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Kardinal Marx Kardinal Marx 

Marx: „Traurig, aber auch voller Hoffnung“

Als einen „väterlichen Freund“ würdigt Kardinal Reinhard Marx den verstorbenen Benedikt XVI. „Und ein Vater kann natürlich auch mal anderer Meinung sein als der Sohn. Aber wir konnten unter vier Augen alles, wirklich alles besprechen.“

Das sagte der Erzbischof von München und Freising – und in diesem Amt ein Nachfolger des verstorbenen emeritierten Papstes – am Samstag gegenüber Journalisten

„Der Tod von Benedikt XVI. bewegt viele Menschen. Ich bin traurig, aber auch voller Hoffnung: Mit 95 Jahren zu sterben ist, gerade wenn wir vom christlichen Glauben ausgehen, auch eine große Gnade. Und ich weiß, wie sehr er auch auf diese Stunde gewartet hat. So dürfen wir im Gebet mit ihm verbunden sein.“

„All die Höhen und Tiefen…“

Er fühle vor allem „große Dankbarkeit für ein so langes Leben mit einem so umfassenden Lebenszeugnis“, sagte Marx und erwähnte ausdrücklich auch „all die Höhen und Tiefen und Herausforderungen“, denen sich Benedikt während seines Lebens gegenübersah, zuletzt etwa das Missbrauchsgutachten des Erzbistums München. „Viele von Ihnen kennen ja die Geschichte und wissen, welche Herausforderungen dieses Leben zu bewältigen hat bis in die letzten Jahre hinein.“

Benedikt XVI. habe ein langes Leben gelebt, „aber ein Leben in Treue“, so Marx weiter. „Das hat mich immer wieder überzeugt, wenn ich mit ihm zusammen war. Ich kenne ihn ja auch schon viele, viele Jahre, bin ihm sehr oft begegnet… Er war seiner Mission treu, alle Tage interessiert, im Gebet mit uns verbunden, offen, aber auch mit einer klaren Position.“ Der Verstorbene sei „seiner Berufung – dem Evangelium und der Kirche – treu geblieben“.

„Ein Mann des Konzils“

Für eine Würdigung skizzierte Kardinal Marx drei Punkte: Erstens sei Joseph Ratzinger „durch und durch ein Mann des Konzils“ gewesen; viele seiner Impulse aus der Konzilszeit seien „längst noch nicht ausgelotet“. Zweitens sei der Verstorbene durchdrungen gewesen von der „Überzeugung, dass Glaube und Wissen nicht gegeneinanderstehen, dass das Evangelium jedem Denken standhält und standhalten kann“. Das habe bei Ratzinger-Benedikt zu einer „großen Bereitschaft zum Dialog“ geführt – und ganz und gar nicht zum Rückzug „in eine Nische“ („Das war nicht sein Programm!“). Und drittens habe der Verstorbene unermüdlich zur „Erneuerung der Kirche“ aufgerufen.

„Er gehört zu den Erneuerern der Kirche aus einer geistlichen Tiefe“

„Vergessen wir das nicht! Er gehört zu den Erneuerern der Kirche aus einer geistlichen Tiefe. Aber für ihn war klar: Das ist kein Bruch. Wir erfinden die Kirche nicht, wir machen sie nicht einfach neu. Sie ist die Kirche Jesu Christi seit 2000 Jahren – aber sie muss sich auf den Weg machen, sie darf nicht stehenbleiben. Also Kontinuität, aber kein Bruch. Das hat er oft so formuliert, und darauf setze ich auch.“

Auch wenn Joseph Ratzinger nur fünf Jahre (1977-81) Erzbischof von München und Freising gewesen sei, sei er doch dem Erzbistum zeitlebens tief verbunden geblieben. Marx: „Ein bayerisches Herz hat aufgehört zu schlagen, habe ich jetzt immer wieder gehört – und das stimmt! … Bayern kann stolz auf diesen Papst sein.“

(vatican news – sk)
 

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01. Januar 2023, 17:27