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Die Auferstehung Jesu und das leere Grab Die Auferstehung Jesu und das leere Grab 

Osternacht: Frühmorgens, als es noch dunkel war...

Die katholische Künstlerin Isabelle Velandia macht in dieser Betrachtung zum Ostersonntag deutlich, dass Maria Magdalena bewegt war von der Liebe, die sie durch Jesus in der Heilung erfahren hatte. Und am Ostermorgen geht es auch um die Gemeinschaft der Jünger im Glauben.

Das Evangelium des Ostersonntages beginnt nicht wie erwartet mit der überschwänglichen Freude des Hallelujas, sondern es beginnt: „Frühmorgens, als es noch dunkel war…“. Das ist also die Szene: Es ist dunkel bevor der Tag anbricht. Bevor das Leben beginnt, tut sich schon etwas. Maria Magdalena kommt zum Grab und findet es leer. 

Und hier zum Nachhören

Die Atmosphäre der Dunkelheit und der Dämmerung des Ostermorgens kann uns vielleicht auf den Gedanken bringen, dass die Jünger selbst nicht genau wissen, dass sie selbst auch in einer Dunkelheit sind, weil sie zweifeln und nicht wissen, was passiert ist.

Die Betrachtung zum Sonntagsevangelium im Video

Das Grab ist leer

Jesus ist gestorben. Er sagte er wird auferstehen. Keiner weiß genau, was das bedeutet. Und jetzt sind wir an dem Punkt, dass sich etwas tut: es kommt eine Person frühmorgens, als es noch dunkel war, an das Grab Jesu. Dieses Grab ist leer. Es ist ein sehr kurzer Beginn der Szene. Maria von Magdala stellt fest, dass das Grab leer ist und läuft umgehend zu den Jüngern, um sie zu informieren. An dieser Stelle ist es interessant zu bedenken, dass Maria von Magdala, eine Jüngerin Jesu, eine bewegende Erfahrung gemacht hatte, die ihr Leben komplett verändert hat. Im Vorfeld, als Jesus noch lebte, als er noch unter ihnen war, befreite er sie von sieben Dämonen. Das heißt, sie hat eine Erfahrung gemacht der Heilung, des geheilt Werdens im ganzheitlichen Sinne, das heißt natürlich auch körperlich: Sie hatte sieben Dämonen und Jesus heilte sie von diesen Dämonen. Wir können davon ausgehen, das diese Erfahrung für sie prägend gewesen ist. Sie ist so prägend gewesen, dass sie seine Jüngerinnen wurde und ihm folgte. Diese Prägung ist so stark, dass sie, bewegt von dieser Erfahrung, morgens an das Grab kommt. Sie ist bewegt von der Liebe, die sie erfahren hat.

Maria Magdalena sucht nach der Liebe

Und heute Morgen ist sie auf der Suche nach dieser Liebe. Sie ist auf der Suche nach Jesus, der diese Liebe verkörpert, und ihr gezeigt hat, dass diese Liebe das neue Leben ist. Das heißt, sie hat im Grunde genommen das, was die Auferstehung bedeutet, nämlich die erlösende Erfahrung von Freiheit und Freude, schon vorher erfahren, als sie von Jesus geheilt wurde.

Das ist auch der Fall bei allen anderen Heilungen, die durch Jesus geschehen. Die Heilung führt zu Freude und bewegt den Geheilten zur Nachfolge. Nun geht Maria Magdalena vom Grab zu den Jüngern und überbringt die Nachricht über das leere Grab. Dann hören wir von den beiden Jüngern Petrus und Johannes. Sie machen sich auf den Weg und gehen zum Grab, um die Situation zu überprüfen. Sie fragen sich: Ist das denn wahr? Was bedeutet das?

Die Jünger lassen sich bewegen

Wir dürfen hier nicht vorschnell zu einer Interpretation kommen, man wolle nur genau gucken, was eigentlich los ist, sondern wenn wir uns hineinversetzen in diese Personen, die Jünger Jesu, die mit ihm gelebt haben, die ihm nachgefolgt sind, die ihr Leben aufgegeben haben für ihn, die von ihm berührt worden sind usw., sie sind weiterhin bewegt. Also, bei ihnen tut sich etwas. Sie verstehen nicht, aber sie lassen sich bewegen. Petrus und Johannes lassen sich also heute von Maria von Magdala bewegen, von der Information: Das Grab ist leer.

