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Oster: WJT war ein „überwältigendes Erlebnis“

Ein „überwältigendes Erlebnis“: So wertet der deutsche Jugendbischof Stefan Oster den XXXIV. Weltjugendtag in Panama.

„Unsere jungen Pilgerinnen und Pilger aus Deutschland haben die großartige Gastfreundschaft gespürt, die überschwängliche Freude und die von gläubiger, jugendlicher Begeisterung erfüllte Atmosphäre.“ Das sagte der Passauer Bischof zum Abschluss des Großereignisses von Panama-Stadt.

Überraschend viele Teilnehmer aus Deutschland

2.300 deutsche Pilgerinnen und Pilger aus Deutschland haben am Weltjugendtag in Panama teilgenommen – nach den Polen die zweitgrößte Nationengruppe aus Europa. „Damit hatte von uns noch vor einem Jahr niemand gerechnet“, so Bischof Oster. Die Zahl zeige, dass der Weltjugendtag und auch Papst Franziskus für die jungen Gläubigen in Deutschland weiterhin eine enorme Anziehungskraft hätten.

„Dieser Weltjugendtag war mehr noch als frühere von dem Wunsch des Papstes geprägt, dass die Jugendlichen an die Ränder der Gesellschaft gehen“, so Bischof Oster. „Freilich haben sie auch die Schattenseiten zu sehen bekommen oder wollten sie bewusst kennenlernen: Die Situation der Indigenas, die Lebensrealität junger Menschen, die mit HIV infiziert und deshalb marginalisiert sind, die Situation von Armut und Migration, von Ausgrenzung und Drogensucht.“

Die Reichtümer Panamas seien ungleich verteilt, ungleicher als in zahlreichen anderen Ländern. Viele Menschen sähen die Korruption als Hauptproblem der Politik in Zentralamerika – so habe es auch Papst Franziskus in mehreren Ansprachen in Panama betont.

Begegnungen an den Rändern der Gesellschaft

Zum festen Programm der Weltjugendtage gehören die Tage der Begegnung in den Diözesen, die nicht nur in Panama stattfanden. Gemeinsam mit Jugendlichen aus anderen Ländern realisierten sie unter anderem Sozialprojekte. Zusätzlich besuchten rund 600 deutsche Jugendliche in Panama-Stadt Projekte, die das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat unterstützt, darunter auch ein Projekt der Aids-Pastoral. Die Begegnungen mit Indigenen, mit Aids-Kranken, mit Obdachlosen und Drogenabhängigen bewegten die Jugendlichen besonders.

Bei den Katechesen, die für die deutschen Jugendlichen von Bischöfen aus Deutschland gestaltet wurden, ging es um das Thema der Berufung, das bereits während der Weltbischofssynode im Herbst 2018 in Rom im Zentrum gestanden hatte. Jugendliche und Bischöfe redeten gemeinsam über die Frage, wie eine Berufung gehört und gelebt werden könne. In den Gesprächen wurden auch kontroverse Themen nicht ausgeklammert.

Es sei normal, dass junge Gläubige kritische Fragen an Kirche und Gesellschaft stellen, sagte Bischof Oster und fügte hinzu: „Sie müssen das sogar.“ Der Jugendbischof betonte: „Unsere deutschen Jugendlichen haben hier realisiert: Gelebter Glaube und gelebtes Engagement sind nicht voneinander zu trennen. Wenn Sie mit dieser Erfahrung der Völkerverständigung und als Brückenbauer heimgehen, ist es ziemlich unmöglich, dass aus ihnen beispielsweise später einmal Nationalisten oder gar Rassisten werden.“

Youth Hearing von BDKJ und Adveniat

Gerechtigkeit in Kirche und Gesellschaft waren auch die Themen des Youth Hearing, das der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) gemeinsam mit Adveniat durchführte. 250 Jugendliche aus Deutschland diskutierten mit Fachleuten, Politikern und jungen Menschen aus Panama sowie Verantwortlichen aus der deutschen Jugendpastoral. Gemeinsam die Schöpfung zu bewahren und dafür während dieses Weltjugendtags ein sichtbares Zeichen zu setzen, war eines der wichtigen Anliegen der Teilnehmer.

