Keine Segnung für homosexuelle Paare: Kirche sucht Nähe der Betroffenen
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, ist nach eigenen Worten „nicht glücklich darüber", dass sich der Vatikan zum jetzigen Zeitpunkt in die in Deutschland geführte Debatte über die Möglichkeit des Segens für gleichgeschlechtliche Paare einbringt. Bätzing hatte sich offen für eine Weiterentwicklung der kirchlichen Lehre bei diesem Thema gezeigt. Das müsse auf der Basis grundlegender Wahrheiten des Glaubens und der Moral, aber auch in Offenheit für neuere Ergebnisse der Humanwissenschaften und der Lebenssituationen heutiger Menschen geschehen. Ähnlich äußerte sich das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). ZdK-Präsident Thomas Sternberg in Bonn sagte, beim Dialogprozess „Synodaler Weg“ der katholischen deutschen Bischöfe und des ZdK werde die Segnung von Menschen weiter ein Thema sein.
Der Aachener Bischof Helmut Dieser sieht in der Stellungnahme der Kongregation für die Glaubenslehre wichtige positive Einschätzungen zur Lebenswirklichkeit homosexueller Menschen. „Zum einen wird vorausgesetzt und damit anerkannt, dass es homosexuelle Paarbeziehungen gibt. Zum anderen wird gesagt, dass in ihnen positive Elemente vorhanden seien, die zu schätzen und hervorzuheben seien, so dass ihnen mit Respekt und Takt begegnet werden müsse“, sagt der Bischof, der zusammen mit der Theologin Birgit Mock den Vorsitz des Synodalforums „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ innehat. „Dass das aktuelle Dokument aus Rom ganz überwiegend dynamische Begrifflichkeiten vorweist, lässt auch auf eine mögliche Weiterentwicklung der Lehre der Kirche hoffen", schrieben Dieser und Mock in einer Aussendung der Deutschen Bischofskonferenz.
Der deutsche Bischof Wolfgang Ipolt begrüßte die Klarstellung der vatikanischen Glaubenskongregation. „Bei dem Nein zu einer Segnung geht es aus meiner Sicht vor allem um eine klare Stärkung der Ehe zwischen Mann und Frau und für uns Katholiken auch des Sakramentes der Ehe", erklärte der Bischof von Görlitz. Zwar könnten Homosexuelle einzeln gesegnet werden, nicht aber ihre Partnerschaft. „In der Praxis einer öffentlichen Segnung mit Gemeindebeteiligung, die ja dann gewünscht wäre, würde das aus meiner Sicht in kurzer Zeit in der öffentlichen Wahrnehmung und im Verständnis der Gläubigen zu Verwechslungen mit einer kirchlichen Trauung führen", so Ipolt. Darum sei er gegen eine solche Segnung. Auch der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer und der Passauer Bischof Stefan Oster begrüßten das Nein des Vatikan und dankten für die Klarstellung. Oster sagte, er verbinde mit dieser Äußerung des Lehramts die Hoffnung, dass sie Orientierung gebe und damit auch „größere Einmütigkeit" befördere.
Kirche will alle Menschen begleiten
Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck betonte die Nähe der Kirche im Ruhrbistum zu allen Menschen. „Wir werden mit unseren seelsorglichen Angeboten auch weiterhin alle Menschen begleiten, wenn sie darum bitten - ganz gleich in welcher Lebenssituation", sagte er. So wie Overbeck bedauerte auch der Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers das von der Glaubenskongregation vorgelegte „Nein" zur Segnung homosexueller Paare. Er äußerte die Mutmaßung, dass trotz der Ablehnung aus Rom das Thema „noch nicht beendet" sei. Der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx erklärte im BR, die Haltung des Heiligen Stuhles sei bekannt, eine homosexuelle Beziehung sei nicht gleichzusetzen mit einer Ehe zwischen Mann und Frau. Ob aber eine treue, auf Dauer angelegte und von Liebe getragene homosexuelle Beziehung „nicht auch einen guten Wert hat und haben kann, das muss man sicher noch weiter diskutieren".
Kritik an der Erklärung aus Rom äußerten mehrere katholischen Frauen- und Jugendverbände aus Deutschland, der Schweiz und Österreich sowie die Initiative „Wir sind Kirche". Der Würzburger katholische Studentenpfarrer Burhard Hose startete eine Unterschriftenaktion für die Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren, die in kurzer Zeit mehr als 1.000 Unterzeichner fand, nach Aussage des Initiatiors hauptsächlich pastorale Mitarbeitende wie Pfarrer, Diakone oder Gemeindereferenten.
