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Buchtipp: Die ganze Welt treibt Schauspiel

Das ganze Leben ist Satire. Man muss sie nur erkennen: diesen Twitter-Spruch sorgte vor fünf Jahren für Schlagzeilen, weil es sich um ein angebliches Fake-Interview-Zitat haben soll. Was daran jedoch bemerkenswert ist, ist die Frage nach der Bedeutung der Satire. Dazu hat Tom F. Lange ein ausführliches, amüsantes und tiefgründiges Buch geschrieben.

Wer hat´s erfunden? Nein, diesmal sind es nicht die Schweizer. Und wer es besser weiß, sind deren Nachbarn, die Österreicher. Der in Wien lebende österreichische Autor, der unter dem Pseudonym Tom F. Lange publiziert, hat dazu im Buch „Petronica. Die ganze Welt treibt Schauspiel“ – wie er selber sagt – ein modernes Werk geschrieben, das antike Wurzeln hat. Es geht um den römischen Autor Petronius, der im 1. Jahrhundert nach Christus lebte und wirkte. Es geht um Geschichtenerzähler. Und das war nicht nur Petronius, das ist auch Tom F. Lange. Die antiken „fabulae“ kommen zum Vorschein, und so lernen wir, woher unsere Satire, vielleicht auch unser Humor und ironischer Geschmack, ihre Wurzeln haben. Entstanden ist ein 700 Seiten starkes Buch. „Es wurde von selbst immer größer“, so der Autor.

Die Buchrezension von Mario Galgano zum Nachhören

Nehmen wir die Erklärung zum Untertitel: „Die ganze Welt treibt Schauspiel“. Dieser Satz wurde zum Motto des Globe Theatre von William Shakespeare. Die Überlieferung will, dass der Satz vom antiken römischen Dichter Petronius stammen soll. Eine ungesicherte Annahme - wie so oft bei Petronius. Fakten über ihn sind kaum zu finden, Legenden überall: Aristokrat, Spötter, Höfling Neros, von unübertrefflichem Geschmack… Geblieben sind, als Treibgut aus der Antike, die „Satyrica“, ein Schelmenroman in Fragmenten. Die Trümmer genügten, um Menschen über Jahrhunderte hinweg zu inspirieren: Voltaire, Nietzsche, Oscar Wilde etc. Die „Petronica“ Tom F. Langs greift den Geist der „Satyrica“ auf und führt ihn weiter. Wie lebte es sich, wie starb es sich - als Sklave, als Bürger oder als Aristokrat? Es ist eine Zeit der Wahnhaften und Blender, der Protzer, der Spinner, der Wüstlinge und Pädophilen - dazwischen der Ritter Petronius, der sich lange weigert, mit den Narren verrückt zu sein.

Und so entsteht der Bogen zur heutigen Zeit, zu uns. Es ist nicht leicht, auf 700 Seiten, das immer herauszufinden. Es braucht Geduld, Humor und auch Neugier. Darum ist das Buch nicht nur für Kenner der Antike ein amüsantes und tiefgründiges Buch. Und wie es Petronius schreiben würde: „Und wenn es nicht wahr ist, dann ist es doch gut erfunden.“ Falls er das wirklich geschrieben haben soll.

Zum Mitschreiben:

Tom F. Lange: Petronica. Die ganze Welt treibt Schauspiel. Erschienen im Hollitzer Verlag, Preis: 28 Euro.

Eine Rezension von Mario Galgano.

(vatican news)

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04. September 2021, 11:00