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Unsere Serie: Warum Theologie studieren? – Folge 3

Nach dem Abitur die Frage: Und was nun? Nicht wenige junge Menschen mit Abitur in der Tasche beginnen ein Studium. BWL, Medizin, Philosophie – oder Theologie. So ein Theologiestudium ist dabei vielseitiger, als es auf den ersten Blick erscheint – und auch die beruflichen Möglichkeiten, die sich den Absolventen eröffnen, sind breit gefächert. Wir haben für unsere Serie mit Theologie-Studierenden gesprochen. Andreas wollte Priester werden – und hat sich doch dagegen entschieden.

Johanna Gremme - Vatikanstadt

Andreas hat einen ungewöhnlichen Werdegang hinter sich. Seit er klein war, hat er sich in der Kirche engagiert: zunächst als Messdiener, dann im Pfarrgemeinderat. Danach hat er ein Studium in Betriebswirtschaftslehre abgeschlossen. Und dann hat er sich auf die Suche begeben. Nicht nach einem Job, sondern nach seiner Berufung. Er ist ins Priesterseminar eingetreten, um herauszufinden, ob der Beruf des Priesters der richtige für ihn ist.

„Dennoch ist das Prüfen immer etwas Vorläufiges, das Ergebnis der Prüfung bleibt offen. Wichtig ist es, dass man ernsthaft und aufrichtig prüft und dabei eben auch keine Schnellschüsse macht. Ich hatte mir von vornherein zwei Jahre vorgenommen, um alles kennenzulernen und dann noch einmal ganz grundsätzlich diesen Weg zu prüfen. Also nach zwei Jahren alle Fragen und Sorgen, Beweggründe auf Wiedervorlage zu legen und dann zu entscheiden, welche Perspektive ich dem Ganzen gebe. Es ist ja klar, der christliche Glaube ist unglaublich herausfordernd, und der Weg als Priester erst recht und nach diesen zwei Jahren habe ich gesagt, dass der Weg zum Priester nicht mein Weg ist, sondern dass ich einen anderen Weg gehen möchte in der Kirche.“

Mit der Ankündigung, ins Priesterseminar eintreten zu wollen, hat er in seinem Umfeld natürlich viele Erwartungen geweckt. Aber alle respektieren seine Entscheidung, dass er doch nicht Priester werden will. Seine Eltern, mutmaßt Andreas, sind darüber sogar ganz glücklich. Und er selbst?

Es gibt kein Scheitern, wenn man sich ehrlich mit seiner Berufung auseinandersetzt. Es wäre ein Fehler gewesen, wenn ich mich gar nicht auf den Weg in Richtung Priesterweihe gemacht hätte. Wenn ich also immer diese Frage nur abgewägt, aber mich nie damit beschäftigt hätte, konkret.

Auf seinem Weg haben Andreas viele Menschen begleitet. Die Kontakte, die er durch seine Zeit im Priesterseminar gewonnen hat, sind ihm sehr wertvoll. Nun freut Andreas sich darauf, seinen Weg auch an ihrer Seite, aber in einer anderen Rolle zu gehen. Er bereut seine Entscheidung nicht.

„Das ist ja das Schöne an der Freiheit, die Gott uns geschenkt hat, wir dürfen uns entscheiden. Aber wenn wir uns entscheiden, müssen wir natürlich auch mit den Konsequenzen dieser Entscheidung leben und damit umgehen.“

Zum Nachhören:

Andreas ist 29 Jahre alt und studierter Betriebswirt. Zwei Jahre lang hat er sich im Priesterseminar in Bonn auf die Suche nach seiner Berufung gemacht. Er hat sich gegen das Priesteramt entschieden. Zunächst hat er in einer Unternehmensberatung gearbeitet und wechselt nun bald in den Bundestag in ein Abgeordnetenbüro. Die Aktivitäten in der Kirche sind nun wieder Teil seines privaten, nicht seines beruflichen Engagements.
 

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30. April 2018, 10:55