D: Ukraine-Krieg hat schon zu vielen Witwen und Waisen geführt
Im Interview mit Radio Horeb sagt Oeldemann, dass dieser Bibelvers aus dem Buch des Propheten Jesaja „sehr gut“ zur diesjährigen Gebetswoche für die Einheit der Christen passe, denn der Bibelspruch greife auf, „was derzeit viele Menschen bewegt“. „Und da würde ich an erster Stelle den Krieg in der Ukraine benennen wollen“, so Oeldemann. Denn durch die russische Invasion vor nun schon bald elf Monaten sei „eigentlich relativ klar“, wer in diesem Krieg der Unterdrücker sei, „gegen den es einzuschreiten gilt“. „Und dieser Krieg hat inzwischen leider auch schon zu vielen Witwen und Waisen geführt, von denen im Bibelvers die Rede ist, für die es sich einzusetzen gilt“, fügt der kommissarische Leiter des ökumenischen Instituts in Paderborn an. „Ihnen soll ja Recht verschaffen werden.“
Konkret bedeute dies, dass es „nicht um Vergeltung, sondern darum geht, Recht zu suchen“. „Und in diesem Fall wohl vor allen Dingen das Völkerrecht zu suchen“, erläutert Oeldemann.
Der Experte ist Berater der Ökumene-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). Die ökumenische Arbeit in Deutschland vollziehe sich „auf ganz vielen Ebenen“, erläutert er im Gespräch mit Radio Horeb:
„Ich fange mal an bei der Pfarrei, wo es ökumenische Kinder-Bibelwochen oder andere Aktivitäten gibt, dann bei Diözesen und Landeskirchen, die zum Beispiel gemeinsam Veranstaltungen für die Woche für das Leben organisieren, oder bis hin zur Bischofskonferenz und EKD, die sich im Kontakt Gesprächskreise absprechen“, so Oeldemann. Er erinnere auch an das Beispiel der Veranstaltungen zum 500. Jahrestag der Reformation 2017, bis hin auch dann zum Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und dem Deutschen Evangelischen Kirchentag, die gemeinsam den Dritten Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt 2021 vorbereitet hatten.
Gespräche auf verschiedenen Ebenen
Es gebe „natürlich“ auch theologische Gespräche auf diesen verschiedenen Ebenen, was er wichtig finde „als Merkposten, gerade für unsere Situation in Deutschland“. Doch da wäre seiner Meinung nach eine „ausgeweitete Ökumene“ wichtig, bei der nicht nur die beiden großen Landeskirchen – also evangelisch und katholisch –, sondern auch die Orthodoxen sowie die evangelischen Freikirchen dazugehören, fügt Oeldemann an. „Und ich finde wichtig im Blick auf die Ökumene, dass man sozusagen nicht nur auf die Institutionen schaut, sondern auch auf die Ökumene im Alltag“, sagt der Ökumene-Fachmann.
Da würden die konfessionsverbindenden Familien eine ganz große Rolle spielen, wo Partner aus verschiedenen Konfessionen sozusagen in ihrem alltäglichen Glaubensleben versuchen würden, Brücken zwischen den Konfessionen zu bauen, aber auch Kooperationen zwischen Diakonie und Caritas. „Auch die Gastfreundschaft für ukrainische Gemeinden, in denen Leute, die vor dem Krieg geflüchtet sind, jetzt versuchen, hier ein Stück geistliche Heimat zu finden, ist ein konkretes ökumenischen Zeichen“, so Oeldemann.
Der Krieg in der Ukraine, der auch von führenden Kirchenvertretern der russisch-orthodoxen Kirche gutgeheißen würde, sei „eine enorme Belastung sowohl für die vom Krieg direkt betroffenen Kirchen – also innerkirchlich – als auch für die Ökumene. Das Wort von der Zeitenwende, was der Bundeskanzler geprägt hat, das gilt nicht nur für Politik und Gesellschaft, sondern auch für Kirchen und Ökumene“, sagt Oeldemann.
Denn dieser Krieg in der Ukraine gefährde „erst einmal die kirchliche Gemeinschaft innerhalb der orthodoxen Kirche, zwischen dem Patriarchat und Moskau und Konstantinopel“. „Vor allen Dingen war das auch leider nicht erst seit Kriegsausbruch so“, fügt er an. Aber diese innerorthodoxen Konflikte hätten dann auch Auswirkungen auf das ökumenische Gespräch mit den anderen Kirchen, „mit der katholischen Kirche sowohl auf der internationalen Ebene als auch bei der gemeinsamen Kommission, die es hier in Deutschland gibt“, so Oeldemann. Das gelte auch zwischen der Deutschen Bischofskonferenz und der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland. „Ich denke, es wird schwierig werden, die Wunden, die dieser Krieg gerissen hat, zu heilen“, urteilt Oeldemann. Auf der anderen Seite sei er überzeugt: „Dialog muss es geben und muss es auch in Zukunft geben.“
Vesper mit dem Papst zum Abschluss
Die Gebetswoche für die Einheit der Christen wird in diesen Tagen weltweit mit vielen Veranstaltungen begangen. Papst Franziskus schließt die Gebetswoche am Mittwoch selbst mit einer Vesper in der römischen Basilika Sankt Paul vor den Mauern ab. Wir werden die Feier live und mit deutschem Kommentar auf unserer , und ab 17.30 Uhr übertragen. Am 25. Januar feiert die katholische Kirche das Fest der Bekehrung des heiligen Apostels Paulus.
(radio horeb – mg)
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