Junge Pilger starten Mittelmeer-Odyssee für Dialog und Vers?hnung
Delphine Allaire und Mario Galgano - Vatikanstadt
Die Initiative, die auf den Mittelmeer-Begegnungen von 2023 basiert, wird vom Bistum Marseille und weiteren Partnern getragen. ?Die Zukunft lässt sich am besten mit denen gestalten, die sie vor sich haben“, erklärt gegenüber Radio Vatikan Pater Alexis Leproux, der als Vizebischofsvikar für mediterrane Beziehungen die Expedition mitverantwortet.
Er betont die besondere Rolle der Jugend bei der Förderung des Dialogs: ?Junge Menschen ermöglichen, institutionelle Grenzen zu überwinden – sei es zwischen Religionen, Staaten oder politischen Systemen. Ihre Neugier auf die Kulturen und Gesellschaften der anderen Mittelmeerländer ist enorm.“
Mittelmeerraum liegt dem Papst am Herzen
?Der Mittelmeerraum liegt Papst Franziskus besonders am Herzen“, sagte der Erzbischof von Marseille, Kardinal Jean-Marc Aveline, bei der Pressekonferenz am Donnerstagnachmittag im Vatikan, als er das neue kirchliche Projekt für die Mittelmeer-Region vorstellte. Der Kardinal betonte, dass das Mittelmeer nicht nur eine Krisenzone sei, sondern auch ein ?Laboratorium“, in dem die Herausforderungen der gesamten Welt sichtbar und bearbeitet würden.
?Zu lange wurden politische Mittelmeer-Initiativen organisiert, die vor allem euro-mediterran waren. Und das ist ein Fehler, den wir nicht machen sollten", sagte Aveline. ?Sondern es sollen alle fünf Ufer des Mittelmeers beteiligt sein: Nordafrika, Naher Osten, Schwarzmeer, Ägäis und Balkan-Halbinsel sowie Südeuropa. Und genau deshalb haben wir diese Initiative gerne ergriffen."
Aveline nutzte die Gelegenheit, um seine Verbundenheit mit dem Heiligen Vater auszudrücken: ?Ich möchte dem Papst meine Nähe versichern und ihm unsere Gebete zusagen.“ Als er dem Pontifex das neue Projekt vorstellte, habe er bemerkt, wie sehr Franziskus um die Entwicklungen im Mittelmeerraum besorgt sei. Besonders die humanitären Krisen und Konflikte in dieser Region seien von großer Bedeutung für den Papst.
Jugend als Schlüssel zur Zukunft des Mittelmeers
Der Erzbischof von Barcelona, Kardinal Juan José Omella Omella, hob die zentrale Rolle der Jugend in diesem Vorhaben hervor. ?Seit der Initiative von 2023 in Marseille hat die Kirche den Fokus auf die jungen Menschen gelegt“, erklärte er. Der Mittelmeerraum sei nicht nur eine Grenze zwischen verschiedenen Kulturen, sondern auch ein Ort des Friedens. Die Jugendlichen seien die ?Hoffnung der Gegenwart und insbesondere der Zukunft“, so Omella.
Barcelona sei so wie Marseille ?eine multikulturelle Stadt voller verschiedener Ethnien, Kulturen, Sprachen, Religionen. Wir finden hier wirklich alles. Und wir sind dazu aufgerufen, uns zu verstehen nd gmeeinsam eine neue Gesellschaft zu bauen. Das ist etwas Schönes", betonte der Kardinal. Genau aus diesem Grund sei es wichtig, junge Menschen in den Dialog und den Aufbau einer friedlichen Koexistenz einzubinden. Man habe aber auch die katalanische Regierung, die Stadt Barcelona und den Hafen als Partner gewinnen können.
Das kirchliche Projekt soll ein Zeichen der Hoffnung setzen, indem es die kulturelle und religiöse Vielfalt der Mittelmeerregion als Chance und nicht als Hindernis betrachtet. Die Initiatoren sehen in der Jugend den Schlüssel zur Zukunft – einer Zukunft, die auf Dialog, Solidarität und Frieden basiert.
Während der Reise würden die Teilnehmer an interkulturellen Workshops und Gesprächsrunden teilnehmen. Ein festes Programmschema werde jede Etappe strukturieren: Zunächst erkunden die Jugendlichen die jeweilige Hafenstadt und treffen lokale Akteure. Danach folgt eine sieben- bis zehntägige Segeletappe, in der der Austausch untereinander im Mittelpunkt steht. Am Zielhafen schließen Festivals die Reiseabschnitte ab.
Ein Mittelmeer des Friedens trotz Krisen und Konflikten
Die Route der Bel Espoir führt unter anderem über Palermo, Malta, Athen, Istanbul, Tirana und Neapel nach Marseille. Die Organisatoren legten besonderen Wert auf geopolitische Stabilität und logistische Erreichbarkeit. ?In einer Zeit, in der das Mittelmeer mit Kriegen, Fluchtbewegungen und politischen Spannungen konfrontiert ist, wollen wir einen anderen Fokus setzen“, sagt Pater Leproux. ?Wir wollen das Mittelmeer nicht als Trennlinie, sondern als Brücke zwischen den Kulturen begreifen.“
Der Segeltörn versteht sich zugleich als Teil des Jubiläums der Hoffnung, das Papst Franziskus für das Jahr 2025 ausgerufen habe, so P. Leproux: ?Wir sind Pilger der Hoffnung für den Frieden“, erklärt Leproux. ?Dieses Projekt soll zeigen, dass der Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit nicht nur eine kirchliche, sondern eine universelle Aufgabe ist.“
Besonders symbolträchtig sei die letzte Etappe der Reise: Sie führt von Neapel nach Marseille, wo der Papst im September 2023 zu einem interreligiösen Friedensdialog aufgerufen hatte. ?Mit dieser Route greifen wir den Wunsch des Heiligen Vaters auf, eine stärkere mediterrane Zusammenarbeit zu schaffen“, so Leproux.
Ein Segelschiff als Symbol für ein friedliches Miteinander
Während ihrer Reise werden die Teilnehmer die Arbeit von Menschen kennenlernen, die sich in sozialen Projekten, im Bildungsbereich oder in der Integration von Migranten engagieren. Pater Leproux betont: ?Unser Ziel ist es, jene sichtbar zu machen, die im Stillen für den Frieden arbeiten.“
Am Ende dieser einzigartigen Pilgerreise soll das ?Weißbuch des Mittelmeers“ entstehen – eine Sammlung von Erfahrungen und Erkenntnissen über Möglichkeiten der Friedensförderung. Diese wird nicht nur an den Papst überreicht, sondern auch Vertretern von Politik und Gesellschaft.
?Wir wollen Hoffnung säen“
Trotz der gegenwärtigen Krisen – vom Nahostkonflikt über die Spannungen in Nordafrika bis hin zu den Kriegen in der Ukraine und Armenien – wolle das Projekt eine andere Erzählung des Mittelmeerraums in den Vordergrund rücken. ?Unsere Aufgabe ist nicht, Marseille oder einzelne Städte ins Zentrum zu stellen, sondern den Dialog als Mittel des Friedens zu fördern“, betont Leproux.
?Diese Reise ist keine bloße Mittelmeer-Rundfahrt, sondern eine Botschaft der Hoffnung. Wir wollen zeigen, dass es trotz aller Konflikte Wege gibt, aufeinander zuzugehen. Und wir wünschen uns, dass diese Hoffnung auf den Wellen des Mittelmeers weitergetragen wird.“
(vatican news)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, k?nnen Sie hier unseren Newsletter bestellen.