Schweiz: Manche fühlen sich verletzt
Der Schweizer Bischof Felix Gmür (Basel) erklärte, „die Mitteilung der Glaubenskongregation, wonach es nicht möglich ist, homosexuelle Partnerschaften kirchlich zu segnen, hat manche tief verletzt“. In einer Botschaft an die Seelsorgerinnen und Seelsorgerer Bischof seines Bistums Basel schrieb er weiter: „Das tut mir leid, und ich hoffe, dass sie in der konkreten Pastoral in unserem Bistum Annahme und Wertschätzung erfahren.“ Dringend nötig sei eine theologische und pastorale Weiterentwicklung in diesen Themen. Vom Segen Gottes sei niemand ausgeschlossen. Die Schweizer Bischofskonferenz äußerte sich bisher nicht zu dem Schreiben aus dem Vatikan.
Österreichs Familienbischof wirbt für Respekt
„Die Ablehnung von offiziellen Segnungsfeiern für gleichgeschlechtliche Beziehungen ist kein Urteil über homosexuelle Menschen, um die sich die Kirche jetzt noch mehr als bisher bemühen muss", erklärte der Innsbrucker Bischof. Die Entscheidung der vatikanischen Glaubenskongregation sei „eine Enttäuschung für alle, die sich ein deutlicheres Zeichen der Akzeptanz von homosexuellen Paaren erhofft haben", räumte Glettler ein. Umso mehr müsse die Kirche homosexuellen Menschen in der Kirche eine spirituelle Heimat anbieten - „und dies nicht erst dann, wenn sie enthaltsam leben".
keinerlei Fundament dafür gesehen, „zwischen den homosexuellen Lebensgemeinschaften und dem Plan Gottes über Ehe und Familie Analogien herzustellen, auch nicht in einem weiteren Sinn", führte der Bischof weiter unter Bezugnahme auf das päpstliche Dokument aus. Die Kirche wolle aus diesem Grund mit der nun geäußerten Ablehnung von Segnungsfeiern keiner quasisakramentalen Legitimierung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften Vorschub leisten.
Aus Österreich äußerte sich ebenfalls der Feldkircher Bischof Benno Elbs. Die Kirche habe „die Treue, Verlässlichkeit und Verantwortung, die homosexuell empfindende Menschen in einer Partnerschaft füreinander übernehmen, ohne Abstriche wertzuschätzen", wird Elbs in den „Vorarlberger Nachrichten" vom Donnerstag und im ORF-Vorarlberg zitiert. Diese Wertschätzung, die von Papst Franziskus gefordert werde, dürfe dabei „nicht nur auf Worte beschränkt bleiben, sondern muss sich auch im seelsorglichen und liturgischen Handeln der Kirche abbilden", sagte der Bischof, der 2015 als österreichischer Vertreter an der Familiensynode im Vatikan teilgenommen hatte.
Die Antwort der Glaubenskongregation
Eine Antwort der vatikanischen Glaubenskongregation auf eine ihr vorgelegte Frage hatte am Montag die Möglichkeit verneint, gleichgeschlechtlichen Paaren für ihre Verbindung einen Segen zu erteilen. Dies sei keine ungerechte Diskriminierung und „kein Urteil über die Person", betonte die Glaubenskongregation. Die Kirche habe nicht die Vollmacht, gleichgeschlechtlichen Verbindungen den Segen zu erteilen, heißt es in dem von Papst Franziskus gebilligten Dokument.
Vermerkt wurde, dass der Text aus der Glaubenskongregation trotz des klaren Neins zur Segnung homosexueller Paare vergleichsweise sensibel formuliert ist. Nicht wiederholt wird unter anderem die Einordnung der homosexuellen Neigung als „objektiv ungeordnet“. Die Erklärung stellt darüber hinaus klar, dass einzelne homosexuelle Menschen in der katholischen Kirche verständnisvoll aufgenommen und begleitet werden müssen. Sie anerkennt auch, dass hinter den Bemühungen von Priestern und Bischöfen, Segnungsformen für homosexuelle Paare zu finden, der aufrichtige seelsorgerliche Willen steht, den Betroffenen Wege des Glaubenswachstums anzubieten.
Priester könnten einzelne Personen mit homosexueller Neigung segnen, „die den Willen bekunden, in Treue zu den geoffenbarten Plänen Gottes zu leben, wie sie in der kirchlichen Lehre vorgelegt werden". Allerdings erklärte die Glaubenskongregation „jede Segnungsform für unzulässig, die dazu neigt, ihre Verbindungen anzuerkennen". In diesem Fall würde die Segnung nämlich die Absicht zum Ausdruck bringen, nicht die jeweiligen Einzelpersonen dem Schutz und der Hilfe Gottes anzuvertrauen, sondern „eine Lebenspraxis zu billigen und zu fördern, die nicht als objektiv auf die geoffenbarten Pläne Gottes hingeordnet anerkannt werden" kann.
(diverse/vatican news)
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