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Jonas Feldmann Jonas Feldmann  

Vorsynodale Versammlung: Auch kritische Stimmen erwünscht

Am Montag ist es soweit: eine Woche lang werden Jugendliche aus der ganzen Welt in Rom über „ihre Sicht der Dinge“ miteinander besprechen. Die vorsynodale Versammlung soll den Synodenvätern helfen, im Oktober bei der Jugendsynode auf geeignete Themen einzugehen. Wir sprachen mit einem der Teilnehmer der Versammlung von nächster Woche.
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Mario Galgano - Vatikanstadt

Jonas Feldmann ist 25 Jahre alt, wohnt in der Kleinstadt Zug in der Schweiz und studiert Medizin in Zürich. Zwar bezeichnet sich Feldmann selbst als katholisch aufgewachsen. Er ist katholisch getauft und gefirmt und sagt über sich, dass er sich „in den letzten Jahren etwas vom Glauben entfernt habe“. Er könne „die Grundidee des katholischen Glaubens immer noch sehr gut nachvollziehen“, sehe sich auch immer noch als katholisch an. Dennoch zähle er sich selber zu den kirchenfernen Jugendlichen und darüber wolle er in Rom sprechen.

 

„Die Idee kam vom Vatikan!“

 

 

VN: Sie werden jetzt in wenigen Tagen hier in Rom an der sogenannten Vorsynode zum Thema Jugend teilnehmen. Wie kommt es dazu, dass Sie da teilnehmen dürfen, wie wurden Sie ausgewählt?

Feldmann: Die Idee kam vom Vatikan, der gezielt auch kritische Stimmen einladen wollte, also das zusätzlich zu der speziell Delegierten der Schweizer Bischofskonferenz – das ist eine junge Frau aus der Schweiz, die delegiert ist – auch noch zwei weitere Personen nach Rom reisen dürfen, die eine eher kritische Ansicht vertreten. Die Idee ist, das einfach diese Kritikpunkte, die die Jugend heute hat, sei es außerhalb von der Kirche oder in der Kirche selber, auch irgendwo in Rom angehört werden können. Ich wurde ja gezielt ausgewählt als einerseits Katholik, der noch innerhalb der Kirche irgendwie dabei ist, der diese Grundidee auch sehr gut versteht, der diese Werte teilt, der aber auch schon öffentlich Kritik an der Kirche als Institution oder an einzelnen Punkten geäußert hat. Und ich freue mich sehr, dass ich hier die Möglichkeit habe, meine Kritik bis nach Rom vorzutragen und ich hoffe, dass ich einen großen Teil auch der Jugend so wie ich ja eher kritisch eingestellt ist, gegenüber gewissen Punkten, mindestens in der Kirche, dass ich diese Leute hier vertreten darf.

VN: Und was sind das für kritische Punkte? Also, sind das Fragen der Theologie, also Glaubensfragen, oder Strukturfragen? Wie sollen wir uns diese kritischen Punkte vorstellen?

Feldmann: Also bei mir konkret sind das eigentlich sehr konkrete Punkte. Es geht mir zum Beispiel um den Umgang der Kirche mit den Homosexuellen, das man hier die Eheschließung beispielsweise verweigert, dass die Stellung der Frau allgemein in der Kirche irgendwie für mich nicht nachvollziehbar ist, also, wie die Kirche mit Frauen in der Institution umgeht und auch außerhalb der Kirche. Das sind irgendwie so Grundideen, die für mich mit der christlichen Lehre, wie ich sie verstehe oder wie ich sie gelehrt bekommen habe, nichts gemeinsam haben.

VN: Wie kommt denn bei Ihnen, also, eine kritische Stimme, ein Papst wie Franziskus überhaupt an? Er geht ja auch an sich schon mit diesen Themen um – wie würden Sie ihn aus Ihrer kritischen Sicht wahrnehmen?