Es ist auch sehr schön zu sehen, dass Petrus und Johannes zusammenlaufen. Petrus läuft nicht alleine. Petrus ist dabei. Petrus ist der, dem der Vorsitz anvertraut wurde von Jesus selbst. Der Vorsitz der Gemeinde der Jünger. Das heißt, er hat da auch eine Verantwortung.

„Johannes läuft mit einer anderen Motivation. Johannes ist „der Jünger, den Jesus liebte“.“

Johannes läuft mit einer anderen Motivation. Johannes ist „der Jünger, den Jesus liebte“. Das heißt, er hat mit Jesus immer eine besondere Verbundenheit erlebt. Diese Erfahrung der Liebe, die Johannes bewegte, hat ihn sicherlich auch dazu bewegt, schneller zu laufen als Petrus. Außerdem war er auch jünger. Aber er ist eben auch aufmerksam, denn er kennt die Ordnung der Liebe, die Jesus unter den Jüngern gestiftet hat: Nämlich, dass Petrus den Vorsitz hat. Johannes wartet also am Eingang des Grabes, er guckt nur kurz hinein, wartet und lässt Petrus hineingehen. Petrus kommt an, schaut hinein und dann erfahren wir, wie er genau die Situation beschreibt, was da liegt, und wo die Leinenbinden liegen.

Die Leinenbinden an einer besonderen Stelle

Das wird ausführlich beschrieben und sicherlich auch, um zu sagen: Das ist eine ungewöhnliche Situation, hier ist kein Raub vorgefallen. Diese Leinenbinden liegen „an einer besonderen Stelle“. Es ist keine normale Situation, keine Situation, die einfach menschlich zu erklären wäre. Nachdem Petrus im Grab ist, kommt auch Johannes hinterher und als Johannes hineinkommt, erfahren wir einfach den Satz:

Er sah und glaubte.

Dieses schnelle Glaubensbekenntnis ist sicherlich auch mit seiner Verbundenheit mit dem Herrn erklärbar. Die Szene endet mit dem Kommentar, dass sie die Schrift noch nicht verstanden hatten. Dennoch bemerkt der Evangelist, dass hier schon eine Glaubenserfahrung vorliegt. Wir erfahren nur von Johannes, dass er glaubte, aber die Jünger sind eine Gemeinschaft. Sie glauben in Gemeinschaft, das heißt, wenn einer glaubt, dann kann das auch schon auf den anderen übergehen. Es ist ein geteiltes Leben. Das heißt auch, dass ihr Glaube noch nicht vollständig ist.

Alle drei Personen verstehen noch nicht

Interessant ist heute, an diesem frühen Morgen, dass alle drei Personen noch nicht verstehen. Sie glauben noch nicht ganz. Sie lassen sich aber bewegen. Das ist das Wichtige. Sie sind schon eine Gemeinschaft. Also sie sind schon verbunden, haben aber unterschiedliche Aufgaben. Von Maria Magdalena wurde am Anfang berichtet, dass sie die Nachricht überbringt. Sobald die Nachricht überbracht worden ist, erfahren wir von ihr nichts mehr. Sie tritt sozusagen zurück und überlässt diesen Platz den Nächsten: Petrus und Johannes. Dann tritt Johannes wiederum zurück und lässt den Platz für Petrus. Dieses Zurücktreten ist sehr schön, weil es ein Zusammenspiel von Gemeinschaft ist.

Sie haben unterschiedliche Aufgaben

Da ist nicht einer wichtiger als der andere. Aber es ist sehr schön zu sehen, wie unterschiedlich die Aufgaben in der Glaubensgemeinschaft sind, in der Gemeinde, in der Gemeinschaft und die unterschiedlichen Charismen auch ihren Platz haben und ihre Aufgabe. Genauso wie Maria Magdalena hat auch Petrus vor dem Tod Jesu eine Erfahrung des Versagens und der Schwäche gemacht. Das heißt, dieser Petrus geht genauso wie Maria Magdalena oder ähnlich in die Erfahrung des leeren Grabes, in diese Situation hinein, das heißt mit Zweifeln, mit der Erkenntnis seiner Schwäche. Denn er hatte Jesus verleugnet. Und das, obwohl Jesus ihm gesagt hatte, dass er der Fels ist. Und das muss für ihn unter diesem Aspekt auch sehr schmerzvoll gewesen sein zu erkennen, dass es nicht an seiner Kraft liegt, sondern, dass es ein Ruf der Gnade ist, diese Aufgabe zu übernehmen.

