D: Bischof Overbeck wünscht neuen Blick der Kirche auf ±á´Ç³¾´Ç²õ±ð³æ³Ü²¹±ô¾±³Ùä³Ù
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Als Frage stehe im Raum, ob einzelne Inhalte der katholischen Sexuallehre möglicherweise zu einer Tabuisierung bestimmter Ausdrucksformen menschlicher Sexualität beigetragen oder eine ungesunde Verdrängung bis hin zur Leugnung der Homosexualität gefördert hätten.
Mit Blick auf Missbrauch warnte Overbeck vor Kurzschlüssen. Weder die hetero- noch homosexuelle Orientierung eines Menschen als solche könne und dürfe als Ursache für sexuellen Missbrauch betrachtet werden. Nach Ansicht der Fachwelt bestehe kein Zusammenhang zwischen Pädophilie und Homosexualität. Daher sei es abwegig zu behaupten, das Problem des sexuellen Missbrauchs ließe sich lösen, indem die Kirche etwa der Zugang zum Priestertum allein auf heterosexuell empfindende Männer beschränke.
Nur bisher Gesagtes wiederholen, hilft der Glaubwürdigkeit nicht
Bestimmten Gruppen von Menschen die Fähigkeit abzusprechen, respekt- und liebevolle Beziehungen einzugehen, sei Ausdruck eines Vorurteils, das zu ihrer Diskriminierung beitrage, so Overbeck weiter. Auch bestünden berechtigte Zweifel, dass die bloße Wiederholung der bisherigen Wahrnehmung der Homosexualität auf rein naturrechtlicher Basis den dramatischen Glaubwürdigkeitsverlust katholischer Sexualmoral wirklich aufhalten könne.
Sollte in dieser Frage das Gespräch mit den Erfahrungen der Menschen und den sie reflektierenden Humanwissenschaften vermieden werden, drohe eine intellektuelle Marginalisierung der katholischen Morallehre, warnt Overbeck. Nur wenn ein Lern- und Erkenntnisfortschritt nicht von vornherein ausgeschlossen sei, bleibe die Tradition – wie seit den Anfängen des Christentums – lebendiges Geschehen. Die kirchliche Lehre dürfe sich gegenüber der Geschichtlichkeit der menschlichen Existenz nicht abschotten.
Neu nachdenken
Daher müssten gerade in Fragen der Sexualmoral die kulturell zeitbedingten Vorstellungen über gleichgeschlechtliche Sexualität neu reflektiert werden. Hier sei die „Kunst der Unterscheidung“ gefragt, mit der wir herausfinden könnten, was heute auf welche Weise aus der Vielschichtigkeit der biblischen Überlieferung und der Tradition der Kirche geltend gemacht werden müsse.
Die „Entpathologisierung“ der Homosexualität bedeute für die Betroffenen eine überfällige Befreiung aus teilweise immensen Leidensgeschichten in Vergangenheit und Gegenwart, gibt der Essener Bischof zu bedenken. Was ihn nachdenklich gemacht und zu einer Weitung seiner Perspektive geführt hätte, seien vor allem die persönlichen Gespräche mit Betroffenen gewesen. Es sei daher an der Zeit, die kirchliche Debatte über die Wahrnehmung und Bewertung der Homosexualität so zu führen, dass die Wunden vergangener Verletzungen nicht erneut aufgerissen würden.
Und was dabei zu beherzigen sei, gebe uns das II. Vaticanum vor: „Wer bescheiden und ausdauernd die Geheimnisse der Wirklichkeit zu erforschen versucht, wird, auch wenn er sich dessen nicht bewusst ist, von dem Gott an der Hand geführt, der alle Wirklichkeit trägt und sie in sein Eigensein einsetzt“ (Gaudium et spes, 36).
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.