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An der Engelsburg: Pfarrer Klaus Koltermann (l.) und seine Mitpilger aus Dormagen An der Engelsburg: Pfarrer Klaus Koltermann (l.) und seine Mitpilger aus Dormagen 

Zu Fuß aus dem Rheinland nach Rom

Mitte Mai sind sie im Rheinland aufgebrochen – und am Pfingstsonntag zogen sie in Rom ein: Pfarrer Klaus Koltermann und sechs Pilgerinnen und Pilger aus seinem Pfarrverband Dormagen-Nord. Mit ihrem Pilgerweg wollen sie mit dafür sorgen, dass auch in der Kirche etwas in Bewegung kommt.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Eine Premiere war die Wallfahrt nicht, wie uns Pfarrer Koltermann am Pfingstmontag im Schatten der Engelsburg, nicht weit vom Vatikan, erklärt. „Wir hatten schon letztes Jahr einen Gang gemacht nach Köln. Das waren 50 Kilometer, und auch da sind wir eingetreten für Veränderungen in der Kirche. Dann ist die Idee aufgekommen, das jetzt auch mit Rom zu versuchen.“

Die Pilgergruppe aus dem Erzbistum Köln will auf Themen aufmerksam machen, wie sie auch beim „Synodalen Weg“ der Kirche in Deutschland besprochen werden: „Die Aufdeckung von Missbrauch, und dann natürlich auch die Ämter in der Kirche. Und ein wichtiges Thema ist auch die Rolle der Frau in der Kirche mit der Zulassung zum Priesteramt; denn wir bekommen in den Gemeinden immer wieder zu spüren, dass die Menschen da Schwierigkeiten haben, der offiziellen Lehre der Kirche zu folgen.“

„Walk for change and solidarity“

Sie haben keine Petition verfasst, sie sind einfach aufgebrochen. „Walk for change and solidarity“ war ihr Motto. Claudia Kornacker erklärt: „Um konsequent etwas umzusetzen, muss ich mich selber erst mal in Bewegung setzen, selbst die Verantwortung übernehmen, anstatt sie wie gehabt anderen zu überlassen. Es ist mein Schritt, den ich gehe, und zwar Schritt für Schritt, jeder in seinem Tempo.“

Das hätten sie auch auf ihrem Pilgerweg erfahren: „Manchmal geht es langsamer, manchmal geht es flotter, manchmal geht es gut voran, manchmal ist es etwas mühsamer und man wird müde. Aber wichtig ist, konsequent dranzubleiben.“

Zum Nachhören: Von Dormagen nach Rom - ein Bericht von Radio Vatikan

Gottesdienst am Feldrand

Sie hatten Hotels und Jugendherbergen vorgebucht; außerdem fuhr ein VW-Bus mit, für das größere Gepäck. Das erklärt uns Regina Bergande. „Wir haben einen Teil der Strecke auch tatsächlich mit dem Bus zurückgelegt, denn vom Rheinland bis Rom schafft man nicht zu Fuß die ganze Strecke. Aber wir sind nach Möglichkeit doch zwischen fünfzehn und 20 Kilometer am Tag auch zu Fuß gegangen – und wir haben auch schöne Landschaften gesehen in der Zeit.“

Unterwegs hat Marion Zacheja vor allem an die Missbrauchsopfer gedacht. „Ich habe versucht, deren Schmerz ein bisschen nachzuempfinden… Der ganze Skandal, der daran hängt, der bewegt mich sehr.“ Aber auch gesungen haben sie manchmal; ein Liederheft mit Kirchenliedern hatten sie aus Dormagen mitgenommen. Ralph Bergande: „Wir haben auch Gottesdienste gefeiert – das war sehr schön für uns im kleinen Kreis … eine ganz tolle Erfahrung. Irgendwo am Rande eines Felds, die Vögel zwitschern, oder irgendwo plätschert ein Bach, und dann hält man einen Gottesdienst, der natürlich nicht so die starre Form hat, wie das normalerweise bei einem Gottesdienst der Fall ist… eine sehr schöne Erfahrung.“

„Wir sind als Gruppe aufgefallen“

Beeindruckt ist die Pilgergruppe von den Menschen, denen sie in den letzten drei Wochen begegnet ist – zum Beispiel die Benediktinerin Philippa Rath aus dem Kloster Eibingen am Rhein, die gewissermaßen Nachfolgerin der hl. Hildegard von Bingen ist. Andrea Kramer-Hützen: „Schwester Philippa Rath hat uns gesagt, dass wir zu Hause in unseren Gemeinden an unsere Grenzen gehen und das tun sollen, was möglich ist; dass wir uns auch lossagen sollten von den Machtstrukturen der Kirche; und dass wir das, was wir mit unserem Glauben für wichtig empfinden, also auch versuchen, in unseren Gemeinden umzusetzen.“

Zwischen Dormagen und Rom ergab sich immer wieder die Gelegenheit zu Gesprächen. „Wir sind als Gruppe aufgefallen: Wir haben Tücher anfertigen lassen, wir haben T-Shirts getragen, daran konnte man uns als Gruppe erkennen. Und dann kamen natürlich immer wieder neugierige Blicke und Fragen und ganz spontane, positive Äußerungen, dass sie ähnlich denken wie wir und dass sie uns viel Glück wünschen, und dass wir dranbleiben sollen. Das fand ich für mich persönlich sehr, sehr bereichernd, auch in die Zukunft gerichtet…“

Gestärkt zurück in den Alltag

Claudia Kornacker findet, dass sie „gestärkt“ in den Alltag zurückgehen. Sie hätten in den letzten drei Wochen „eine besondere Erfahrung“ gemacht und seien motiviert, weiter für eine erneuerte Kirche zu kämpfen. „Es geht darum, anzupacken und weiterzumachen! Gestalten in der Gemeinde, gestalten mit Aktionen, Aufmerksamkeit aufrechterhalten für die Themen der Zeit, der Kirche, nicht nachlassen… Dies ist ein erster Schritt, die nächsten Schritte müssen folgen. Alles in dem Tempo, das gegeben ist und das möglich ist…“

Interessant war für die Pilgergruppe die Feststellung, dass Katholizismus in Italien ganz anders gelebt wird als in Deutschland. Deutsche schauten „viel kritischer auf die Amtskirche“.

„Der Papst sollte den Mut haben, mehr zuzulassen“

Zu einer Begegnung mit Papst Franziskus ist es für die Dormagener leider nicht gekommen. Was sie ihm gerne mit auf den Weg gegeben hätten? Regina Bergande: „Dass er Mut haben soll, mehr zuzulassen. Dass auch die Frauen mehr Rechte bekommen sollen, weil wir sowieso schon die meiste Arbeit in der Kirche machen und ich nicht verstehe, dass man ihnen nicht mehr zutraut, auch was Ämter betrifft.“

(vatican news)
 

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06. Juni 2022, 10:57