Die Schwächen des Petrus

Aber er hat eben seine Schwächen. Ihm sind seine Schwächen bewusst. Und mit dieser Schwäche, mit diesen Zweifeln, mit dieser Menschlichkeit geht er zum Grab und nimmt seine Aufgabe wahr. Die Erfahrung der Barmherzigkeit ist entscheidend für die Bewegung der Liebe. Sowohl bei Maria, da wird es deutlich durch ihre große Hingabe, als auch bei Petrus. Es wird ja etwas später, bei einer anderen Erscheinung Jesu, seine Trauer über seine Schwäche und sein Versagen, als er Jesus drei Mal verleugnete, wieder aufgelöst, als Jesus sagt: „Weide meine Lämmer.“ Und ihn fragt: „Liebst du mich?“ Die dreifache Frage. Petrus wird in dieser Szene, wo Jesus ihnen erscheint, sozusagen wieder versöhnt mit sich. Seine Schwächen sind da. Aber er hat eben trotzdem die Aufgabe, die Kirche zu führen.

Ostererfahrung ist dynamisch

Die Szene am leeren Grab, zeigt uns, dass die Auferstehung, die Ostererfahrung eine dynamische ist. Also der eine läuft zum anderen und sie sagen es einander und es ist Bewegung in der Sache. Und es ist nicht so entscheidend, dass einer alles weiß, sondern dass diese Bewegung in der Gemeinschaft bleibt und dass die Freude darüber dann auch weitergegeben wird. Das heißt, es geht auch darum, sich von Gott bewegen zu lassen durch die persönliche Begegnung. Diese aber auch nicht für sich zu behalten. Das ist gar nicht möglich, sondern die Freude bewegt den einen auf den anderen zuzugehen. Das heißt, es bedeutet auch, die Freude zu vertiefen durch das Annehmen von Leiden. Es geht ja hier um eine Kreuzeserfahrung, um den Tod des Freundes.

Es kommt Freude auf

Und dennoch kommt auch schon eine Freude auf. Heute lädt uns die Liturgie ein, Ostern durch das leere Grab hindurch zu betrachten. Das heißt nicht, dass die Osterfreude nicht möglich wäre, sondern dass sie nochmal durch die Brille des Zweifels, mit dem menschlichen Zweifel, betrachtet werden soll. Der wird nicht unbedingt aufgehoben, auch die menschliche Schwäche nicht, auch unsere Grenzen nicht. Aber es ist auch eine Einladung, die Sinne zu schärfen, aufeinander zu hören und Gott neu zu begegnen, also österlich zu begegnen. Was den Jüngern widerfährt in dieser Szene vom leeren Grab ist sicherlich auch noch die Stille, die Abwesenheit Gottes, die sie erfahren und erfahren haben. Diese Stille des leeren Grabes und des Nichtwissens: Lebt er, gibt es ihn? Und das betrifft ja auch uns gerade sehr: Das sogenannte Schweigen Gottes.

Der Lichtstrahl des Ostermorgens

Wenn auch wir an unsere Grenzen kommen, eine Erfahrung von Ohnmacht erleben und meinen: das kann ja gar nicht sein, das kann gar nicht gehen!, dann ist hier der Raum, hier ist der Lichtstrahl, der rein scheint.Nämlich wenn jemand, wie Maria Magdalena, uns sagt:

Pass mal auf, so und so ist die Situation, das Grab ist leer. Aber ich habe gehört, er lebt!

Also die Freude ist doch der Ausdruck der Ostererfahrung und die Einladung ist es, Gott neu zu begegnen in der Gemeinschaft.

(radio vatikan - redaktion claudia kaminski)

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08. April 2023, 11:00