Kardinal Parolin in Berlin: Gemeinwohl und Friede sind verbunden
Das Symposium unter dem Thema „Rom in Berlin" analysierte die lange Entwicklung der diplomatischen Beziehungen. Kardinal Parolin hob in seinen Überlegungen hervor, dass es eine der wichtigsten Aufgaben der päpstlichen Diplomatie sei, den weltweiten Frieden zu fördern und zwar auf der Ebene Roms und der weltweiten diplomatischen Vertretungen des Heiligen Stuhls. Die Kirche sei „die größte Verbündete der Menschheit für die Erlangung ihrer Güter, zu denen gerade der Frieden gehört", so der Vatikandiplomat laut einer .
Kardinal Parolin würdigte die 100 Jahre diplomatischer Beziehungen, die nicht immer einfach gewesen seien, aber niemals unterbrochen wurden. „Der Heilige Stuhl hat sich auch in Deutschland nicht damit begnügt, die Ereignisse zu beobachten und ihre Bedeutung einzuschätzen, sondern er hat sich stets für eine wirksame Zusammenarbeit zwischen Kirche und Staat eingesetzt, für einen wirklich gemeinsamen und geordneten Einsatz, zum Vorteil des Einzelnen und des Gemeinwohls. Das Gemeinwohl ist in vielfacher Hinsicht mit dem Frieden verbunden.“
Die zahlreichen Abkommen zwischen dem Heiligen Stuhl und den einzelnen Bundesländern seien „ein gültiges Instrument, um eine gute Zusammenarbeit zwischen Kirche und Staat zu artikulieren und zu stärken, besonders in den Bereichen Bildung, Gesundheitsfürsorge und Wohltätigkeit. Eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Staat und Kirche beruht auf einer klaren Vorstellung von ihrer jeweiligen Rolle und auf gemeinsamen Interessen“, sagte Kardinal Parolin.
Gerechtigkeit, um Wunden des Missbrauchs zu heilen
Bundesaußenminister Heiko Maas hob in einem Grußwort hervor, dass die Stimme des Heiligen Stuhls gebraucht und gehört werde. Als Beispiele nannte er den afrikanischen und lateinamerikanischen Kontinent, aber auch den Libanon und den Irak. „Oft sind es katholische Organisationen, die in diesen Ländern humanitäre Not lindern und neue Entwicklungschancen schaffen“, so der Bundesaußenminister. Maas sprach in seiner Rede auch das Thema Missbrauch an. Als Christ und Katholik hoffe er, dass auch innerhalb der Kirche nach Gerechtigkeit gesucht werde: „Nur Gerechtigkeit kann die tiefen Wunden heilen, die Menschen durch sexuellen Missbrauch erlitten haben. Ich wünsche mir eine Kirche, die sich in die Welt einbringt. Es ist diese Kirche, die die Welt schätzt und braucht. Es sind diese Spuren der Kirche, die die Herzen der Menschen erreichen.“
Historisch: Papst Johannes Paul II. in Berlin
Kardinal Parolin ging in seiner Rede besonders auf das diplomatische Friedenshandeln des Heiligen Stuhls ein: „Wie könnten wir hier in Berlin den großen Beitrag des hl. Papstes Johannes Paul II. zum Fall der ‚Berliner Mauer‘ vergessen, die zu Recht ‚Mauer der Schande‘ genannt wird! Sogar viele Agnostiker und Nichtglaubende haben den Fall der Mauer als ein ‚Wunder‘ definiert, das nicht zufällig während des Pontifikats des ersten slawischen Papstes in der Geschichte geschah, der von Anfang an glaubte und verkündete, dass ein solches Wunder möglich sei.“
Der Kardinalstaatssekretär rief die zivilen und politischen Autoritäten der Bundesrepublik Deutschland auf, in ihrem Bemühen um das Gemeinwohl niemals nachzulassen und ihre Anstrengungen zum Schutz der Menschenwürde, einschließlich der „transzendenten“ Würde, zu vervielfachen, weil nur so das Gut des Friedens gesichert werden könne. Ausdrücklich würdigte Kardinal Parolin „die großen Anstrengungen der Regierung, Migranten willkommen zu heißen und zu integrieren. Wie kann man in diesem Zusammenhang nicht an die Großzügigkeit der Deutschen gegenüber syrischen Flüchtlingen im Jahr 2015 erinnern! Wir können auch nicht die vielen Werke der Nächstenliebe übersehen, die auch dank der ökumenischen Zusammenarbeit zwischen katholischen und evangelischen Christen gediehen sind“, so Kardinal Parolin.
Das wissenschaftliche Symposium Rom in Berlin wurde unter Federführung des Zentralinstituts für Katholische Theologie an der Humboldt-Universität zu Berlin und mit Unterstützung der Katholischen Akademie Berlin veranstaltet.
Bereits am Vormittag hatte Kardinalstaatssekretär Parolin die Caritaseinrichtung der Bahnhofsmission am Berliner Ostbahnhof besucht. Außerdem war er Gast auf der Baustelle der St.-Hedwigs-Kathedrale, suchte Reste der Berliner Mauer auf und begab sich zum Brandenburger Tor, durch das vor 25 Jahren Papst Johannes Paul II. gegangen war.
(pm - sst)
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