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Der verworfene Stein, der zum Eckstein wird: Aus dem Evangelium zum Sonntag, den 4. Oktober (Mt 21,33-43) Der verworfene Stein, der zum Eckstein wird: Aus dem Evangelium zum Sonntag, den 4. Oktober (Mt 21,33-43) 

Unser Sonntag: Der Weinberg ist das Volk Gottes

Pater Josef Buholzer lädt uns ein, an Gott zu denken, der so viel für uns getan hat und uns so reichlich beschenkt hat mit der Erde, dem Leben, mit Gaben und Talenten und auch mit der kirchlichen Gemeinschaft. Aber der Herr erwartet von uns auch eine Abgabe und wir müssen uns bei den Gleichnissen fragen: Wo sind wir als Zuhörer? Wie reagieren wir?

Pater Josef Buholzer

Mt 21,33-44


Das heutige Evangelium stammt aus der Gleichnissammlung des Matthäusevangeliums. Mir gefällt Jesu Sprache. Im Gegensatz zu unseren eigenen, oft komplizierten theologischen Formulierungen, bewundere ich Jesu Einfachheit, wenn er über Gott, über das Gottesreich spricht. Irgendwie tönt es bei ihm echt und nicht abstrakt – und dies, weil Jesus aus eigener Erfahrung spricht.

Unser Sonntag - hier zum Nachhören

Er erzählt nicht Märchen, sondern spricht eben oft in Gleichnissen; in Bildern, mit denen die Zuhörern meistens schon aus den Predigten der Propheten vertraut sind, die er aber dann ganz intensiv verwendet und umformuliert – eben aus seiner Erfahrung heraus. Und am Ende stellt sich dann immer die Frage: Und wo bist du, Zuhörer, in diesem Gleichnis? Wie reagierst du, wie verhälst du dich?

Das heutige Gleichnis spricht von einem Weinbergbesitzer und von Pächtern. Bekanntlich ist der Weinberg ein Symbol für das Volk Gottes (Is5,1ff ; Jer 2,21, etc.). Jesus beginnt mit diesen Worten:
„Es war ein Gutbesitzer, der legte einen Weinberg an, zog ringsherum einen Zaun, hob einen Kelter aus und baute einen Turm...“.

Nachdenken über den Einsatz des Besitzers

Jesus lässt uns zunächst über die harte Arbeit und den persönlichen Einsatz des Besitzers nachdenken: er hat einen Plan; er bearbeitet das Feld und pflanzt eine gute Sorte von Rebstöcken an; dann baute er noch eine Presse und umzäunt dann den Weinberg. Er setzt sich wirklich ein; er tut alles, damit aus dieser Steppe ein Weinberg wird und hofft nun, dass das Angepflanzte wächst und sich gut entwickelt. Und sobald alles fertig bepflanzt und ausgebaut ist, verpachtet er diesen Weinberg. Die neuen Pächter müssen nun das pflegen, was der Besitzer angepflanzt hat; ja, sie dürfen davon gebrauchen und profitieren; und dies gegen eine jährlich Abgabe/Pachtgebühr“ ... Dieser Gedanke lädt uns ein, an Gott zu denken, der soviel für uns getan hat und uns so reichlich beschenkt. Er gibt uns eine Erde, gibt uns Leben, Gaben und Talente, Intelligenz; ein Herz. Er gibt uns eine Familie, eine Gemeinschaft; eine kirchliche Gemeinschaft. Wir sind das Werk seiner Hände, seiner Liebe. Dieser Weinberg bin also ich, sind wir. - "Herr, ich will jubeln über die Werke deiner Hände" (Ps 92,5b).

„Ein Gott, der gab und noch gibt, - der aber auch etwas erwartet; ein Gott, der nicht einfach gleichgültig dasteht und zuschaut...“

Dann erkennen wir aber auch die Erwartung des Besitzers; nämlich seine Hoffnung, dass diese Weinstöcke nun Früchte tragen und dass die Pächter einen Teil vom Ertrag an ihn abgeben. – Ein Gott, der gab und noch gibt, - der aber auch etwas erwartet; ein Gott, der nicht einfach gleichgültig dasteht und zuschaut...
Dieser Gedanke zielt dann auch auf uns ab: Gott erwartet Früchte von uns. Er hat so viel investiert und uns so reichlich beschenkt. Alle diese erhaltenen Gaben und Gnaden sollen sich entwickeln und in uns Früchte tragen, die wir dann teilen und nicht einfach für uns behalten sollen. Taten der Güte, der Barmherzigkeit und der Spontaneität, die ein gutes, gläubiges Herz offenbaren, in dem Gott tätig ist.

