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Kardinal Woelki und Papst Franziskus bei einer Generalaudienz Kardinal Woelki und Papst Franziskus bei einer Generalaudienz 

Kardinal Woelki öffnet Priesterseminar für Obdachlose

Kardinal Rainer Maria Woelki hat in einem Tweet mitteilen lassen, dass er sein Priesterseminar für obdachlose Menschen öffnen will. Die Küche des Generalvikariates, die sonst für die Mitarbeiter kocht, wird für das leibliche Wohl der bis zu 150 möglichen Gäste sorgen. Radio Vatikan sprach mit dem Kölner Oberhirten.

Claudia Kaminski - Vatikanstadt

Ihre Öffnung des Priesterseminars für Obdachlose sorgt für Aufmerksamkeit. Wie sind Sie auf die Idee gekommen? Was bewegt Sie dabei?

In den vergangenen Tagen haben mir meine Mitarbeiter in der Caritas davon berichtet, dass die Situation der obdachlosen Menschen immer dramatischer wurde. Zeitungen und Fernsehen haben ebenfalls davon berichtet. Viele haben einfach nur noch Hunger und konnten sich seit Tagen nicht mehr waschen. Es fehlte am Grundlegendsten. Die Corona-Krise stellt uns auch hier in Deutschland inzwischen vor große Herausforderungen. Tafeln mussten schließen, und zumeist arbeiten diese Organisationen auch mit älteren Menschen, die ja zu den gefährdeten Gruppen gehören. Einige Hilfsorganisationen mussten auch ihren Dienst einstellen.

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Mit wie vielen Gästen rechnen Sie, und wer wird die Gäste versorgen?

Das kann ich jetzt wirklich noch nicht sagen. Ich hoffe, dass alle, die in Not sind, den Weg zu uns finden – ich meine, wir können gut 100 bis 150 Personen versorgen. Die Küche unseres Generalvikariates, die sonst für die Mitarbeitenden dort jeden Tag kocht, wird mehr Mahlzeiten herrichten und übernimmt die Versorgung. Das ist eigentlich kein Problem. 

Sie haben auch dafür gesorgt, dass katholische Krankenhäuser in ihrem Bistum mit dem Coronavirus infizierte Patienten aus Italien aufnehmen. Wie kam es dazu, und wie viele Schwerstkranke konnten aufgenommen werden? Sind weitere Aufnahmen geplant?

Ich habe die Bilder aus den italienischen Krankenhäusern im Fernsehen gesehen, und mir haben die Menschen dort so unendlich leid getan: die Patienten, und natürlich auch die Ärzte, die Pflegerinnen und Pfleger. Und ich habe gedacht, wir müssen hier einander helfen, wir sind doch Christen, wir gehören zusammen. Und ich finde, dass wir hier ein Zeichen der christlichen Nächstenliebe einander schenken müssen. Und dass wir gerade dort in Italien, wo diese Corona-Seuche so wütet, unsere Schwestern und Brüder nicht alleine lassen dürfen. Deshalb habe ich gesagt, lassen wir schauen, wie viele Plätze wir zur Verfügung stellen können – es sind jetzt erst einmal sechs zustande gekommen. NRW hat ja auch einige italienische Patienten aufgenommen wie andere Bundesländer auch. Ich denke, dass das ein gutes Zeichen unserer geschwisterlichen Verbundenheit als Christen ist, und sicher auch eine wichtige Verbundenheit hierin zum Ausdruck kommt mit Blick auf unsere Europäische Union, das müssen wir erfahren, das muss gelebt werden.

Vielen Menschen macht die Corona-Pandemie Angst; sie denken zunächst an sich selbst und das Überleben der Familie. Was sagen Sie diesen Menschen?

Ich finde, dass man das sehr gut nachvollziehen kann, dass Menschen Angst haben, vor dieser Erkrankung, und zunächst an sich selbst und die eigene Familie denken. Es sind ja die Menschen die sie lieben. Auf der anderen Seite müssen wir dann natürlich auch als Christen bedenken, dass wir im anderen den Bruder, die Schwester erkennen, und wir müssen versuchen, zu helfen. Und das können wir, indem wir uns klar an die Anweisungen halten, indem wir zuhause bleiben, indem wir nicht dazu beitragen, dass das Virus weiter verbreitet wird. Und ansonsten denke ich, ist es gut, wenn wir den anderen im Blick behalten, wenn wir zum Telefonhörer greifen, wenn wir denjenigen anrufen, und ein gutes Wort des Zuspruchs, des Vertrauens einander schenken. Ich glaube, dass darüber sehr viel geholfen werden kann, Menschen aus der Isolation, der Einsamkeit und der Angst herauszuholen.

 

(radio vatikan)
 

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30. März 2020, 11:31