Theologen fordern Schulterschluss der Religionen für Frieden
Der Aufruf „Religionen - Hoffnung für eine taumelnde Welt" betont dabei, dass die Weltreligionen für Millionen Menschen bis heute „Quellen der Hoffnung und der Kraft, Angst, Egoismus und Resignation zu überwinden" darstellen und eine „Inspiration für ein universell-solidarisches Leben" bieten.
Vielschichte Herausforderungen
Die Herausforderungen, vor denen die Welt und die Menschheit stehen, seien dramatisch und reichten von „barbarischen Kriegen" über ein Aufflammen der atomaren Gefahr bis hin zur Klimakrise, steigender Armut, wachsendem Hunger und anhaltenden Fluchtbewegungen sowie zu einer „Informatisierung" der Gesellschaft, die das soziale Gefüge „ähnlich verändert wie die Industrialisierung". Diese Krisen würden die Bevölkerung ängstigen: „Angst aber entsolidarisiert, schafft eine Atmosphäre wachsender Rivalität". Hass, Gewalt, Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit seien die Folge.
„In dieser Weltlage halten wir (...) mit vielen Menschen guten Willens Ausschau nach Kräften, die helfen, in der Angst zu bestehen und couragiert die Herausforderungen anzunehmen." Quellen der Hoffnung böten dabei die Weltreligionen, da sie Träger der „großen Sehnsucht nach einer geeinten Menschheit in Gerechtigkeit und Frieden" seien - eine Botschaft, die „nichts an Kraft verloren" habe und gerade auch „in dieser fragilen Zeit" Menschen motivieren könne, zeigen sich die Unterzeichnenden überzeugt.
Kritisches Selbstreflexion für Religionen ist ein „Muss“
Christentum und Islam könnten jedoch nur dann diese Kraft aufbringen, wenn sie die Bereitschaft zur „kritischen Selbstreflexion" und zur „inneren Reform" zeigten, erinnert der Aufruf. Allzu oft seien Religionen schließlich zuletzt „Teil des Problems und nicht Teil der Lösung" gewesen, was sich in der Vertrauenskrise zeige, die Christentum wie Islam erfasst habe.
An der Liebe und an ihrer Bereitschaft, „gegenseitige Rivalität (zu) überwinden, sich um eine Kultur der gegenseitigen Anerkennung und des Respekts (zu) bemühen" und in Demut ihren „kollektiven Narzissmus" zu überwinden.
„Religionen schüren die Hoffnung, dass die gegenwärtigen Herausforderungen, welche die Welt taumeln lassen, nicht der Todeskampf der Erde und der Menschheit sind, sondern Geburtswehen einer Welt, in der Volker in Gerechtigkeit und Frieden in Harmonie mit der Natur leben", heißt es abschließend.
Internationale Unterstützende
Unterzeichnet wurde der Aufruf bislang vom kanadischen katholischen Philosophen Charles Taylor, dem US-amerikanischen Religionssoziologen Jose Casanova, dem Vizepräsidenten des World Jewish Congress, Maram Stern, der Generalsekretärin von „Religions for Peace", Azza Karam und anderen.
Den Wortlaut des Aufrufs und Liste der Erstunterzeichnenden ist auf der zu finden.
(kap-sm)
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