Der Stein, den die Bauleute verworfen haben...

Aber – zurück zum Gleichnis: es ist die Zeit der Ernte! Ja, der Besitzer wartet; aber nichts bewegt sich bei den Pächtern; willentlich haben sie vergessen, dass sie bloss Pächter sind und der Besitzer eine Abgabe von ihnen erwartet. Eigentlich könnte jetzt der Besitzer einschreiten und die Pächter aus dem Rebberg verjagen. Aber nein: so handelt er nicht; er schickt nun seine Vertrauensleute und Boten zu ihnen, und schlussendlich sogar noch seinen Sohn, um mit ihnen zu reden... Die Stimme des Besitzers wird nun persönlicher, aber auch fordernder. Aber die Winzer lehnen sie ab, misshandeln die Gesandten und töten sogar den Sohn. „Was wird der Winzer mit ihnen tun?“ – Ja, der Besitzer hätte nun radikal einschreiten und sich an diesen gewalttätigen Menschen rächen können... So denken wir; und so reagieren auch die Zuhörer. - Aber Jesus hält inne... und zitiert nun ganz unerwartet einen Psalmvers, worin er Gottes Wille erkannt hat und den er sicher oft gebetet und meditiert hat: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden; vom Herrn ist das geschehen und es ist wunderbar in unseren Augen...“ (Ps 118).

Josef Buholzer
Josef Buholzer

Jesu Tod wird den Weinberg neu befruchten

Also keine Rache; sondern nach dem von Jesus zitieren Vers wird Gott diesen gewaltsamen Tod seines Sohnes in einen ‚Eckstein‘ verwandeln: in etwas Positives, in ein Fundament für etwas Neues... Jesus spricht diese Worte zu den Hohenpriestern und Ältesten, Vertreter des Bundesvolkes, die ihn ablehnen, so wie es auch im Gleichnis geschieht. – Jesus hat wohl eine Vorahnung, dass seine Sendung bald ein gewaltsames Ende finden wird. Der Herr verzweifelt nicht; nein, sein Tod wird wie dieser Baustein sein, den die Menschen zerbrochen und verworfen haben: Gott wird ihn zum Eckstein machen: zu einem neuen Lebensquell... Dieser Tod wird den Weinberg neu befruchten, ihm neues Leben spenden. Er wird dann noch mehr Früchte tragen. Und dies motiviert Jesus freiwillig bis zum Ende zu gehen.

Und dann fügt Jesus noch etwas geheimnisvoll hinzu: Der Besitzer "wird den Weinberg an andere Winzern verpachten, die ihm die Früchte abliefern, wenn es Zeit dafür ist...". Wir haben hier eine verschleierte Ankündigung dieses neuen Volkes, das sich um Jesus herum sammelt und bildet. Ja, diese neue Familie wird tun, was die ersten Pächter verweigert haben: sie werden ihre Abgabe abliefern, weitergeben, teilen, verteilen.

„Wir dürfen diese Beobachtung des Versagens der ersten Pächter als eine ernsthafte Lehre an uns verstehen.“

Wir dürfen diese Beobachtung des Versagens der ersten Pächter als eine ernsthafte Lehre an uns verstehen. Auch wir könnten, wie die ersten Pächter, uns weigern Gott abzugeben, was ihm gebührt ... weigern zu teilen, weiterzugeben und nur für uns behalten wollen. Wir sind nicht einfach Rebberg/Kirche/Volk Gottes, sondern müssen auch Früchte hervorbringen und sie abliefern...Und ich denke nun an die Kirche in Afrika, Lateinamerika und Asien, die wächst und erstarkt... Vielleicht sind sie eher bereit, die Früchten abzuliefern und zu teilen, während wir vielleicht zurückhaltend geworden sind... Nein, Jesus will uns nicht Angst machen! Aber wir müssen verstehen, dass er auch von uns etwas erwartet. Er möchte, dass sein ‘Einsatz‘, seine Gnade uns hilft Früchten zu tragen, die wir nicht für uns selber behalten, sondern die wir dankbar teilen und weitergeben, weil so viel durch Gottes Gnade gewachsen ist und sich entwickelt hat.

● Erleuchte uns, Herr, damit wir erkennen, wieviel du uns gegeben und anvertraut hast; wie du in unserem Garten gearbeitet hast und es noch tust. Du erwartest von uns eine Abgabe, einen Beitrag, ... nämlich, dass wir weitergeben und teilen..., und nicht einfach für uns behalten, was durch Gottes Gnade und unsere Arbeit gewachsen ist.

(radio vatikan - claudia kaminski)

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03. Oktober 2020, 11:00