Gemeinsam am Tisch des Herrn?
Stefan von Kempis – Vatikanstadt
Denn die immer noch bestehenden „Differenzen im Verständnis des Amtes und der apostolischen Nachfolge im Amt“. Es macht in ihnen auch in aller Klarheit ein „zentrales Hindernis“ für eucharistische bzw. Abendmahls-Gastfreundschaft aus. Das Dokument räumt außerdem ein, dass erst nach einer „gegenseitigen Anerkennung der Ämter“ und nach der Entwicklung einer „gemeinsamen Sicht auf das Abendmahl“ die volle Abendmahls- bzw. Eucharistiegemeinschaft möglich sein wird. Das ist Klartext.
Wenn es dennoch empfiehlt, dass Katholiken oder Protestanten jetzt schon zum Tisch des Herrn der jeweils anderen Konfession hinzutreten, dann vor allem mit dem Argument, dass das zwischen den Kirchen schon seit längerem erreichte „Grundeinverständnis über die Taufe stärker ist als die Unterschiede im Verständnis der Kirche“.
Kein Eintreten für eine neue Einheitsliturgie
Jesus hat, wie die evangelischen und katholischen Autoren des Textes hervorheben, „den Menschen, die in seinem Namen zusammenkommen, seine Gegenwart versprochen“ (vgl. Mt 18,20). Diese Zusage müsse ungeachtet aller konfessionellen Schranken gelten. Nach Paulus schaffe das gemeinsame Mahl communio mit dem Herrn wie Gemeinschaft untereinander, und „der würdige oder unwürdige Vollzug des Mahls (1 Kor 11, 27-29) entscheidet sich am Umgang mit dem Nächsten“. In dieser „diakonischen Dimension“ machen die Autoren, neben der engen Verbindung von Taufe und Eucharistie, die vom Neuen Testament vorgegebenen, entscheidenden Elemente des Herrenmahles aus.
Keinesfalls werben die Ökumeniker, unter ihnen der katholische Limburger Bischof Bätzing, für die Schaffung einer neuen Einheitsliturgie. Stattdessen geht es ihnen um den gegenseitigen Respekt vor und um die „Einladung zu bereits gelebten Traditionen“. Die Vielfalt der Feiergestalten sei, wie sie detailliert zeigen, historisch gewachsen, und man müsse sich daher „von der Vorstellung verabschieden, die Fülle dessen, was durch Jesu Christi Stiftung grundgelegt ist, sei in einer einzigen Ausprägung zu feiern“.
Ein inspirierendes Papier
Das ist ein Satz, bei dem ein Katholik schlucken muss. Dennoch – ein inspirierendes, weiterführendes Papier! Es hat das Zeug, uns näher zur Einheit hinzuführen. Der Vatikan wird es, auch wenn er sich öffentlicher Kommentare enthalten dürfte, aufmerksam zur Kenntnis nehmen.
Kempis (49) leitet das deutschsprachige Team von Radio Vatikan und „Pope“. 2017 veröffentlichte er im Verlag Katholisches Bibelwerk
(vatican news)
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