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Junger Koranleser in einer Moschee im indonesischen Banda Aceh Junger Koranleser in einer Moschee im indonesischen Banda Aceh 

Debatte zu Politischem Islam: „Religionsgemeinschaften nicht pauschal verdächtigen“

Verstärkt gemeinsam gegen militanten Islamismus wollen Ö²õ³Ù±ð°ù°ù±ð¾±³¦³ó, Dänemark, Belgien und Frankreich vorgehen. Das ist das Ergebnis einer Konferenz, die am Donnerstag in Wien stattgefunden hat. Allerdings: Es ist wichtig, den so genannten Politischen Islam und traditionsorientierte Religionsausübung nicht in einen Topf zu werfen, gibt ein Experte zu bedenken.

Bei den Diskussionen tauchte auch der Begriff des Politischen Islam wieder auf. Er spielte bereits bei der kontroversen Debatte um die Islam-Landkarte, die in Österreich erarbeitet worden war, eine Rolle. Matthias Rohe ist Professor für Rechtswissenschaft an der Universität Erlangen-Nürnberg und ein der profiliertesten Islamexperten in Deutschland. Er berät auch verschiedene Landesregierungen. Zum Begriff des politischen Islam erläutert Rohe gegenüber Radio Vatikan:

„Dieser Begriff wird in Deutschland seit einigen Jahren diskutiert, in letzter Zeit noch intensiver, vielleicht auch wegen der österreichischen Debatte. Das ist ein Begriff, der im Moment außerordentlich unscharf verwendet wird und deswegen aus meiner Sicht problematisch ist. Im Kern beschreibt er ein real existierendes Problem. Nämlich das Problem, dass es einen Extremismus gibt, wir haben ihn lange Islamismus genannt, der zwar selbst nicht gewalttätig ist, aber doch einen Herrschaftsanspruch formuliert. Da geht es nicht nur darum, seine eigene Religion als etwas Wahres anzusehen, das ist das gute Recht einer jeden Religion, sondern es wird versucht, unterhalb der Schwelle der Gewaltausübung massiven Druck auszuüben, im Sinne einer Herrschaft außerhalb der Herrschaftsstrukturen, die in einem Rechtsstaat zulässig sind.“

Zum Nachhören: Debatte über Politischen Islam

Kritik an Kölner Muezzin-Debatte

Es sei klar, sagt Rohe, dass es Organisationen gebe, die eine solche Agenda haben. „Man muss aber aufpassen, dass man jetzt nicht alle Religionsgemeinschaften, die vielleicht eine eher traditionelle Religionspolitik verfolgen und an bestimmten Religionspraktiken oder Traditionen festhalten, sofort pauschal verdächtigt und dem Politischen Islam zuordnet.“

Rohe stört sich deshalb auch an der Debatte um den lautsprecherverstärkten Muezzin-Ruf in Köln:

„Die Behauptung beispielsweise, dass jeder, der am Freitagmittag zum Gebet einen solchen Gebetsruf ertönen lassen will, von vorneherein dem Politischen Islam zuzuordnen sein, das halte ich für schlichten Unsinn. Genauso: Wenn eine Organisation an bestimmten Speisegeboten festhält, auch das ist noch kein Politischer Islam. Das Entscheidende ist immer: Haben die einen Herrschaftsanspruch? Wollen sie dies anderen auch aufzwingen? Oder wollen sie nur dafür werben, dass man es tun sollte? Und letzteres fällt ohne weiteres unter die Religionsfreiheit. Also wir müssen aufpassen, dass wir nicht die falschen und zu viele Leute in eine Ecke drängen, in die sie nicht hingehören.“

(vatican news – michael hermann)

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29. Oktober 2021, 11:33