Syrischer Patriarch: Von Massakern auch Christen betroffen
Der griechisch-orthodoxe Patriarch Johannes X. unterstrich dies in seiner Sonntagspredigt in der Kathedrale von Damaskus. Er mahnte eindringlich das Ende der Massaker in Syrien an. Die syrischen Sicherheitskräfte müssten für ein Ende der Gewalt und für Ordnung sorgen.
Auch Christen seien betroffen
Laut dem Patriarchen sind unter den Opfern der Massaker und Plünderungen neben Alawiten auch Christen. Ihre Häuser seien niedergebrannt und ihr Inventar gestohlen, die Bewohner zum Teil ermordet worden.
Jene Kräfte, die für die Massaker an den Zivilisten verantwortlich sind, müssten zur Verantwortung gezogen werden, forderte Patriarch Johannes X. Er mahnte die Einsetzung einer unabhängigen Untersuchungskommission ein.
Am Samstag hatte Patriarch Johannes X. gemeinsam mit den Patriarchen Ignatius Aphrem II. (syrisch-orthodox) und Joseph Absi (melkitisch-griechisch-katholisch) in einer gemeinsamen Erklärung das an Zivilisten verurteilte ?Massaker" scharf verurteilt und deren sofortiges Ende sowie Maßnahmen zu einer nationalen Versöhnung gefordert. Die Zukunft des Landes könne nur durch Gleichberechtigung, Bürgerrechte und echte Partnerschaft aller Bevölkerungsgruppen gesichert werden. ?Die Kirchen fordern dringend die Schaffung von Bedingungen, die eine nationale Versöhnung fördern, und den Aufbau eines Staates, der alle seine Bürger respektiert", so die Kirchenführer. Der Geist der Vergeltung und Ausgrenzung müsse überwunden werden.
Unübersichtliche Lage
Wie das Hilfswerk ?Initiative Christlicher Orient“ am Montag unter Berufung auf Kontaktpersonen vor Ort in Syrien auf Anfrage mitteilte, wurden die Christen bislang nicht wegen ihrer Religionszugehörigkeit ermordet, sondern weil die Jihadisten ihren Besitz rauben wollten. Allerdings kursierten in den Sozialen Medien auch bereits Parolen, dass die Christen nach den Alawiten nun die Nächsten seien. Genaue Zahlen über getötete Christen ließen sich bislang nicht überprüfen.
Insgesamt wurden nach Angaben der in London ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in den vergangenen Tagen mehr als 1.300 Menschen getötet, darunter 231 Kämpfer der neuen Führung sowie 250 Assad-treue Kämpfer. Zugleich wurden den Angaben zufolge aber auch mindestens 830 Zivilisten getötet. Die Beobachtungsstelle sprach von regelrechten ?Massakern“ und ?Hinrichtungen“, bei denen auch Kinder getötet worden seien. Die Opfer würden aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu den Alawiten oder ihres Wohnorts ausgesucht.
Beobachter machten für die Gräueltaten vor allem die Hamza-Brigade verantwortlich, die von der Türkei unterstützt wird. Kämpfer der Brigade waren auch an der Eroberung Bergkarabachs durch Aserbaidschan beteiligt. Der syrische Präsident Ahmad Al-Sharaa setzte unterdessen am Sonntag nach eigenen Angaben eine ?unabhängige“ Untersuchungskommission ein, welche ?die Übergriffe auf Zivilisten untersuchen und die Verantwortlichen identifizieren“ soll.
Unklar scheint, inwieweit die syrische Übergangsregierung derzeit die Kontrolle über die Milizionäre verloren hat. Von der Übergangsregierung in Damaskus hieß es, bewaffnete Anhänger Assads hätten am Donnerstag in der Küstenprovinz Latakia eine koordinierte Militäraktion gegen die Sicherheitskräfte gestartet, woraufhin letztere am Freitag größere Truppenkontingente mit Artilleriegeschützen, Panzer und Raketenwerfern dorthin verlegt habe. Beobachtern zufolge sollen dann von diesen Kräften beziehungsweise Teilen davon Massaker an Zivilisten verübt worden sein.
(kap – pr)
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