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„Ein Kelch für zwei“

Immer noch sind evangelische Gläubige, die mit ihren katholischen Ehepartnern zur katholischen Messe gehen, nicht allgemein zur Kommunion zugelassen. Ein unhaltbarer Zustand, findet der in Rom lebende Journalist Jörg Bremer. In seinem nun erschienenen Buch „Ein Kelch für zwei“ lässt er Experten und Betroffene zu Wort kommen, sichtet und analysiert offene Fragen und zeigt Lösungen „für wirkliche und scheinbare Probleme“ auf.

Angela Prämassing - Vatikanstadt

Dass ihm das Thema am Herzen liegt, wird im Interview mit Pope spürbar; immerhin erlebt Bremer - früherer Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in Israel und in Rom - die Debatte als Mitglied der deutschsprachigen evangelischen Gemeinde in Rom hautnah mit.

„40 Prozent der Ehen in Deutschland sind gemischt, und es gäbe gute Gründe, gemeinsam zur Eucharistie zu gehen!“ Das würde aus Bremers Sicht auch der ursprünglichen katholischen Kirche viel eher entsprechen, denn „die katholische Kirche der Zeit Martin Luthers dachte nicht so katholisch wie Martin Luther. Die Sakramentenlehre Martin Luthers ist katholischer als die damalige katholische Kirche!“

„Diese Situation verlangt nach schneller Änderung!“

Umso größer ist seine Enttäuschung und die vieler anderer, dass die Debatte nach der von den deutschen Bischöfen veröffentlichten (und in einzelnen katholischen Bistümern unterschiedlich gehandhabten)  Orientierungshilfe einfach „versandete“, so Bremer pointiert. „Wenn ich Kardinal Kasper, den großen Motor der Ökumene hier in Rom, sehe, spüre ich eine große Enttäuschung. Auch Frau Schavan, die damalige Botschafterin am Heiligen Stuhl Deutschlands, spricht in meinem Buch über ihre große Enttäuschung...“

Hier können Sie unser Interview mit Jörg Bremer hören.

Die Schuld am Ausbleiben konkreter Maßnahmen tragen nach Bremers Meinung die kirchlichen Verantwortlichen, die die Menschen stets auf später vertrösten. „2017 waren wir unglaublich nahe am Durchbruch. Aber es kam zur Versandung, weil der Weg der Ökumene zwar an der Basis gegangen wird, aber die Oberhirten nicht mitmachen! Manche von ihnen erzählen einem, dass wir gewiss bis 2030 zu einer zufriedenstellenden Regelung kommen. Was für ein Unsinn!“

„Hätte Jesus irgendwen zurückgewiesen, weil ihm seine Nase nicht passte?“

Jesuitenpater Ansgar Wucherpfennig aus Frankfurt bringe es in einem Beitrag für das von Bremer herausgegebene Buch auf den Punkt, indem er (so berichtet der Journalist) ganz einfach frage: „Wie, stellen Sie sich vor, wird das Jesus selber gesehen haben? Können Sie sich vorstellen, dass der irgendwen zurückgewiesen hat, weil ihm seine Nase nicht passte?“

Dass nicht wir die Gastgeber am Tisch der Eucharistie sind, sondern Jesus derjenige ist, der uns einlädt – und zwar alle, dafür brauche es ein viel größeres Bewusstsein. „Man landet in einer Sackgasse, wenn man sich als Kirche als der Gastgeber des Abendmahls fühlt. Wer aber lädt uns denn da eigentlich ein? Und was ist das, was da geschieht? Das Problem ist, dass sich viele Theologen als die Richter aufspielen und alles besser wissen wollen, obwohl schon alles im Evangelium steht. Nicht das Regelwerk, das von irgendwem, irgendwo, irgendwie, in irgendeiner Tradition aufgeschrieben wurde, muss gefeiert werden, sondern die Gemeinschaft mit Jesus Christus!“

(Jörg Bremer (Hg.), Ein Kelch für zwei, Zur ökumenischen Debatte um die Kommunion  bei konfessionsverbindenden Paaren, Matthias Grünewald Verlag, ca. 24 Euro)

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23. April 2019, 12:29