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Die Gemeinschaft von Grandchamp beim Gebet Die Gemeinschaft von Grandchamp beim Gebet 

Gebetswoche für die Einheit der Christen: Gott im Fokus

„Bleibt in meiner Liebe und ihr werdet reiche Frucht bringen“ (Joh 15,8-9). Über dieses Motto zu reflektieren, sind Christen während der diesjährigen Gebetswoche für die Einheit der Christen (18. bis 25.1.2021) gerufen. Gemeinsam sollen alle noch stärker um Einheit bitten. Die Texte hat dieses Jahr die kontemplative Gemeinschaft von Grandchamp verfasst. Die Schwestern erleben die Einheitswoche corona-bedingt aus der Quarantäne, sind aber über Facebook und ihre Internetseite präsent.

Antonella Palermo und Stefanie Stahlhofen – Vatikanstadt

Der heutige Montag ist für Papst Franziskus ein besonderer Tag – denn er leitet die Gebetswoche für die Einheit der Christen ein, die bis kommenden Montag andauert. „Beten wir in diesen Tagen einmütig, auf dass sich der Wunsch Jesu erfüllen möge: ,Alle sollen eins sein‘ (Joh 17,21). Die Einheit, die immer dem Konflikt überlegen ist“, rief Papst Franziskus bereits am Sonntag nach seinem Angelus-Gebet auf. Wie üblich wird er auch die Schlussvesper kommenden Montag, am 25.Januar, in der Basilika Sankt Paul vor den Mauern gemeinsam mit anderen christlichen Gemeinden halten. Auf der Südhalbkugel, in Ländern, in denen die Wintermonate Ferienzeit sind, wird die Gebestwoche übrigens zu einem anderen Termin begangen – beispielsweise zu Pfingsten. Doch seit wann wird überhaupt gemeinsam eine Woche lang für die Einheit der Christen gebetet?

Hier im Audio: Eine kleine Geschichte der Gebetswoche für die Einheit der Christen - und Informationen zur Gemeinschaft von Grandchamp, die die Begleittexte 2021 erarbeitete und in Corona-Quarantäne betet

Der Beginn der Ökumene-Bewegung

Los ging es im Jahr 1740 in Schottland, dort entwickelte sich eine Pfingstbewegung mit Beziehungen nach Nord-Amerika, die zur Erneuerung des Glaubens und zum gemeinsamen Gebet aller Kirchen aufrief. Der evangelikale Prediger Jonathan Edwards lud damals zu einem Gebets- und Fastentag für die Einheit der Kirche und gemeinsamem missionarischen Schwung auf. Im Jahr 1902 verfasste dann der ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Joachim III., seine Enzyklika „Lettera irenica“, in der dazu aufrief, für die Wiederherstellung der Einheit der Christen zu beten. Sechs Jahre später lud dann Reverend Paul Wattson in Graymoor (New York) erstmals zu Ottavarien des Gebets für die Einheit, vom 18. bis zum 25. Januar – verbunden mit dem Wunsch, dies möge allgemeine Praxis werden.

Weitere wichtige Ereignisse

Gut 60 Jahre später, im Jahr 1964, gab es dann ein historisches Treffen in Jerusalem: das Treffen von Papst Paul VI. mit dem Oberhaupt der Orthodoxie, dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel Athenagoras. Beide beteten damals gemeinsam dafür, „dass  alle eins seien“ (Joh, 17,21). Im gleichen Jahr wurde auch das während des Zweiten Vatikanischen Konzils verabschiedet. Es betont, dass das Gebet der Motor der Ökumene-Bewegung ist und wirbt für die Einhaltung der Gebetswoche für die Einheit. Ein weiteres wichtiges Dokument wurde im nächsten Jahrtausend – nämlich im Jahr 2001 – in Straßburg unterzeichnet: Dieals gemeinsame Verpflichtung zu gemeinsamen Leitlinien und einer Stärkung der ökumenischen Zusammenarbeit der christliche Kirchen in Europa. Im April dieses Jahres feiert die Charta Oecumenica von Straßburg nun also schon ihr 20-Jahr-Jubiläum.

Die kontemplative Gemeinschaft von Grandchamp (Schweiz) hat die Texte der Gebetswoche für die Einheit der Christen 2021 ausgewählt
Die kontemplative Gemeinschaft von Grandchamp (Schweiz) hat die Texte der Gebetswoche für die Einheit der Christen 2021 ausgewählt

Die Texte der Gebetswoche

Zurück zur Gebetswoche für die Einheit der Christen, die sich immer mehr verfestigte. Seit 1968 wurde die Woche mit Texten und Hinweisen zum Gebet und der Ökumene begleitet. Zunächst wurden diese Texte von der Kommission für  Glauben und Kirchenverfassung des ökumenischen Kirchenrats (ÖRK) und dem verfasst. Seit 1975 sind für die Texte - also etwa die Auswahl von Bibelstellen, Zitaten, Meditationen, Andachten und Gebeten für die einzelnen Tage der Gebetswoche - jedes Jahr wechselnde ökumenische Gruppen verschiedener Länder zuständig. Das Booklet wird also auch gemäß einer weltweiten gelebten Ökumene produziert: Wo das möglich ist, sollen auch örtliche Einflüsse erfahrbar werden und die Liturgie den gesellschaftlich-kulturellen Kontext widerspiegeln.