„Die deutschen Pilgerinnen und Pilger konnten auf unserem Youth Hearing und im Austausch mit Jugendlichen aus Panama und der ganzen Welt erfahren, wie sehr es auf sie alle ankommt“, sagte BDKJ-Bundespräses Pfarrer Dirk Bingener. „Eine soziale und politische Veränderung der Welt im Sinne Jesu ist dringend notwendig, vor allem aber mit diesen engagierten jungen Menschen auch wirklich möglich.“

WJT war kleiner - und politischer

Am Weltjugendtag in Panama haben während der Woche rund 120.000 Jugendliche teilgenommen – auch wenn offizielle Angaben von 300.000 sprachen. „Es war vielleicht von der Teilnehmerzahl ein kleinerer Weltjugendtag, dafür aber war er stärker politisch geprägt“, sagte Stephan Jentgens, Geschäftsführer von Adveniat. „Wir müssen als Christen an einer neuen, friedlichen Welt mitarbeiten. Gerechtigkeit, Menschenwürde und Bewahrung der Schöpfung, das sind die Themen für die die Jugendlichen brennen.“

Die Begegnungen mit Papst Franziskus standen für die Jugendlichen im Mittelpunkt des Weltjugendtags. „Welche Jugendlichkeit Papst Franziskus ausstrahlt, welche Dialogfähigkeit mit den Jugendlichen, die von seiner Bühne so weit weg stehen“, so Bischof Oster. Der Papst rufe die Jugendlichen auf, sich lautstark bemerkbar zu machen und mit ihm den Traum zu träumen, für den Jesus gestorben sei: „Den Traum einer Kultur der Begegnung, des Herzens.“ Kein Programm oder Abschlussdokument werde verabschiedet, sondern die jungen Menschen selbst würden von Franziskus ermutigt, in ihren Ländern die Protagonisten, die Künstler und Gestalter einer Kultur der Begegnung zu sein.

Thema der Berufung im Mittelpunkt

Die Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz (afj) hatte zwei Ordensleute zur spirituellen Begleitung der jungen Pilgerinnen und Pilger nach Panama entsandt, die bei den Katechesen mit den Jugendlichen über ihre Berufung sprachen. Der Weltjugendtag sei ein Ort der Begegnung mit Christus, betonte Bischof Oster: „Ich bin sicher, dass viele mit neuer Begeisterung heimgehen werden, dass viele Herzen berührt werden, dass viele ihr eigenes Leben und das der anderen neu sehen werden – bewegt vom Geist Gottes, der uns immer wieder zu einem neuen Miteinander ruft. Verfügbar auf den Anruf Jesu wie Maria, die ihr Ja gesprochen und damit dem Weltjugendtag auch sein Motto gegeben hat.“

Bianka Mohr, Leiterin der afj, ergänzte: „Der Weltjugendtag ist für die jungen Menschen eine ‚Tankstelle‘, die sie im persönlichen Glauben stärkt und ihnen Motivation gibt, sich in den Gemeinden, Jugendverbänden und Bewegungen zu engagieren. Wir freuen uns, dass die Pilgerinnen und Pilger Erfahrungen machen durften, die sie verändert haben: bei den Tagen der Begegnung, den großen Veranstaltungen mit dem Papst, den Projektbesuchen, dem Youth Hearing oder beim Nightfever-Abend. Sie berichten uns, dass sie beschenkt nach Hause fahren.“

Hintergrund

Der XXXIV. Weltjugendtag fand vom 22. bis 27. Januar 2019 in Panama statt und stand unter dem Leitwort „Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast“ (Lk 1,38). Bisherige internationale Weltjugendtage fanden unter anderem in Krakau (2016), Rio de Janeiro (2013), Madrid (2011), Sydney (2008) und Köln (2005) statt.

(dbk – sk)
 

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27. Januar 2019, 12:31