Florenz: Friedenstreffen in diesem Moment besonders wichtig
Radio Vatikan (Hinweis: das Interview wurde vor der Absage der Papst-Teilnahme in Florenz geführt): Am Sonntag wird Papst Franziskus in Florenz erwartet. Wie bereitet sich die Stadt denn auf den Papstbesuch vor?
Bettina Schindler, Präsidentin der : Die Stadt bereitet sich vor allem mit Sicherheitsvorkehrungen vor. Auch die Vertreter der verschiedenen Gemeinden sind eingeladen, einen Erlaubnisschein beim Bischof zu beantragen. Man sieht verschiedene Veranstaltungen, weil das natürlich ein sehr wichtiges und sehr großes Ereignis für die Stadt bedeutet. So viele Teilnehmer an diesem sehr wichtigen Mittelmeer-Friedenstreffen bedeutet natürlich für die Stadt auch ein Interesse, das in allen geweckt werden sollte, und hoffentlich auch geweckt wird.
Radio Vatikan: Für Sie als deutschsprachige, als evangelische Gemeinde in Florenz: Was bedeutet es, dass Papst Franziskus jetzt am Sonntag kommt?
Bettina Schindler: Die Gemeinde Florenz hat natürlich starke Beziehungen zur Ökumene im Ganzen. Und natürlich ist der Papst das Kirchenoberhaupt der katholischen Kirche, das ist auch eine wichtige Bezugsperson für die Evangelische Kirche in Italien. Der Besuch in Florenz ist natürlich ein fast historisches Ereignis, das passiert ja nicht oft. Ich glaube, dass Persönlichkeiten wie Kirchenoberhäupter immer eine wichtige Nachricht an die Personen geben wollen, weil sie natürlich unseren Geist erheben wollen und auch einen positiven Einfluss in uns erwirken wollen. Ich sehe da den guten Hirten, der auch nicht nur die eigene Konfession, sondern alle Konfessionen umfassen möchte.
Radio Vatikan: Wie beteiligt sich die deutschsprachige evangelische Gemeinde, gehen Sie zur Messe zum Beispiel?
Bettina Schindler: Die Vorbereitung für die Gemeinde schlechthin ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit: Die Messe in Santa Croce ist nur für eine sehr begrenzte Personenzahl vorgesehen, da nur ein Vertreter für die Gemeinde anwesend sein darf. Das liegt natürlich auch an den Sicherheitsvorkehrungen und den Covid-Vorkehrungen, was daher auch das Richtige sein dürfte. Es ist natürlich eine Messe, an der ich sehr gerne persönlich teilnehmen werde als Präsidentin der evangelischen deutschsprachigen Gemeinde Florenz, um diese relativ kleine Florentiner Gemeinde zu vertreten.
Florenz und die Ökumene
Radio Vatikan: Welche Rolle spielt denn Florenz auch für die Ökumene?
Bettina Schindler: Die Ökumene hat in den letzten Jahren an Wichtigkeit zugenommen. Es gibt in verschiedenen anderen italienischen Städten schon den Rat der christlichen Kirchen und der wurde im Januar 2021 in Florenz ebenfalls gegründet. Der Rat der christlichen Kirchen von Florenz wurde bei Anwesenheit der Vertreter der italienischen apostolischen, der baptistischen, der katholischen, der bischöflichen, der englischen, der lutherischen, der griechisch-orthodoxen, der rumänisch-orthodoxen, der schweizerisch-reformierten und der Waldenser Kirche bei einem Treffen gegründet. Das fand sogar im Baptisterium von Florenz statt. Das war eine sehr wichtige Offizialisierung dieser Ökumene. Es gibt immer wieder auch Vertreter der verschiedenen Kirchen, die sich treffen, um sich gegenseitig nicht aus den Augen zu verlieren.
Es hat im Jahr 2017 während des Reformationsjubiläum außerdem ein sehr interessantes und auch sehr bewegendes Treffen gegeben. Und zwar hatten wir zu Gast eine Jazz-Gruppe, die aus Deutschland in unsere Kirche kam, die führten spirituellen Jazz auf. Und wir wurden von der Direktion der Uffizien in der Person von Museumsdirektor Eike Schmidt eingeladen, mit dieser Jazz-Gruppe ein Jubiläums-Konzert in den Uffizien zu halten. Da waren um die 100 Personen anwesend und es war wirklich ein Highlight, wenn man das so sagen kann. Und es war auch eine ökumenische Art, das Reformationsjubiläum zu feiern.
Friedenstreffen mit Papst aktuell besonders wichtig
Radio Vatikan: Sie sind eine der wenigen, die am Sonntag an der Papst-Messe auch persönlich teilnehmen können. Was erwarten Sie sich davon, was erhoffen Sie sich?
Bettina Schindler: In diesem spezifischen Moment, bei dieser Aggression, die vor aller Augen steht, ist es besonders wichtig, dass ein Punkt gesetzt wird, dass man sich sehen lässt in seiner Aktion, um Frieden zu schaffen. Das ist eine wichtige Geste. Vielleicht sollte das auch nicht nur unter dem jetzigen Aspekt gesehen werden, sondern auch unter dem Aspekt, dass diese Aggressionen auf vielen Ebenen stattfinden, wie eben Habsucht und die Lust, einfach eine größere Macht auszuüben und sich über die Schwächeren hinwegzusetzen. Das ist ja genau das, was wir als Christen eigentlich bekämpfen und bekämpfen sollten. Denn das ist eine negative Spirale, der wir nicht anders entgegenkommen können als mit einer ethischen Haltung, die auf dem Christentum basiert. In diesem Moment ist das noch viel wichtiger. Und dass der Papst und die Bischöfe sich darum ernsthaft zusammensetzen, ist natürlich mit der Hoffnung verbunden, dass der Ukraine zum Beispiel damit geholfen werden kann. Und deswegen ist diese Konferenz jetzt besonders wichtig. Und dass der Papst noch mal seine Person dazu stellt und dem das richtige Gewicht gibt.*
Radio Vatikan: Ein weiteres wichtiges Thema der Mittelmeer-Friedens-Konferenz in Florenz ist die Flüchtlingsfrage. Wie ist denn die protestantische Kirche in Florenz bei der Flüchtlingshilfe aktiv?
Bettina Schindler: Unsere Kirche in Florenz ist so klein. Das bedeutet, dass wir Flüchtlingsprojekte in anderen Gemeinden unterstützen, zum Beispiel auf Sizilien. Da helfen wir Migranten, die aus Situationen der Flucht kommen. Und natürlich ist eine der nicht so sichtbaren Taten, die man tun kann, dass man für diese Menschen betet.
*Redaktioneller Hinweis: Dieser Teil des vorab geführten Interviews wurde aufgrund der aktuellen Entwicklung in der Ukraine aktualisiert.
Die Fragen stellte Stefanie Stahlhofen
(vatican news-sst)
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