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P. Thomas Schwartz von Renovabis P. Thomas Schwartz von Renovabis 

Renovabis: Spannungsfeld zwischen Weltsynode und Synodalem Weg

Es sei in der Tat ein Spannungsfeld, das zwischen dem synodalen Prozess der Weltkirche und dem Synodalen Weg in Deutschland besteht. Darauf weist der Hauptgeschäftsführer des katholischen Hilfswerkes Renovabis, Pfarrer Thomas Schwartz, im Gespräch mit Radio Vatikan hin.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Pfarrer Schwartz erinnert zunächst daran, dass man „im Grunde zunächst einmal auch verstehen muss“, wie es in Deutschland zum Synodalen Weg gekommen sei. Dieser deutsche Prozess sei „ein Reflex auf den Missbrauch im Blick auf sexualisierte Gewalt, den wir in Deutschland in den letzten Jahren seit 2010 aufzuarbeiten versuchen“, erläutert er. Das Projekt habe dementsprechend einen ganz anderen Hintergrund als das, „was der Heilige Vater, Papst Franziskus mit dem synodalen Prozess in der Weltkirche eigentlich bezwecken will“: „Es geht dem Papst darum, das Volk Gottes zu einem Miteinander, zu einem Gespräch einzuladen, um die Zukunft miteinander zu gestalten“, sagt Pfarrer Schwartz.

Zum Nachhören - was Renovabis zur Synode sagt

Beim deutschen Synodalen Weg gehe es zunächst einmal um die Gründe, wie es denn überhaupt zu einer solchen Spirale des Schweigens hinsichtlich sexualisierter Gewalt kommen konnte und welche auch strukturellen Veränderungen es innerhalb der Kirche brauche, „damit so etwas nie wieder passieren wird“. Der Renovabis-Geschäftsführer ergänzt: „Es geht auch darum, auf diese Weise an einem Punkt ansetzend, dass die Zukunft der Kirche, namentlich in Deutschland, eine neue solche Spannkraft gewinnt, dass man darüber reichlich streiten kann - das sehen wir immer wieder auch in den Berichterstattungen über diesen Synodalen Weg.“

Gleichsetzung mit Parlamentarismus

„aber eben in einem nicht streitenden, sondern betenden und gemeinsam suchenden Weg“

Genau das mache auch den Vertretern vieler Bischofskonferenzen und kirchlicher Gruppierungen und Diözesen in Osteuropa „natürlich auch ein bisschen Angst, weil sie dieses Moment des Streitens mit Parlamentarismus gleichsetzen“, erläutert Pfarrer Schwartz.

„Und das ist eben alles andere, als was Synodalität im bisherigen Verständnis auch der Kirche und auch der dortigen kirchlichen Gemeinschaften eigentlich bedeutet“, sagt er. „Dort ist das synodale Prinzip eher ein Suchen nach Konsens, ein Suchen nach der Wahrheit Gottes für den Weg der Kirche in die Zukunft, aber eben in einem nicht streitenden, sondern betenden und gemeinsam suchenden Weg“, fügt er an. Und das sei genau der Spannungsbogen, „der im Moment durchaus auch für Unverständnis, zum Teil auch für Kritik zwischen den jeweiligen Kirchen im Westen, Deutschland und in Osteuropa sorgt“.

Auf die Frage, wie da ein Hilfswerk wie Renovabis helfen könnte, vielleicht auch vermittelnd oder im Sinne von informativ vermittelnd wirken könne, meint Schwartz:

„Also, wir haben zunächst einmal im letzten Jahr den Synodalen Weg zusammen mit einigen anderen Partnern versucht zu begleiten, indem wir ein Onlineformat gegründet haben, in dem auch Vertreter des Synodalen Weges über die Beratungen auch gegenüber Vertretern osteuropäischer Kirchen berichten konnten. Zweitens haben wir immer wieder auf unseren Projektbesuchen und auch auf meinen Reisen nach Osteuropa ganz viele Gespräche mit den Bischöfen geführt, in denen ich ihnen zunächst mal zuhöre, ihre Besorgnis, ihre Konsternierung zum Teil auch wahrnehme und dann versuche einfach auch noch einmal zu erklären, was der Hintergrund eigentlich da ist, was wir in Deutschland im Moment denn auch gehen als Weg miteinander.“

Verständigung ermöglichen

„auch vielleicht mal angstfrei streiten“

Umgekehrt sei Renovabis auch da, um in Deutschland auf die Bedenken und Befürchtungen aus dem Osten hinzuweisen: „Und das ist ja die wichtige Basis neben der Hilfstätigkeit, die Renovabis seit 30 Jahren mit großem Erfolg dann auch in Osteuropa und Mittelosteuropa leistet, nämlich Dialogfähigkeit zu gewährleisten. Und wir haben da in den letzten Jahren schon ein bisschen Ermüdungsprozesse auch wahrnehmen können“, gibt Schwartz zu.

Das liege auch daran, dass die Bischöfe sich nicht mehr so oft treffen konnten wegen der Pandemie. „Und wir wollen jetzt daran arbeiten, dass das wieder möglich ist. Und zwar nicht nur Bischöfe, sondern auch Vertreter der Orden und der Laienorganisationen. Einfach weil wir merken, wie notwendig es für das gegenseitige Verständnis ist, sich wieder auch wirklich physisch zu treffen und miteinander zu beten.“

Dann könne man auch miteinander ins Gespräch kommen „und auch vielleicht mal angstfrei streiten“. Das sei nämlich etwas, was wieder neu gelernt werden müsse, „auch bei uns in der Kirche“, so Schwartz.

(vatican news)

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17. Januar 2023, 12:30