D: „Es geht um Haltungsveränderungen“
„In allem geht es um Einstellungs- und Haltungsveränderungen gegenüber den Menschen“, sagte Marx. Das gelte auch gegenüber Betroffenen sexuellen Missbrauchs: „Nicht nur der Bischof ist aufgefordert, sich von den Betroffenen in Frage stellen zu lassen, sondern auch die anderen, die Priester, die Verantwortlichen, die Gremien. Dem müssen wir uns stellen und sehen, was das bedeutet.“
Das im Januar vorgestellte Gutachten zu Missbrauch in der Erzdiözese sei ein „wichtiger Baustein der Aufarbeitung“ und in seiner Konkretheit „heilsam“. Es habe unter anderem deutlich gemacht, „dass wir ganz anders auf die Betroffenen zugehen müssen“.
Kardinal Marx forderte auch, Kirche müsse sich den aktuellen gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen stellen: „Wahre Kirche kann man nicht erkennen an schöner Liturgie, sondern daran, Zeichen des Reiches Gottes zu sein.“ Die Situation in der Welt „im Kleinen und im Großen muss der Ausgangspunkt sein“.
Als Beispiele nannte der Erzbischof den Krieg in der Ukraine sowie die Klimakrise und die Corona-Pandemie. „In dieser Situation wird noch sichtbarer, wofür wir als Kirche da sind, in einer Welt, die Zusammenhalt, Frieden, Hoffnung braucht. Die Kirche ist nicht für sich selbst da. Wenn sie die Aufmerksamkeit für das verliert, was in der Welt geschieht, ist sie sinnlos geworden.“ Das gelinge jedoch nur, wenn die Kirche offen für Reformen sei: „Hörbar bleiben geht nur mit einer erneuerten Kirche.“
Zeichen des Reiches Gottes sein
Mit Blick auf den Ukraine-Krieg würdigte der Erzbischof die große Solidarität in der Gesellschaft. Er sehe, dass die Hilfsbereitschaft „geradezu explodiert“, und danke allen „für das, was schon getan wird und was noch lange unsere Verpflichtung sein wird“. Kardinal Marx ermutigte alle Gläubigen dazu, „in Zusammenarbeit mit der Caritas, mit den Kommunen wirklich hinzuschauen: Was können wir tun?“. Auch daran werde deutlich, „was es bedeutet, Zeichen des Reiches Gottes zu sein“.
Kardinal Marx würdigte zudem den deutschlandweiten Synodalen Weg und betonte, er sei „Teil des gesamten Aufarbeitungsprozesses“ und mache es möglich, „einen Aufbruch zu wagen in eine Veränderung der Haltung von Kirche“. In der Erzdiözese solle zeitnah eine Arbeitsgruppe eingesetzt werden, die sich mit den bereits beschlossenen Texten des Synodalen Weges und ihrer Umsetzung in der Erzdiözese befassen solle, unter anderem mit einem Beschluss für mehr Gewaltenteilung in der Kirche. Es solle deutlich werden: „Der Synodale Weg hat jetzt schon Entscheidungen gefällt, die umgesetzt werden können.“
Der Diözesanrat der Katholiken ist das oberste Laiengremium der Erzdiözese. Die mehr als 200 Mitglieder des Diözesanrates treffen sich jeweils im Frühjahr und im Herbst zu ihren Vollversammlungen.
(erzbistum münchen – sk)
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