Ivan Marchuk: Ein Leben für die Kunst und die Freiheit
Svitlana Dukhovych und Mario Galgano - Vatikanstadt
Trotz seines hohen Alters reiste er am 10. Februar persönlich zur Eröffnung seiner Ausstellung im Palazzo della Cancelleria an, die von der Botschaft der Ukraine beim Heiligen Stuhl organisiert wurde. Die Ausstellung mit rund sechzig Werken ist noch bis zum 24. Februar zu besichtigen.
Von bescheidenen Anfängen zur internationalen Anerkennung
Marchuk wurde 1936 in Moskalivka, in der Region Ternopil in der Westukraine, geboren. Schon als Kind entwickelte er eine Leidenschaft für die Malerei. Seine Familie war arm, und so musste er improvisieren: Ohne Papier, Bleistifte oder Farben begann er, mit Blütensaft zu malen. Bereits als Jugendlicher war er sich sicher, dass er Künstler werden wollte. Nach seinem Studium an der Kunstschule Ivan Trush und der Universität für Angewandte Kunst in Lwiw zog er in den 1960er Jahren nach Kiew. Dort arbeitete er in verschiedenen künstlerischen Institutionen, doch seine Werke passten nicht in das staatlich geforderte Schema des sozialistischen Realismus.
Der Kampf gegen die künstlerische Zensur
In der Sowjetunion galt alles, was nicht-figurativ oder abstrakt war, als ideologisch gefährlich. Marchuks Kunst wurde nicht akzeptiert und durfte nicht ausgestellt werden. Er erinnert sich: ?Meine Werke waren verboten, aber ich musste arbeiten. Also begann ich, sie an ungewöhnlichen Orten auszustellen: in den Fluren der Schriftsteller- und Komponistenverbände, in Kliniken und Bibliotheken.“ Seine Kunst wurde als amateurhaft abgetan, stand jedoch stets unter der Beobachtung der sowjetischen Behörden.
Die Entstehung einer einzigartigen Technik
Marchuk entwickelte einen völlig neuen Malstil, den er ?Pliontanismus“ nennt – abgeleitet vom ukrainischen Wort für ?Flechten“. Die Inspiration dazu kam ihm 1972 in einem herbstlichen Wald in der Region Tschernihiw: ?Die kahlen Bäume waren wie ein Wunder. Ich sagte mir: 'Ich werde so malen, aber noch besser.' Am selben Tag wusste ich, wie ich es umsetzen kann.“ Der Pliontanismus, mit seinen fein verwobenen Linien und Lichtspielen, wurde zu seinem Markenzeichen und machte ihn weltberühmt.
Flucht in die Freiheit und Weltruhm
Fast zwanzig Jahre lang wurde Marchuks Kunst in der UdSSR unterdrückt. Erst mit der Perestroika erhielt er die Möglichkeit zur Ausreise. ?Ich wollte frei sein und arbeiten“, sagt er. Mit nur zehn Bildern im Gepäck reiste er nach Sydney und begann seine internationale Karriere. Seine Werke wurden in mehr als 200 Ausstellungen auf der ganzen Welt präsentiert. 2007 nahm ihn die britische Zeitung ?The Daily Telegraph“ in die Liste der ?100 größten Genies unserer Zeit“ auf.
Kunst als Lebensaufgabe
Marchuk ist für seine Disziplin bekannt. Sein Rat an junge Künstler lautet: ?Streicht alle Feiertage aus eurem Kalender und arbeitet jeden Tag.“ Er selbst habe nie Urlaub gemacht oder seinen Geburtstag gefeiert. Doch seine Hingabe zahlt sich aus: Er sieht es in den Augen der Menschen, die seine Werke betrachten und tief berührt sind. ?Gutes zu tun, ist ein Vergnügen. Böses zu tun – ich verstehe nicht, wie Menschen dazu fähig sind.“
(vatican news)
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