Ö²õ³Ù±ð°ù°ù±ð¾±³¦³ós Botschafterin: „Stimme des Papstes ist wichtiges Element in Politik"
Gudrun Sailer - Vatikanstadt
Radio Vatikan: Österreich hat eine frisch angelobte Regierung, zum ersten Mal eine konservativ-grüne Koalition. Welche Punkte der Diplomatenrede werden bei dieser Regierung auf besonderes Interesse stoßen?
Honsowitz-Friessnigg: „Im Zentrum der Botschaft von Papst Franziskus standen sein Einsatz und seine Hoffnung für Frieden und Dialog. Frieden und Dialog in politischen Krisen, in Konflikten, im Einsatz für globale Fragen, für Umweltschutz für nukleare Abrüstung, Religionsdialog oder Multilateralismus. Und diese Themen sind auch weiterhin für die österreichische Außenpolitik zentrale Themen. Ich bin sicher, dass wir gerade in diesen Bereichen weiterhin eine enge Kooperation zwischen dem Heiligen Stuhl und Österreich haben werden.“
Radio Vatikan: Franziskus würdigt den Einsatz junger Menschen für Klima und Umwelt, er hat ein indirektes Lob von Bewegungen wie „Fridays for Future“ ausgesprochen. Dafür hat, sagte der Papst, die Politik die Dringlichkeit der Ökologischen Umkehr noch nicht ganz erfasst. Wie steht es damit in Österreich?
Honsowitz-Friessnigg: „Ich glaube, dass in Österreich das Bewusstsein für die Notwendigkeit des Klima- und Umweltschutzes sehr hoch ist. Es gibt auch bereits jetzt im neuen Regierungsprogramm die Absicht, Österreich bis 2040 klimaneutral zu machen, vermehrt auf erneuerbare Energie zu setzen und Anreize für klimafreundliches Verhalten zu schaffen.“
Radio Vatikan: Es ist wirklich ein ehrgeiziges Regierungsprogramm…
Honsowitz-Friessnigg: „Es ist wichtig, dass wir gerade jetzt auf Klima- und Umweltschutz setzen. Die jungen Menschen zeigen uns die Bedeutung auf, die diese Fragen gerade für diese junge Generation haben, aber auch für uns.“
Radio Vatikan: Europa darf den Sinn für Solidarität nicht verlieren, sagte der Papst den Diplomaten. Wie interpretieren Sie diese Mahnung für Ihr Land?
Honsowitz-Friessnigg: „Papst Franziskus hat die Bedeutung der Wiedereingliederung, der Integration von Flüchtlingen hervorgehoben. Weil Sie mich nach dem österreichischen Zusammenhang fragen: Bei der neuen Regierung ist jetzt ein eigenes Integrationsministerium eingerichtet worden, in dessen Vordergrund die Integration von Asylberechtigten steht. Ganz wesentliche Themen in dem Bereich sind Bildungsfragen und die Eingliederung in den Arbeitsmarkt.“
Radio Vatikan: Franziskus hat auch global den Blick auf Flucht und Migration gelenkt. Weltweit gebe es „mehrere Tausend Menschen mit berechtigtem Asylbegehren“ die aber „nicht ausreichend identifiziert“ würden. Wie schwierig ist es derzeit in Österreich, mit einer solchen Aussage Gehör zu finden?
Honsowitz-Friessnigg: „Papst Franziskus hat dieses Anliegen im Hinblick auf Binnenvertriebene konkretisiert. Und da gibt es seitens der österreichischen Außenpolitik Initiativen im Rahmen des Menschenrechtsrates der Vereinten Nationen. Österreich ist derzeit Mitglied im Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen und hat auch den Vorsitz. In diesem Rahmen unterstützt Österreich zum Beispiel auch die Arbeit der Sonderbeauftragten der Vereinten Nationen für Binnenvertriebene. Also gerade im multilateralen Bereich gibt es hier durchaus Einsatzmöglichkeiten.“
Radio Vatikan: Österreich hat 2015 proportional sehr viele Flüchtlinge und Migranten aufgenommen, speziell aus Syrien. Dann kam es zu einem politisch-gesellschaftlichen Umschwung, weil es so viele Menschen waren, die neu ins Land kamen. Wie steht es heute damit? Ein Papst, der dazu aufruft, sich da großzügig zu zeigen, auf wie offene Ohren und Herzen stößt er damit heute in Österreich?
Honsowitz-Friessnigg: „Österreich hat 2015/16 eine große Anstrengung unternommen. Es sind damals 80.000 Asylanträge gestellt worden. 80.000 bei einer Bevölkerung von 8 Millionen ist ein Prozent. Und es geht darum, auch die Menschen, die zu uns gekommen sind, zu integrieren. Deshalb gibt es auch vermehrte Anstrengungen zur Integration. Es gibt unter der neuen Regierung jetzt ein Integrationsministerium, und da stehen Maßnahmen zur Integration im Vordergrund.“
Radio Vatikan: Papst Franziskus wird von einigen Beobachtern als moralisches Weltgewissen wahrgenommen. Ist er das aus Ihrer Sicht?
Honsowitz-Friessnigg: „Der Papst und der Heilige Stuhl haben sicherlich eine moralische Autorität, zu verschiedenen Fragen ihre Stimme zu erheben. Ich denke hier ganz konkret an globale Fragen. Im Bereich Umweltschutz haben wir gesehen: Wenn Papst Franziskus im Rahmen von seiner Enzyklika Laudato si‘ um Erhalt der Schöpfung, der Umwelt aufruft, dann hat das weltweite Wirkung. Und ich glaube, dass gerade auch in diesen globalen Fragen, wo wir als einzelner Staat nur wenig ausrichten können, sondern wo wir auf einander und auf die Gemeinschaft angewiesen sind, die moralische Stimme des Papstes und des Heiligen Stuhls ein wichtiges Element ist.“
Radio Vatikan: Einer Ihrer Kollegen aus dem diplomatischen Dienst hat den Neujahrsempfang aus der Warte des Botschafters als „Blitz-Schach“ bezeichnet: Man habe nachher 30 Sekunden Zeit, dem Papst persönlich etwas zu sagen, das müsse dann aber sitzen. Was haben Sie ihm denn in Ihren 30 Sekunden gesagt?
Honsowitz-Friessnigg: „Ich gehe davon aus, dass Diplomatie ein langfristiger Prozess ist. Das ist ein Prozess der Kommunikation und des Dialogs. Natürlich gibt es immer die Möglichkeit, zu besonderen Anlässen mit dem Heiligen Vater einige Worte zu wechseln, so wie beim Diplomatenempfang. Im Zentrum unserer kurzen Unterredung standen die guten Beziehungen, die zwischen Österreich und dem Heiligen Stuhl bestehen und dass wir auch in Zukunft weitere gemeinsame Projekte betreiben werden, insbesondere in globalen Fragen.“
(vatican news)
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