Kardinal Bea zum 50. Todestag: „Ein liebenswürdiger Mensch“
Bernd Mathias Kremer (73) wirkte in seiner aktiven Zeit als Bau- und Kunstreferent des Erzbischöflichen Ordinariates Freiburg und organisierte in dieser Funktion das Museum, das in Kardinal Beas Geburtshaus eingerichtet wurde. Die Figur des deutschen Jesuitenkardinals hat Kremer, wie er uns verriet, sein Leben lang begleitet.
Pope: Kardinal Bea hat ja einen Gutteil seines Lebens in Rom verbracht, wo er auch der Beichtvater von Papst Pius XII. war.
Kremer: „Das ist richtig. Er hat zunächst eine steile Karriere im Jesuitenorden gemacht, wurde dann Professor in Rom für Bibelwissenschaft und dann gleich Leiter des päpstlichen Bibelinstituts. Er hat dann in unzähligen römischen Kongregationen Aufgaben überwiesen bekommen. Aber eine der persönlichsten, wichtigsten und diskretesten war sicher seine Eigenschaft als Beichtvater von Papst Pius XII."
Pope: Bea war auch Jesuit, und der Orden prägte auch sein Leben, können Sie dazu ein wenig bitte erzählen?
Kremer: „Es gibt ja eine Art geistliches Tagebuch von ihm. Da fällt einem diese geradezu mönchische Bescheidenheit auf. Er sagt immer, ,gerade nachdem ich jetzt Kardinal geworden bin, muss ich besonders gut zu meinen Mitarbeitern und Mitmenschen sein und immer ganz bescheiden´. Diese Ordensdemut hat ihn auch als Kardinal bis zum Ende geprägt. Aber er war auch, und das ist auch typisch für die Jesuiten, ein hochgeistiger Mensch. Er hat ein glänzendes Abitur gemacht und sich auch als Publizist sehr hervor getan."
Pope: Welche seiner Publikationen würden Sie besonders hervorstreichen?
Kremer: „Es gibt natürlich sehr viele Bücher zum Neuen und Alten Testament, in denen er ein gemäßigt Progressiver war, sozusagen. Aber dann hat er während seiner Tätigkeit im Einheitssekretariat eine erstaunliche Zahl von Büchern zur Einheit der Christen geschrieben. Die wurden auch von ihm geschrieben und nicht von Ghostwritern. Das ist bei einem Mann, der das 80. Lebensjahr überschritten hat, höchst erstaunlich."
Pope: Kardinal Bea ist wichtig im Zusammenhang mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil und mit Nostra Aetate.
Kremer: „Kardinal Bea wurde in relativ hohem Alter Kardinal, und er war Papst Johannes XXIII. nicht bekannt, bevor er ihn zum Kardinal ernannte. Er hat in diesen ganzen Konzilsdokumenten eine entscheidende Rolle gespielt. Insbesondere das Dokument Nostra Aetate zur Aussöhnung mit den Juden und zur Religionsfreiheit. Und auch das Dekret über den Ökumenismus, in dem er ein völlig neues Verhältnis zu den Protestanten half mitzubegründen. Das war die einmalige Leistung dieses Konzils. Er hat gegen erheblichen Widerstand das Dekret Nostra Aetate durchgesetzt, die Absage daran, den Juden Schuld vorzuwerfen, wie es vorher in der katholischen Kirche üblich war."
Pope: Deshalb gilt Bea ja auch als der Kardinal der Ökumene im Nachwirken.
Kremer: „Das war er wirklich. Er wurde auch mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Er hatte eine liebenswürdige Art, die ihm den Weg zu den Protestanten und zu den orthodoxen Juden eröffnete. Bedeutende Kardinäle wie Döpfner oder Kardinal König haben ihn als einen der wichtigsten Konzilsväter bezeichnet. Die Ökumene ist ohne Bea in dieser Form nicht denkbar."
Das Gespräch führte Christina Hoefferer.
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.