Die Gebetswoche 2021

Dieses Jahr waren die Schwestern der Gemeinschaft von Grandchamp in der Schweiz für die Texte zur Gebetswoche für die Einheit der Christen zuständig. Das Motto lautet: „Bleibt in meiner Liebe und ihr werdet reiche Frucht bringen“ (Joh 15,8-9). Das Motto geht geht zurück auf die Berufung der Gemeinschaft von Grandchamp zu Gebet, Versöhnung und Einheit in der Kirche und der Menschheitsfamilie.

An den insgesamt acht Gebetstagen laden die Ordensfrauen dazu ein, über verschiedene weitere Zitate des Evangelisten Johannes zu meditieren.

Diesen Montag geht es um Berufung; dazu lautet das gewählte Bibelzitat: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt“ (Johannes 15,16a), am Dienstag geht es um Innerliches Reifen, das Zitat dazu : „Bleibt in mir und ich bleibe in euch“ (Johannes 15,4a), der Mittwoch befasst sich mit der Einheit der Christen: Ein Leib sein – das Zitat dazu: „Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe“ (Johannes 15,12b). Am vierten Tag der Gebetswoche für die Einheit der Christen geht es um gemeinsames Beten - â€žIch nenne euch nicht mehr Knechte ... Vielmehr habe ich euch Freunde genannt“ (Johannes 15,15) haben die Schwestern von Grandchamp dazu ausgewählt. Tag fünf der Gebetswoche, der Freitag, befasst sich mit dem Thema Sich durch das Wort verändern lassen – und dem Bibelzitat „Ihr seid schon rein durch das Wort.“ (Johannes 15,3) . Am 6. Tag der Gebetswoche für die Einheit der Christen geht es darum, Andere willkommen (zu) heißen gemäß dem Wort des Johannesevangeliums „Ich habe euch ... dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt“ (Johannes 15,16b) . Wachsende Einheit steht im Zentrum des 7. Tags der Gebetswoche, diesen Sonntag also, mit dem Bibelwort: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben“ (Johannes 15,5a). Für das Ende der Gebetswoche am kommenden Montag, 25. Januar 2021, wählten die Schwestern von Grandchamp das Thema Versöhnung mit der ganzen Schöpfung – „damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird“ (Johannes 15,11)..

Die Schwestern beim gemeinsamen Gebet - wegen Corona ist das nun leider nicht möglich
Die Schwestern beim gemeinsamen Gebet - wegen Corona ist das nun leider nicht möglich

Gebet in Quarantäne

Die Gemeinschaft von Grandchamp, die die Texte der Gebetswoche für dieses Jahr erarbeitet hat, besteht aktuell aus rund 50 Ordensfrauen verschiedener Nationalität und christlicher Traditionen. Die ökumenische Gemeinschaft wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrunderts gegründet und hat starke Bindungen zu Taizé sowie zu Pater Paul Couturier, der eine Schlüsselfigur in der Geschichte der Gebetswoche für die Einheit der Christen ist. Er war einer der Pioniere der ökumenischen Bewegung und der Gebetswoche für die Einheit der Christen, wie wir sie heute kennen. Eine tiefe Verbundenheit wuchs zwischen ihm und den ersten Schwestern, und er war ihnen ein treuer Begleiter auf ihrem geistlichen Weg.

Doch nicht nur die Vergangenheit, auch die Gegenwart und die Krisen der heutige Zeit haben Einfluss auf die Gebetswoche im Jahr 2021: Aufgrund der Coronapandemie sind die Ordensfrauen von Grandchamp seit dem 5. Januar zu Quarantäne verpflichtet. Für sie, die es gewohnt sind, das Charisma der Begegnung und des Dialogs zu leben, war es nicht einfach, sich für die Gebetswoche umzuorganisieren und auf die Gemeinschaft zu verzichten. Jede Schwester betet nun allein in ihrem Zimmer, geplante Feierlichkeiten der Gebetswoche mussten gestrichen werden. Der Glockenschlag zu Mittag erklingt jedoch weiter und: „Die Pandemie stoppt Gebete nicht“, berichtet Schwester Svenja Pope.

Sie und die anderen. „Wahrscheinlich ist diese besondere Zeit (der Quarantäne) eine Gelegenheit, das persönliche Gebet zu stärken und die von uns vorbereiteten Texte noch mehr zu vertiefen“, heißt es auf der Facebookseite der Schwestern. Die Schwestern betonen auch, wie bedeutend das Gebet Jesu für die Einheit der Christen ist und laden dazu ein, „zu ihm zurückzukehren und uns in der Konsequenz auch einander anzunähern und über unsere Vielfalt zu freuen“.

Weltweite Herausforderungen

Die Texte für die Gebetswoche zur Einheit der Christen, die ja jedes Jahr aus unterschiedlichen internationalen Kontexten kommen, spiegeln immer wieder auch die verschiedenen Herausforderungen in verschiedenen sozialen und religiösen Kontexten wieder – ganz gemäß der Tatsache, dass Ökumenismus und Gebet für die Einheit auch mit dem Alltag der Menschen zu tun haben und nicht nur mit theologischen Debatten. Frühere Texte zur Gebetswoche für die Einheit der Christen aus Brasilien und Malta thematisierten so beispielsweise besonders die Frage einer Willkommenskultur. In Indien, wo Christen weiter eine Minderheit bilden, ging es darum, was Jesus Gläubigen abverlangt; bei Texten aus Lettland spielte die Schöpfung eine große Rolle; in Deutschland das Thema Versöhnung und in Indonesien war besonders das Thema Gerechtigkeit im Fokus.

(vatican news - sst)

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18. Januar 2021, 12:59