D: Woelki zurück in Köln - Papst Amtsverzicht angeboten
Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
Er wisse, dass mit seiner Rückkehr viele „ganz unterschiedliche Gefühle verbinden: Verunsicherung, Unverständnis, Misstrauen bis hin zur Ablehnung meiner Person sowie eine gewisse Sorge im Hinblick darauf, wie es bei uns im Erzbistum weitergehen wird", heißt es in dem Schreiben. In dem , spricht Woelki auch von persönlicher Mitverantwortung an der Situation: „Es tut mir leid, dass diese Zeit für viele Menschen in unserer Kirche eine so belastete Zeit ist. Und ich weiß und es schmerzt mich, dass auch ich für diese Situation Verantwortung trage."
Eine Auszeit löst keine Probleme - kann aber Chance zum Neuanfang sein
Dass nach der Auszeit noch viel Arbeit vor ihm und der Glaubensgemeinschaft im Erzbistum Köln liegt, scheint Kardinal Woelki, dessen Rückkehr viele auch skeptisch sahen, bewusst: „Eine Auszeit an sich löst ja keine Probleme. Von außen kann auch nur wenig auf den Weg gebracht werden. Und schließlich kann Versöhnung nur in einem Miteinander gedacht, gewagt, konkret versucht werden – und nicht im Modus einer Auszeit voneinander", schreibt er.
Auf der Kölner Domplatte veranstaltete die Reforminitiative Maria 2.0 unterdessen eine Kundgebung gegen die Rückkehr Woelkis. Die Veranstalter sprachen von 300 Teilnehmenden, laut Polizei waren es rund 150. Im Erzbistum Köln hatte vor allem die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen zu einer Vertrauenskrise geführt. Papst Franziskus erklärte nach einer Untersuchung, Woelki habe in diesem Zusammenhang „große Fehler" vor allem in der Kommunikation gemacht, aber keine Verbrechen vertuschen wollen. Woelki befand sich seit Oktober in einer mit Papst Franziskus vereinbarten „geistlichen Auszeit", die er nun beendete.
Konkrete Änderungen angekündigt
Seine im Oktober 2021 begonne Auszeit habe ihn einen neuen Blick auf die Dinge gewinnen lassen, berichtet Kardinal Woelki weiter, es sei unter anderem auch Gelegenheit gewesen, „mich den Versäumnissen, den Fehlern und der Schuld in meinem Leben zu stellen und dabei auch Gelungenes und den Zuspruch zu sehen und wertzuschätzen – und aus beidem zu lernen". Woelki erwähnt, dass die „immer angespanntere kirchliche Situation und zunehmende, oft sehr persönliche Anfeindungen meiner Person" bei ihm „in unguter Weise" Verhärtungen ausgelöst hätten. Konkrete Änderungen kündigt er in seinem Schreiben nun in folgenden Bereichen an: „Zusammenhänge von Beteiligung und Leitung, Möglichkeiten der pastoralen Entwicklung sowie notwendige Reformen in der Kirche bis hin zu systemischen Veränderungen, welche die Realitäten von sexuellem, geistlichem und strukturellem Missbrauch auch mir aufgeben." Als richtungsweisend nennt er dabei die Perspektive der von Missbrauch Betroffenen: „Das, was sie erlebt und erlitten haben, als Kompass für mein Nachdenken und Handeln – und auch für das Arbeiten an mir selbst."
Woelki zum Angebot des Amtsverzichts
In seinem Hirtenbrief bittet Kardinal Woelki zugleich um Offenheit, Gebet, Geduld und darum, „dass Sie mir, nein, uns noch eine Chance geben. Vor allem aber erbitte ich Ihr Gebet für uns alle auf einem sicherlich nicht einfachen Weg, der jetzt vor uns liegt."
Bewusstsein über Missbrauch in verschiedenen Dimensionen
Der Kölner Kardinal bekräftigt, dass ihm der „Missbrauch in seinen verschiedenen Dimensionen" klar bewusst sei: „Ich weiß um den ungenügenden Umgang damit, um Fehlverhalten von Verantwortlichen insgesamt und um Irritationen in der Kirche in Deutschland und der Weltkirche – bis hin zu einer reformbedürftigen Kommunikation und Verkündigung des Glaubens, die heute zu oft am Leben der Menschen vorbeigeht. Ich weiß, dass diese Zusammenhänge zum Kern dessen gehören, was aktuell viele Menschen in der Kirche bewegt und belastet, verzweifelt macht. Doch ich weiß auch, dass sich nicht allein mit den großen Überschriften beschreiben lässt, wovon die eigene Auseinandersetzung bei Ihnen oder bei mir im Einzelnen geprägt ist."
Bitte um Austausch und Hilfe
Zur gemeinsamen Auseinandersetzung und dazu, wieder zueinanderzufinden, lädt Kardinal Woelki im letzten Absatz seines 5-seitigen Schreibens dann auch alle ein: „Ich wünsche mir sehr und hoffe darauf, dass Sie mir auf den Wegen, die dafür notwendig sind, entgegenkommen. Dass dies offen, angstfrei und ehrlich geschehen kann, dafür möchte ich alles mir Mögliche tun. Vielleicht wird dies nicht immer direkt gelingen. So möchte ich Sie um Ihre Hilfe und Ihre Unterstützung bitten. Die Hoffnung, die ich damit verbinde, ist die Möglichkeit einer neuen Erfahrung miteinander. Es würde mich freuen, wenn auch Sie diese Hoffnung und Offenheit teilen könnten."
(erzbistum köln/kna-sst)
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