Feldmann: Papst Franziskus nehme ich natürlich als sehr erfrischend wahr im Gegensatz zu seinen Vorgängern. Er wirkt eigentlich sehr jugendlich in vielem was er macht. Er ist frisch, er verkörpert auch so das menschliche. Er wirkt auch jetzt gerade mit dieser Synode, die er organisieren will, mit diesem Vortreffen, wo gezielt auch kritische Leute eingeladen sind, wo die Jugend im Voraus auch mit diesen Fragebogen befragt wurde, wirkt das für mich schon so, dass er sich auch für die Jugend interessiert, dass er auch die Kritik hören möchte und dass er auch den Willen hat, vielleicht etwas zu verändern und auf diese Kritik einzugehen. Und das er natürlich auch sonst generell sympathisch wirkt hat mehr mit seinem Auftreten generell zu tun, nicht unbedingt mit seinem theologischen Hintergrund, aber er ist halt vom Auftreten her schon einfach sympathisch. (lacht)

VN: Was erhoffen Sie sich – auch persönlich – von einer Jugendsynode? Was kann so ein großes Treffen mit Bischöfen aus der ganzen Welt überhaupt aus Ihrer Sicht überhaupt bewirken? Glauben Sie, dass das die Jugend wieder – vor allem die katholische Jugend – wieder verstärkt zum Katholizismus hinführen kann?

Feldmann: Also, persönlich erwarte ich, oder verspreche ich mir von dieser Synode in Rom, oder von dieser Vorsynode, wo ich jetzt eingeladen bin natürlich sehr viele spannende Gespräche. Ich bin sehr gespannt darauf, was Jugendliche aus allen möglichen Ländern mit unterschiedlichen Hintergründen zu sagen haben, wie sie die Welt und den Glauben erleben, wie sie mit Problemen oder mit Fragen umgehen, die sie sich bestimmt auch stellen, die wir uns hier in der Schweiz stellen, da bin ich sehr gespannt. Ich hoffe, dass man auch viel Zeit bekommt um miteinander zu sprechen, dass der Rahmen nicht ganz so eng ist, dass sich auch diese Gespräche entwickeln können. Von der Synode selbst erhoffe ich mir natürlich schon auch, auf diese Fragen oder Probleme, die von den Jugendlichen kommen eingegangen wird, das man hier versucht, Lösungen für Probleme, auch wenn es konkrete Probleme sind, so wie ich sie persönlich habe, dass man hier versucht, auf diese Probleme einzugehen und Lösungen zu finden. Dass man sich irgendwie annähern kann. Ich nehme an, dass es auch relativ verhärtete Fronten geben wird wenn es um gewisse Fragen geht und ich hoffe schon, dass wir als Jugendliche, die ja mit gutem Beispiel vorrangehen können und einen konstruktiven Dialog entwickeln können.

VN: Was würden Sie dem Papst, wenn Sie die Gelegenheit haben, ihm persönlich sagen – wenn Sie uns das sagen wollen…? Was würden Sie ihm persönlich mitteilen?

Feldmann: Es wäre natürlich sehr schön, wenn ich diese Möglichkeit hätte – ob das wirklich so sein wird, weiß ich leider nicht, aber ich würde ihm natürlich sehr gerne sagen, dass ich diese Veranstaltung sehr schätze, dass das ein sehr schönes Zeichen ist für mich als jungen Katholik, dass man mir von ganz oben das Zeichen gibt „hey, mich interessiert auch Deine Meinung, Deine Meinung ist auch wichtig“. Ich sehe mich selber auch als Teil dieser Kirche, auch wenn ich vielleicht in vielen Punkten nicht einverstanden bin mit der offiziellen Meinung, die die Kirche vertritt, aber ich sehe mich immer noch als ein Mitglied der katholischen Gemeinschaft und es ist sehr schön, dass auch so mitgeteilt zu bekommen. Dass es auch wichtig ist was ich – als einfaches Mitglied dieser Gemeinschaft – zu sagen habe und ich würde ihm dann natürlich auch gerne sagen, was meine Kritikpunkte sind, wo ich meine Probleme habe mit der Interpretation der christlichen Lehre und mit der katholischen Lehre und ja, vielleicht einige Änderungen vorschlagen, die vielleicht etwas zu radikal wären für den Moment, aber ich glaube wenn dieser 300 – oder wie vieler es dann sind – Jugendlichen, die dann in Rom sind, ihm das persönlich sagen würde, dann würde es vielleicht schon etwas bewirken.

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17. März 2018, 11:42