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Bei einer Tagung im Angelicum Bei einer Tagung im Angelicum 

Weltsynode: Erfahrungen der Schwesterkirchen einbeziehen

Der Synodale Prozess kann nur gelingen, wenn er die synodalen Erfahrungen der Schwesterkirchen miteinbezieht: Das wurde zum Auftakt der Tagung „Synodalität in Leben und Mission der Orthodoxen Kirche“ in Rom betont. Teil nahmen auch Kardinal Mario Grech, Generalsekretär der vatikanischen Bischofssynode, sowie Schwester Nathalie Becquart, Untersekretärin der Synode.

Von Mittwochabend bis einschließlich Samstag kommen in der Päpstlichen Universität St. Thomas von Aquin (Angelicum) in Rom dabei die vielfältigen Erfahrungen der Orthodoxie mit Synodalität zur Sprache. 80 Bischöfe, Geistliche, Theologinnen und Theologen und weitere Interessierte sind dazu nach Rom gekommen.

Deutlich sei schon zum Auftakt der Tagung geworden, dass der Gedanken- und Erfahrungsaustausch nicht nur für die Katholische Kirche, sondern auch für die Orthodoxie inspirieren kann, so „Pro Oriente“ in einer Aussendung. Schließlich sei man „gemeinsam auf dem Weg“, habe Kardinal Mario Grech, Generalsekretär der vatikanischen Bischofssynode, in seinem Grußwort ausgedrückt.

Orthodoxe Kirchenvertreter teilen Erfahrungen der Synodalität

Kardinal Grech habe sich tief bewegt über die Bereitschaft so vieler Vertreterinnen und Vertreter der Orthodoxie gezeigt, ihre Erfahrungen mit Synodalität mit ihren katholischen Geschwistern zu teilen. Er sei zutiefst dankbar für dieses „Geschenk“ der Orthodoxie und habe betont, wie wichtig es für die katholische Kirche in ihrem Synodalen Prozess sei, mehr über die synodale Theologie und Praxis der orthodoxen Kirchen zu erfahren: Denn, so Grech, „ökumenisch zu sein, erfordert synodal zu sein, und synodal zu sein, impliziert ökumenisch zu sein“.

Die Konferenz wird von der Stiftung PRO ORIENTE gemeinsam mit dem Institut für Ökumenische Studien (IES) der Päpstlichen Universität St. Thomas von Aquin veranstaltet. Teil nahmen auch Schwester Nathalie Becquart, Untersekretärin der Synode, Prof. Myriam Wijlens, Mitglied des Lenkungsausschusses der Synode, sowie Prof. Peter Szabo, Mitglied der Theologischen Kommission der Synode.

Grußworte von Kardinal Schönborn und Kardinal Koch

Angelicum-Rektor P. Thomas Joseph White hob in seinem Grußwort an die Teilnehmenden die lange ökumenische Tradition seiner Einrichtung hervor. PRO ORIENTE-Präsident Alfons M. Kloss überbrachte ein Grußwort von Kardinal Christoph Schönborn, dem Kuratoriumsvorsitzenden von PRO ORIENTE. Darin hob Kardinal Schönborn die Bedeutung der Konferenz hervor, die genau in den Aufgabenbereich von PRO ORIENTE falle. Kardinal Schönborn kann nicht an der Tagung in Rom teilnehmen, da er gleichzeitig in Bahrain am Papstbesuch bzw. am „Bahrain Dialog-Forum“ teilnimmt.

Kardinal Kurt Koch, Präsident des vatikanischen Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen, erinnerte bei der Konferenz unter anderem die Bedeutung der Tagung für den offiziellen katholisch-orthodoxen Dialog, in dem man seit Jahren am Verhältnis von Primat und Synodalität arbeite. Er erhoffe sich von der Tagung wertvolle Impulse für diesen Dialog; ebenso auch für das 2025 anstehende 1.700-Jahr-Jubiläum des Konzils von Nizäa, der ersten synodalen Versammlung auf weltkirchlicher Ebene.

Synodalität funktioniere begrenzt

Metropolit Job von Pisidien, Ko-Vorsitzender der Internationalen Kommission für den katholisch-orthodoxen Dialog, räumte in seinen Ausführungen ein, dass Synodalität in der Orthodoxie zwar auf Ebene der autokephalen Kirchen funktioniere, allerdings könne man dies weder für die darunter liegende lokale noch darüber liegende universale Ebene in gleicher Weise behaupten. Auf lokaler diözesaner Ebene komme es oft viel zu sehr allein auf den jeweiligen Bischof und seine engsten Mitarbeiter an, auf universaler Ebene können von einer weltweiten synodalen Kirche keine Rede sein. Das würden nicht nur die jüngsten innerorthodoxen Spannungen belegen, sondern auch schon die Genese und Durchführung des „Großen und Heiligen Konzils“ in Kreta im Jahr 2016, an dem nicht alle autokephalen Kirchen teilnahmen.

In ähnlicher Weise wie Metropolit Job äußerte sich auch der serbisch-orthodoxe Bischof Maxim (Vasiljevic). Er hielt am Mittwochabend den Eröffnungsvortrag zum Thema „Die Orthodoxe Kirche ist eine synodale Kirche“. Bischof Maxim räumte zahlreiche aktuelle Herausforderungen ein, die dazu geführt hätten, dass viele Ortskirchen als unabhängige oder auch isolierte - je nach Betrachtung - Einheiten existierten. Der Bischof sprach sich für eine teilweise Revision traditioneller Formen von Synodalität aus. Neue Schemata müssten gefunden werden, um den globalen und existenziellen Charakter der Kirche besser zum Ausdruck zu bringen. Bischof Maxim plädierte für mehr panorthodoxe und ökumenische Zusammenarbeit. Eine solchermaßen wiederbelebte Synodalität diene der Bewahrung des Heilsgeheimnisses der Kirche.

Eucharistische Dimension von Synodalität und weitere Themen

Der rumänisch-orthodoxe Theologe Prof. Sorin Selaru erläuterte in seinem Vortrag am Donnerstag u.a. die eucharistische Dimension von Synodalität. Die Versammlung der Gläubigen zur Feier der Eucharistie sei die erste und ursprüngliche Manifestation von Synodalität, so Selaru. Die Kirche sei von ihrem Wesen her eucharistisch.

Weitere Vorträge und Diskussionen beschäftigten sich etwa mit dem Konzil von Nizäa 325 n. Chr. und dem panorthodoxen Konzil von Kreta 2016. Workshops hatten etwa die orthodoxen klösterlichen Traditionen oder bestimmte regionale Ausprägungen von Synodalität in Geschichte und Gegenwart zum Inhalt.

Die Ergebnisse der Konferenz, die noch bis Samstag dauern wird, werden in einem Tagungsband in Buchform veröffentlicht. Die Konferenzbeiträge können auf dem YouTube-Kanal des Angelicums online live mitverfolgt werden, und bleiben auch nach dem Ende der Tagung abrufbar.

(pro oriente – pr)
 

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04. November 2022, 14:12