Schweiz: Fastenopfer fordert klimaneutrales Land
Pope: Fastenopfer ist das Hilfswerk der Schweizer Katholikinnen und Katholiken. Ihr unterstützt unter anderem auch die Menschen in Lateinamerika und insbesondere jene im Amazonasgebiet. Wieso seid ihr auch in diesem Bereich tätig?
Nilles: Fastenopfer arbeitet in 14 Ländern auf der Welt und zwar mit lokalen Gemeinschaften, die wir unterstützen. Hier bei der Amazonien-Synode ist es eine große Gelegenheit, die Betroffenen von Armut und Ausgrenzung zu Wort kommen zu lassen. Deswegen sind wir auch hier in Rom und engagieren uns.
Pope: Diese Amazonien-Synode hatte ja mehrere Schwerpunkte. Ein Punkt ist sicherlich der Schutz des sogenannten „Gemeinsamen Hauses“. Man könnte auch sagen, es geht um die Option für die Ökologie. Wieso soll sich auch ein kirchliches Hilfswerk wie Fastenopfer für den Umweltschutz einsetzen und sich mit dem Thema „Klimawandel“ auseinandersetzen?
Nilles: Für Fastenopfer ist das Recht auf Nahrung und auf einen Lebensstandard, mit dem man in Würde leben kann, ganz zentral. Um dies zu erreichen, reicht es nicht, einfach nur zu helfen. Man muss auch sehen, warum sind die Menschen dort arm. Was sind die Ursachen? Wir erleben in unseren Projekten zunehmend, dass der Klimawandel Menschen, die es gerade geschafft haben, aus der Armut rauszukommen, wieder zurückwirft in die Armut. Der Klimawandel hat sie aus ihrer Heimat vertrieben. Wir erleben auch, dass der Klimawandel durch Aktivitäten entsteht, die mit der Öl- oder Kohleausbeutung zusammenhängt. Und das alles im Amazonasgebiet. Wir aus der Schweiz und allgemein in Europa sind eng verbunden mit den Problemen, die wir haben. Jede und jeder, der sich in der Schweiz engagiert gegen den Klimawandel und eine gute Klimapolitik möchte, tut auch etwas für Amazonien.
Pope: Gibt es denn etwas Konkretes, was Fastenopfer diesbezüglich als Projekt unterstützt und können Sie uns das vorstellen?
Nilles: Zum einen haben wir beispielsweise im Vorfeld der Amazonien-Synode die Vernetzung der Indigenen Gemeinden im Amazonasgebiet unterstützt. Sie leben oft hunderte von Kilometern voneinander entfernt. Die Menschen dort wissen meist gar nicht, dass sie dieselben Probleme haben. Wir haben zum anderen Veröffentlichungen gemacht und haben die Menschenrechtsverletzungen im Amazonasgebiet aufgezeigt, mithilfe von Partnerorganisationen. Dadurch sind die Bischöfe bei der Synode auch informiert gewesen, wie viel Gewalt es dort gibt. Dasselbe haben wir über die Naturzerstörung gemacht. Das hat bisher keiner dokumentiert. Da haben wir mitgeholfen.
Pope: Gibt es von Seiten von Fastenopfer eine konkrete Aufforderung an die Schweizer und an die Schweizer Politik?
Nilles: Die Schweiz gehört nicht zu den großen, mächtigen Ländern dieser Erde. Aber auf der anderen Seite sind sehr viele Unternehmen in der Schweiz, die auch im Amazonas arbeiten. Es ist entscheidend, dass wir sie verpflichten, die Menschenrechte und den Umweltschutz einzuhalten. Das darf nicht freiwillig sein. Das muss verpflichtend sein. Konzerne haben eine Verantwortung. Einen zweiten Punkt, was wir uns wünschen, ist die möglichst schnelle Umsetzung einer klimaneutralen Schweiz. Sie muss ihren CO2-Ausstoß radikal senken. Nur dann hat sowohl die Menschheit eine Chance zu überleben und haben zum anderen die Menschen im Amazonas eine Zukunft.
Das Gespräch führte Mario Galgano.
(vatican news)
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