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Tagung im Angelicum Tagung im Angelicum 

Rom: Ökumene-Tagung mit orthodoxen Inputs für katholische Kirche

Am Wochenende ist eine internationale Pro Oriente-Tagung zu Ende gegangen, die sich mit den Erfahrungen der Orthodoxie mit Synodalität befasste und das Ziel hatte, diese Erfahrungen für den Synodalen Prozess in der Katholischen Kirche fruchtbar zu machen. Veranstalter der Tagung „Synodalität in Leben und Mission der Orthodoxen Kirche“ war neben Pro Oriente das Institut für Ökumenische Studien der Päpstlichen Universität St. Thomas von Aquin (Angelicum), wo die Tagung auch stattfand.

Der Präsident der österreichischen Pro-Oriente-Stiftung, Alfons M. Kloss, zog in einer Aussendung der Stiftung ein positives Resümee der Konferenz, sowohl, was den „Geist“, aber auch den Inhalt der Tagung betraf: „Die orthodoxen Konferenzteilnehmerinnen und -teilnehmer haben in sehr eindrucksvoller und offener Weise ihr Verständnis und ihre Praxis von Synodalität diskutiert.“ Damit hätten sie, wie intendiert, einen wertvollen Beitrag zur globalen Synode der Katholischen Kirche geleistet. Die katholischen Teilnehmenden hätten diese wichtigen Impulse mit „beeindruckender Aufmerksamkeit“ aufgenommen, so Kloss.

Zugleich sei in diesen Tagen des gemeinsamen Hörens, Diskutierens und Betens auch deutlich geworden, „wie viele aktuelle Herausforderungen in der fragilen heutigen Welt die Orthodoxe Kirche mit unserer Katholischen Kirche teilt“. Dies sei, so Kloss, „ein weiterer Anstoß dafür, dass sich die Christinnen und Christen weltweit in größerer Einheit im Sinne der Frohen Botschaft engagieren“.

Laien und Frauen in der Orthodoxie

Die rumänisch-orthodoxe US-Theologin Teva Regule beleuchtete in ihrem Vortrag laut dem Pro Oriente-Informationsdienst u.a. die Beteiligung von Laien an synodalen Prozessen in der Orthodoxie. Historisch gesehen hätten immer schon auch Laien am Entscheidungsprozess der Kirche teilgenommen. Obwohl die frühen Ökumenischen Konzilien in erster Linie bischöfliche Versammlungen waren, seien es Laien gewesen - wenn in den konkreten Fällen auch die byzantinischen Kaiser - die die Konzilien einberufen hatten. Und schließlich sei es auch das gläubige Volk - die Laien - gewesen, das die Entscheidungen der Konzilien akzeptieren musste. So habe sich nach dem Konzil von Nizäa 325 die Verurteilung des Arianismus nur durch die Annahme des Volkes durchsetzen können.

Ein Gegenbeispiel: Die orthodoxen Gläubigen lehnten die Beschlüsse des Konzils von Ferrara-Florenz (1438/39) übereinstimmend ab, sodass sie nie zur Geltung kamen, so Regule. Heutzutage seien vor allem in der orthodoxen Diaspora Geistliche und Laien, Männer und Frauen, auf vielfältige Weise in der Kirche aktiv. Laien seien durchaus auch in nicht nur beratenden, sondern ebenso in entscheidenden Gremien auf lokaler Gemeinde- und teils auch Diözesanebene vertreten. In manchen Diözesen bestimmten Laien auch bei der Bischofswahl mit, so etwa in der Orthodox Church in America (OCA). Dies sei freilich kein durchgängiges Prinzip, räumte Regule ein.

Die Theologin erläuterte auch den gegenwärtigen Stand des Frauendiakonats in der Orthodoxie. Frauen hätten immer am diakonischen Dienst der Kirche teilgenommen, in der frühen Kirche auch als ordinierte Diakoninnen. Seit rund 150 Jahren gebe es Stimmen, die die Wiedereinführung des Frauendiakonats forderten. 1988 fand auf Rhodos auf Initiative des damaligen Ökumenischen Patriarchen Demetrios eine Konferenz statt, die sich diesem Thema widmete. Ergebnis der Beratungen war, dass man sich zwar nicht für das Frauenpriestertum aussprach, aber festhielt, dass das Amt der Diakoninnen wiederbelebt werden sollte. Dies sei eine positive Antwort auf die vielen Bedürfnisse und Anforderungen der heutigen Welt. Seither hätten sich mehrere Konferenzen mit dieser Thematik beschäftigt.

Plädoyer für mehr innerorthodoxe Synodalität

Der orthodoxe kenianische Geistliche und Theologe John Njoroge kam in seinem Hauptvortrag über Synodalität und Mission am Samstag u.a. auf das Konzil von Kreta 2016 zu sprechen. Trotz aller Schwierigkeiten in der Vorbereitung und Durchführung wolle er es als „Indikator für die Möglichkeiten zukünftiger Konzile“ bezeichnen. Innerkirchliche Konfliktthemen, wie die Situation der Orthodoxie in der Ukraine oder in Afrika, oder auch die generelle Struktur der Orthodoxie in der Diaspora benötigten ebenso mehr Synodalität wie auch gesamtgesellschaftliche weltweite Herausforderungen. Dies gelte für die Themen Gerechtigkeit und Friede ebenso wie etwa auch für die Klimakrise. Mangelnde Synodalität bzw. Konziliarität unter den Orthodoxen Kirchen würden das künftige Leben und die Mission der Kirche in der Welt beeinträchtigen, warnte Njoroge.

Weitere Vorträge und Diskussionen am Freitag und Samstag beschäftigten sich etwa mit dem wegweisenden Konzil der Russisch-orthodoxen Kirche 1917/18, orthodoxen Laienbewegungen, der Partizipation von Laien bei der Wahl von Bischöfen und Patriarchen, orthodoxen Jugendbewegungen, dem orthodoxen Engagement im Weltkirchenrat oder auch dem Thema „Frauen und Synodalität“.

Rund 80 Bischöfe, Geistliche, Theologinnen und Theologen und weitere Interessierte waren nach Rom gekommen. Die Konferenz stand unter der gemeinsamen Schirmherrschaft des vatikanischen Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen und des Generalsekretariats der Bischofssynode. Die Ergebnisse der Konferenz werden auch in einem Tagungsband in Buchform veröffentlicht.

(kap – mg)

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08. November 2022, 10:45