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Auch Bischof Bätzing hat uns schon am Radio-Vatikan-Stand besucht Auch Bischof Bätzing hat uns schon am Radio-Vatikan-Stand besucht 

D: Den Katholikentag gibt es nicht

Beim 102. Deutschen Katholikentag in Stuttgart ist auch Pope/Radio Vatikan mit einem eigenen Stand vertreten. Unser Kollege Stefan v. Kempis schildert uns seine Eindrücke.

Wie sieht es denn aus auf dem Katholikentag?

„Also, den einen Katholikentag gibt es, so gesehen, gar nicht – eigentlich gibt es so viele Katholikentage, wie es Besucher gibt. Denn jeder stellt sich natürlich sein eigenes Menü aus Veranstaltungen zusammen, oder zu welchen Ständen er gehen will. Jeder gewinnt ganz eigene Eindrücke, je nachdem wen er so trifft oder welche Gespräche er führt.

In der Zeitung lese ich, dass nur etwa 25.000 Teilnehmer hier in Stuttgart sind, und davon seien ca. 7.000 Personen Mitwirkende am Katholikentag; das wäre also mehr als ein Viertel der Teilnehmer. Natürlich kommt auch immer noch Laufkundschaft dazu, aber die Zahlen liegen jedenfalls deutlich niedriger als beim letzten großen Katholikentag von Münster, vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Trotzdem – hier am Radio-Vatikan-Stand in der Königstraße, zwischen Hauptbahnhof und Schlossplatz, ist der Andrang eher größer als sonst bei Katholikentagen. Weil man bei uns normale 50 Cent-Münzen gegen Vatikangeld tauschen kann, bilden sich bei uns manchmal lange Schlangen…“

Bei der Eröffnung des Katholikentags
Bei der Eröffnung des Katholikentags

Was sagen die Leute, die Sie am Stand erleben? Sind die alle wütend auf den Vatikan, oder sind das eher Papst-Fans?

„Bevor ich hierherkam, hatte ich eigentlich gedacht, dass ich in viele kritische Gespräche verwickelt werden würde. Aber das ist gar nicht der Fall. Die Leute sind in der Regel total nett, erinnern sich an Romreisen, die sie mal gemacht haben, wollen Papst-Postkarten oder Radio-Vatikan-Kugelschreiber haben. Es ist nicht so, dass man ständig von Kirchen- oder Vatikankritikern angesprochen würde. Die typischen Besucher am Stand – und das höre ich auch von anderen, die hier Stände haben – sind freundlich, interessiert, halten gerne mal ein Schwätzchen, freuen sich über alles, was kostenlos ist und was sie mitnehmen können. Viele haben schon eine unserer Live-Übertragungen des Angelus gesehen oder gehört.

Auffallend ist, dass Bischöfe oder Politiker bei diesem Katholikentag nicht so ‚ziehen‘, wie man das früher erlebte. Auf Podien werden Prominente interviewt, und davor stehen manchmal nur drei, vier Leute und hören zu. Da scheint sich etwas geändert zu haben. Freunde von einem Stand, bei dem es viel Live-Musik gibt, erzählten mir gestern: In dem Moment, in dem ein bekannter Theologe bei ihnen aufs Podium kletterte, ergriffen viele Zuschauer sozusagen die Flucht.“

Auch Kardinal Kasper konnten wir bei uns begrüßen
Auch Kardinal Kasper konnten wir bei uns begrüßen

Was fragen, was sagen die Leute, die an den Radio-Vatikan-Stand kommen?

„Ganz verschieden. Gerade war jemand da, der wissen wollte: Warum heißt es im Ave eigentlich ‚du bist gebenedeit unter den Frauen‘? Davor fragte eine Frau nach den Öffnungszeiten der Vatikanischen Museen. Ein Religionslehrer aus Stuttgart räumte Postkarten ab (‚Für meine Firmgruppe‘), ein Professor von der Uni Opole/Oppeln in Polen erzählte aus seinem Bistum. Immer etwas Neues. Auch mit zwei Missbrauchsbetroffenen habe ich gesprochen – die waren beide sehr höflich, das waren richtig interessante und gute Gespräche.

Ein Mann hat mich gestern Abend ziemlich ins Nachdenken und auch ins Schlingern gebracht. Der meinte: ‚Christus hätte sich sicher nicht für Waffenlieferungen ausgesprochen! Der sagte doch: Ihr sollt eure Feinde lieben.‘ Ich meinte darauf, man müsste doch einem Land, das angegriffen wird, irgendwie helfen. Aber er meinte: ‚Das mag ja sein – aber das ist ein politisches, ein völkerrechtliches, ein militärisches Argument, nur eben kein christliches. Wir müssen uns an das halten, was Jesus gesagt hat und was Jesus heute tun würde, sonst ist es kein Christentum‘. Und christlich sei eigentlich nur Pazifismus. Das hat mich in dem Moment ganz schön in die Bredouille gebracht…“

(vatican news – sk)
 

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27. Mai 2022, 13:34