Bischof in Manipur: ?Wir brauchen Friedensstifter“
Mehr als 70.000 Soldaten sind derzeit in den Pufferzonen zwischen den beiden Konfliktparteien stationiert. Doch die Lage bleibe ?angespannt und stark polarisiert“, meint Linus Neli, Erzbischof von Imphal, der Hauptstadt des indischen Bundesstaates Manipur, gegenüber der Agentur ?Fides". ?Es bedarf eines offiziellen Waffenstillstands und konkreter Vermittlungsschritte zur Befriedung. Wir brauchen Friedensstifter“, so der Bischof zur Situation in dem nordostindischen Bundesstaat, in dem im Mai 2023 ein interethnischer Konflikt zwischen den Gemeinschaften der Meitei und der Kuki-zo ausbrach. Um Zusammenstöße zu vermeiden, hatte die lokale Regierung die Streitparteien vorläufig in isolierte Gebiete aufgeteilt. Die Erwartung ist nun, konstruktive Schritte für den Frieden zu finden. Der Finanzminister von Manipur, N. Biren Singh, erklärte am Sonntag, die Regierung arbeite an der Entwicklung des Staates und wolle sich für ein neues Manipur einsetzen, in dem ?Frieden und Liebe wie in der Vergangenheit“ herrschen sollten.
Einander zuhören
Dem stimmt Erzbischof Neli zu, doch müsse diese Befriedung damit beginnen, dass man den beiden Gemeinschaften, die sich im Konflikt befinden, zuhöre: ?Die beiden Gemeinschaften“, so stellt er fest, ?können wegen der 24-stündigen Bewachung durch bewaffnete Männer das Gebiet des jeweils anderen nicht überqueren. In der Meitei-Gemeinschaft berichten die anwesenden Christen von einem Klima der Unterdrückung. Die Kuki-zo ihrerseits kämpfen hartnäckig für eine eigene Verwaltung, was den Wünschen der Meitei-Mehrheit zuwiderläuft. Die Meitei sind für die territoriale Integrität Manipurs und fordern den Status eines ,anerkannten Stammes‘, die Forderung, die ursprünglich der Auslöser für die Gewalt zwischen den Bevölkerungsgruppen war.“ Unter diesen Umständen sei ?keine spontane politische Lösung in Sicht, solange die Regierung des Bundesstaates und die Zentralregierung nichts unternehmen“, sagt er.
Kriminelle Kräfte nutzen Situation aus
Auf gesellschaftlicher Ebene gebe es in diesem Zusammenhang besorgniserregende Phänomene: ?Die Zunahme des Drogenhandels, eine gewaltbereite Militanz von Personen, die sich Waffen beschaffen, zunehmende Fälle von Erpressung: Mit anderen Worten, die Kriminalität lebt von den Schwierigkeiten des Staates und der Zentralregierung, für Sicherheit zu sorgen“, sagt der Kirchenvertreter, der feststellt, dass ?die Gesellschaft stark polarisiert ist“. ?Nur Mitglieder neutraler Gemeinschaften oder anderer ethnischer Gruppen wie der Nagas dürfen die Grenze zwischen den streng abgeschotteten Gebieten der Meitei und Kuki überschreiten“, berichtet er.
Die Kirche vor Ort leiste mit ihren Priestern und Laien weiterhin humanitäre Hilfe: ?Wir beteiligen uns am Bau von Häusern, an der Sicherung des Lebensunterhalts, an Bildung und psychosozialer Unterstützung. Darüber hinaus“, so berichtet er, ?sind die Christen aktiv und an einem interreligiösen Forum beteiligt, das sich ständig bemüht, die Parteien zum Dialog und zum Frieden zu bringen.“
Offizieller Waffenstillstand gefordert
Die Kirche fordere nun ?einen offiziellen Waffenstillstand und einen Pakt, damit die Zivilbevölkerung sich sicher auf den Nationalstraßen bewegen kann und freien Zugang zum Flughafen und zu medizinischen Einrichtungen hat“, betont er.
Die katholischen Gläubigen von Manipur, die sowohl unter den Kuki als auch unter den Meitei zu finden sind, hätten derzeit mit denselben Schwierigkeiten zu kämpfen und können sich nicht bewegen, was sich auch auf die Feierlichkeiten und Aktivitäten der Kirche auswirke: ?Anlässlich des Heiligen Jahres“, so erzählt er, ?haben wir die feierliche Eröffnungsmesse in der Kathedrale gefeiert, die auf Meitei-Gebiet liegt.“ Der emeritierte Erzbischof habe einer anderen Kirche für die Kuki-Zo, die nicht in die Kathedrale der Stadt kommen konnten, eine weitere Zeremonie gehalten. ?So ermöglichen wir allen, zu beten und einen vollkommenen Ablass zu erhalten. Wir haben das Thema Hoffnung für das Jahr 2025 und ein Neun-Jahres-Programm festgelegt, das uns zum Jubiläum im Jahr 2033 führen wird. Wir hoffen sehr, dass es ein geistlicher, pastoraler und sozialer Weg sein wird, der von Frieden und Versöhnung geprägt ist“.
(fides - cs)
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