Unser Sonntag: Der Heilige Geist sendet aus
P. Max Cappabianca OP - Vatikanstadt
Pfingsten (Joh 14,15-16.23b-26)
An diesem Sonntag geht die Osterzeit zu Ende, und wir feiern das - nach Weihnachten und Ostern - höchste unserer christlichen Feste. Auch wenn wir zugeben müssen, dass wir das Fest manchmal vielleicht ein bisschen stiefmütterlich behandeln. Viele Menschen, die nicht regelmäßig in die Kirche gehen, wissen gar nicht, was wir da feiern. Und wer sich auskennt, mag sich trotzdem fragen, was das alles bedeuten soll, was die Apostelgeschichte von verschlossenen Häusern, von Stürmen und Feuerzungen erzählt...
Jesus selbst spricht im heutigen Evangelium vom Heiligen Geist und gibt ihm den Titel ?Beistand“. Ein Beistand ist jemand, der bei mir ist und mir in Gefahr zur Seite steht, damit ich nicht alleine bin und Hilfe habe.
Wer Jesus finden will, der kann dies nur im Heiligen Geist
Über diesen Beistand sagt Jesus: ?Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ Er wird uns alles lehren und an alles erinnern, was Jesus uns gesagt hat. Das klingt simpel und einleuchtend. Aber das entscheidende ist hier, dass Jesus klar und deutlich sagt, dass er nicht mehr so da sein wird, wie zu irdischen Zeiten, so wie die Männer und Frauen ihn erleben konnten, die ihm begegnet waren und diese Botschaft weitergaben. Diese Erfahrung des Fortgehens haben wir an Christi Himmelfahrt thematisiert. Wer Jesus– und mit ihm Gott – finden will, der kann dies nur im Heiligen Geist. Das meint ?er wird euch alles lehren und an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ Und das ist der Kern des Titels ?Beistand“.
Ich finde das sollten wir ernst nehmen! Denn wenn das wahr ist, dann müsste unser Glaube viel stärker noch vom Heiligen Geist geprägt sein! Was heißt das?
Pfingsten wird ja auch als Geburtstag der Kirche bezeichnet: Die Kirche existiert, weil der Heilige Geist die Menschen zusammenführt und zugleich aussendet! Die Kirche als Institution sollte sich also immer ihrer Herkunft vom Heiligen Geist erinnern: Das bedeutet dann: Mehr Feuer und weniger Institution; mehr Sturm als langweiliges Säuseln; mehr Vielfalt als nur Einheitsbrei! Daran zu erinnern, ist wichtig. Denn wie jede Institution neigt auch die Kirche dazu zu verknöchern und sich selber wichtiger zu nehmen, als sie ist. Dann kann man sie eigentlich nicht mehr ernst nehmen, was schade ist: Denn wir tragen eine Schatz in unseren Herzen, den wir zu den Menschen bringen wollen.
Wir haben eine Mission!
Hier zeigt sich diese doppelte Bewegung: Sammlung und Sendung! Am Ende heißt es ?Gehet hin in Frieden“ Das meint nicht ?Jetzt könnt ihr gehen und euch ausruhen“ – das Gegenteil ist der Fall: Ite missa est, meint: Geht, ihr seid gesandt. Wir haben eine Mission! Das ist alles engstens mit dem Heiligen Geist verbunden.
Aber es gibt noch andere Aspekte, die wir beachten und die wir vom Heiligen Geist lernen sollten! Zum Beispiel weht der Geist wo er will und lässt sich nicht beschränken auf die Kreise, die uns in den Kram passen! Der Hl. Geist weht überall, und daher muss man überall mit ihm rechnen! Das ist die Basis für den Dialog mit anderen Konfessionen, Religionen und mit allen Menschen ?guten Willens“ wie wir sagen. Wir haben die Wahrheit nicht gepachtet und besitzen sie nicht, sondern wir sind lebendiger Teil von ihr und erkennen sie auch dort, wo man niemals mit ihr rechnen würde. Das ist gläubiger Umgang mit der Wirklichkeit, die einem große Offenheit und Gelassenheit schenkt. Der Heilige Geist braucht mich nicht als Domteur! Aber ich brauche ihn als Beistand!
Und schließlich noch der Hinweis auf eine wichtige Formulierung im heutigen Evangelium: ?Der Beistand, der Heilige Geist, wird euch alles lehren.“ Also nicht allein der Papst, nicht der Pfarrer, auch nicht das Theologiestudium oder eine zertifizierte Qualifizierung in irgendeinem Fachgebiet. Der Heilige Geist führt mich ins Verstehen: und das meint den Einklang von Willen, Verstand und Herz! Wir sollten auf unsere Geistbegabtheit vertrauen und auf die Stimme hören, die in uns spricht. Das bedeutet dann weniger auf diejenigen zu hören, die überzogene Geltungsansprüche haben, die sich als Herren unserer Gewissen aufspielen und nicht Gott im Sinn haben, sondern sich selbst.
Wie macht man das? Im Heiligen Geist leben?
Zum Heiligen Geist beten ist ein guter Anfang, und da kann man auch nichts falsch machen. Die Pfingstsequenz (im Gotteslob auf deutsch unter der Nummer 344) ist ein wundervolles Gebet: ?Wärme du, Hl. Geist, was kalt und hart, löse was in sich erstarrt, lenke, was den Weg verfehlt.“
Zweitens sich in die Freiheit des Heiligen Geistes einüben. Wenn der Geist tatsächlich weht wo er will, dann sollten wir ihm nicht die Türen verschließen. Der Geist macht uns frei und schenkt uns Möglichkeiten, von denen wir jetzt noch nichts ahnen! Drittens alles abwehren, was uns vom Heiligen Geist trennt. Es gibt in der Tradition den Begriff der ?Sünde wider den Heiligen Geist“. Der Kern dieser Sünde ist, so lesen wir im Katechismus, sich absichtlich zu weigern, das Erbarmen Gottes anzunehmen und das vom Heiligen Geist angebotene Heil zurückzuweisen. Das ist mal kein Moralismus, sondern speist sich tatsächlich aus der Erfahrung: Jeder Mensch ist anders und geht anders mit Gottes großem Geschenk um! Und so gibt es auch unterschiedliche Weisen sich diesem Wirken zu verschließen. Das dies nicht geschieht, darum kann man, ja muss man beten!
Ich möchte am Ende dieser Betrachtung ein Gebet mit Ihnen sprechen, das sich auch im Gotteslob unter der Nummer ?7“ findet und dem hl. Augustinus zugeschrieben wird:
Atme in mir, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges denke,
Treibe mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges tue,
Locke mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges liebe,
Stärke mich, du Heiliger Geist, dass ich Heiliges hüte
Hüte mich, du Heiliger Geist, dass ich das Heilige nimmer verliere.
Amen.
(vatican news - claudia kaminski)
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