Pilgerzentrum: „Je mehr Leben in Rom ist, desto lieber ist es uns"
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
Radio Vatikan: Jetzt hatten wir zwei Jahre Corona-Pandemie-Einschränkungen und nun die heißen Monate, Juli, August. Sie sind normalerweise immer leer an Römern, aber voll an Pilgern, es gibt viele Touristen. Wie sieht es dieses Jahr aus?
Pfarrer Werner Demmel, Leiter deutschsprachiges Pilgerzentrum Rom: Ich habe den Eindruck, dass Rom fast voller ist als vor Corona. Ich muss aber auch ein bisschen widersprechen, denn der Juli, August war immer sehr leer, auch vom Pilgerwesen her. Es war einfach viel zu heiß. Was man trotzdem beobachtet ist, dass genügend Deutsche sich hier aufhalten. Da gibt es ja dieses alte Sprichtwort: Im Juli, August trifft man auf den Straßen Roms nur Hunde und Deutsche. Das trifft sicherlich zu. Die Stadt ist voll, die öffentlichen Verkehrsmittel sind brechend voll. Ich beobachte da auch leider, dass die Touristen sich oft nicht an die Maskenpflicht halten (die in Italien noch gilt), da sie in ihren Ländern keine mehr tragen müssen.
Radio Vatikan: Gibt es sonst noch Auswirkungen von Corona oder ist das jetzt überwunden?
Pfarrer Werner Demmel: Wir beobachten, dass deutlich weniger Fuß- und Radpilger zu uns kommen als die Jahre vor Corona. Aber trotzdem kommen welche. Das hängt auch damit zusammen, dass sich viele nicht auf den Weg gemacht haben, da viele Pilger-Herbergen noch geschlossen waren - aus Ängsten, aus hygienischen Gründen heraus. Und das verringert natürlich die Anzahl. Aber wir haben doch schon einige jetzt begrüßen dürfen, die voller Glücksgefühle bei uns ankamen, dass sie es endlich wagen durften. Teils sind das Pilger, die sich jedes Jahr auf den Weg machen. Es ist schön, dass sie wieder da sind.
Radio Vatikan: Wie sieht es denn aus mit den Generalaudienzen? Die hat Papst Franziskus ja im August jetzt wieder aufgenommen, nach der Sommerpause. Sind schon auch einige Gruppen aus dem deutschsprachigen Raum dabei?
Pfarrer Werner Demmel: Oh ja. Wir vermissen die große Beteiligung von Pfarreien. Die ist ausgeblieben bis jetzt. Aber im Herbst haben wir sehr viele größere Gruppen da: Pfarreien, Schulen, sehr viele Schulen im September, Oktober - teils ganze Schulen komplett mit 800 oder 900 Schülern. Also das ist wieder erfreulich und wir hoffen, dass uns kein Strich durch die Rechnung gemacht wird. Denn je mehr Leben da ist, desto lieber ist es uns.
Bisher 300 deutschsprachige Pilger zur Seligsprechung angemeldet
Radio Vatikan: Es gibt ja jetzt auch einige große Ereignisse: Wir haben jetzt Ende August, kommendes Wochenende eine Kardinalsversammlung, ein Konsistorium. Und dann direkt danach, Anfang September, die Seligsprechung von Papst Johannes Paul I. Zieht das Pilger an?
Pfarrer Werner Demmel: Da stelle ich bisher noch keinen großen Andrang fest. Es wird wohl hin und wieder mal gefragt per Mail. Manche fragen sogar schon, ob man dann hinterher die Kardinäle besuchen und persönlich gratulieren kann, wie es früher üblich war.
Was die Seligsprechung angeht, bin ich ein wenig enttäuscht, aber ich kann auch verstehen, dass von deutscher Seite her eine sehr geringe Beteiligung da ist. Es sind ein paar größere Gruppen aus Norditalien da. Man darf nicht vergessen, dass dieser Papst, auch wenn er noch so beliebt war, doch schon mehr als 40 Jahre tot ist. Und wir haben ja noch ein bisschen Spielraum. Es sind jetzt in den letzten zwei, drei Wochen auch ein paar Pfarreien aus Deutschland dazugekommen, aber ansonsten hält es sich im Rahmen. Wir haben, ich habe gerade noch hineingeschaut, bisher um die 300 Anmeldungen. Das ist fast nichts.
Anmeldung zur Seligsprechung noch möglich
Radio Vatikan: Kann man sich denn noch anmelden? Und wenn, dann wie?
Pfarrer Werner Demmel: Man kann sich recht leicht über unser System auf unserer Homepage anmelden: Und dann gibt es ein Bestell-System für Messen und Audienzen. In der Regel schließt das System automatisch zehn Tage vor dem Termin. Das heißt, es bleibt immer noch Zeit, sich anzumelden.
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Radio Vatikan: Können Sie noch mal etwas sagen zu dem neuen seligen Papst? Den kennen vielleicht in Deutschland gar nicht so viele. Er war ja auch nicht so lange im Amt und in Italien ist er natürlich bekannter...
Pfarrer Werner Demmel: Papst Johannes Paul I. war ja nur 33 Tage Papst. Er war in der damaligen Zeit sehr gut angekommen durch sein Lächeln, hieß ja auch der lächelnde Papst. Er war davor Patriarch von Venedig und kam mit dem Rückfahr-Ticket hier in Rom an, weil er geglaubt hat: ,Mich wählt man sowieso nicht.`
Aber diese 33 Tage haben schon einen einen Eindruck in der damaligen Kirche hinterlassen. Jetzt gerät das, natürlich durch die lange Amtszeit Johannes Paul II. , dann mittlerweile Benedikt und schon wieder Franziskus, auch leicht in Vergessenheit.
Radio Vatikan: Welche Bedeutung hat jetzt die Seligsprechung?
Pfarrer Werner Demmel: Die Seligsprechung ist eine Anerkennung der Kirche seines Lebenswandels und seines Beispiels als Christ, das er gelebt hat. Und sie bedeutet, dass er eben örtlich, also im Bistum, in den norditalienischen Bistümern wahrscheinlich generell - oder sogar in ganz Italien - als Seliger verehrt werden kann.
Konsistorium - Begegnung mit Kardinälen möglich
(vatican news-sst)
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