noch eine Co-Leiterin: Das ist Schwester Stefanie Strobel, unsere geistliche Direktorin. Ich bin hier zwar unter anderem auch für die Geschäfte zuständig, also ich bin die geschäftsführende Direktorin, aber wir haben beides. Wir haben ein fachliches Profil und wir haben das geistliche Profil. Das ist mir ganz wichtig.
Natürlich wünsche ich mir in erster Linie, dass wir es weiterhin schaffen, wirklich am Puls der Zeit auszubilden, also den Leuten genau das mit auf den Weg zu geben, was sie dann da draußen brauchen. Ich glaube, das ist uns in den letzten Jahren und Jahrzehnten ganz gut gelungen. Nicht umsonst sind in vielen Redaktionen Journalistinnen und Journalisten, die hier ausgebildet wurden. Das Feedback bekommen wir so auch. Wir haben viele langjährige Partner in Redaktionen, die hier ihre Volontärinnen und Volontäre ausbilden lassen. Das ist, glaube ich, genau deshalb.
Ich wünsche mir auch für die Zukunft, dass wir immer wach bleiben und sehen, was sich gerade bewegt und was gebraucht wird. Unsere Ausbildung gilt es, so anzupassen, dass auch weiterhin Leute zu uns kommen. Das ist das eine, was wir können müssen: Den journalistischen Markt beobachten. Und immer wieder Impulse in die konfessionelle Presse geben.
Wie blicken Sie momentan auf die Zukunft der katholischen Kirche?
Fugunt: Ich schwanke immer so hin und her. Es gibt Tage, da denke ich mir: Mensch, es geht doch was vorwärts. Die letzte Synodalversammlung von unserem Synodalen Weg fand ich zum Beispiel sehr motivierend. Ich dachte, es geht doch etwas voran, als dann auch die Papiere zur geschlechtlichen Vielfalt durchgegangen sind, was ja davor in dem Grundtext von der (notwendigen, Anm. d. Red.) Mehrheit der Bischöfe nicht angenommen wurde und jetzt im Frühjahr doch noch erreicht werden konnte. Das war einfach ein wichtiges Zeichen.
Am Ende bin ich Optimistin und ehrlich gesagt auch ein bisschen als Optimistin verschrien – auch in meiner Familie. Ich sehe das Glas immer halb voll. Das hat mir in vielen Lebenslagen geholfen. Es ist eine Grundkonstellation, wie ich so bin. Insofern ist es auch hier so: Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass sich Dinge verändern, wenn man sie intensiv diskutiert und darum ringt.
Wie wirken sich die Entwicklungen und Schlagzeilen aus der katholischen Kirche und den Kirchen auf den Journalismus und die journalistische Arbeit aus?
Fugunt: Das kommt ganz darauf an. Es gibt ja Journalistinnen und Journalisten, die in ihrem Beruf überhaupt nichts mit katholischer Kirche zu tun haben, also die nicht über katholische Themen berichten. Die berichten beispielsweise über Klima, Politik oder Bildung oder sie machen zum Beispiel Social Media-Auftritte. Für die spielt, glaube ich, vor allem eine Rolle, was sie in der Journalistenschule an ethischem Fundament mitbekommen haben, dass sie hier mit dem Pressekodex in Berührung gekommen sind und dass sie, wenn sie Vorwürfe formulieren, immer auch die Gegenseite konfrontieren und dieses Handwerkszeug mit dabei haben.
Ich glaube, wir brauchen diese Journalistinnen und Journalisten, die die katholische Kirche mit ihrer Kritik begleiten. Die katholische Kirche braucht die auch. Vielleicht kann ich es mit Pater Wolfgang Seibel sagen, der formuliert hat: Die Kirche ist anhaltend erneuerungsbedürftig. Das formulierte er mit Verweis auf das Konzil. Und wie soll man sich erneuern, wenn es nicht auch Menschen – in dem Fall Journalistinnen und Journalisten – gibt, die sagen: Das läuft nicht gut hier, das läuft schief, da müsst ihr hingucken, das müsst ihr verändern.
Die Katholische Journalistenschule ist ein Glücksfall für die katholische Kirche, weil es immer auch Menschen braucht, die unbequeme Wahrheiten aussprechen, die die Finger in die Wunde legen, die zuhören, wenn Menschen ihre Missbrauchsgeschichten erzählen möchten und die davor nicht weglaufen. Die nicht sagen, jetzt ist es genug, sondern die auch jede weitere Geschichte erzählen. Deshalb brauchen wir sie.
Das Interview ist ein Ausschnitt des gesamten Gesprächs. Das Gespräch führte Katharina Geiger.
(podcast himmelklar – mg)
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