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Lastwagen mit Hilfsgütern warten am Grenzübergang nach Gaza, um ihre Lieferungen zu den bedürftigen Menschen zu bringen Lastwagen mit Hilfsgütern warten am Grenzübergang nach Gaza, um ihre Lieferungen zu den bedürftigen Menschen zu bringen  

Heiliges Land: ?Waffenruhe einhalten, um humanit?re Hilfe zu leisten"

Die Ankündigung eines geplanten Waffenstillstandes zwischen Israel und der Hamas wird im Heiligen Land mit Hoffnung aufgenommen. Kirchenvertreter und Hilfswerke weisen im gleichen Zug auf die desolate humanit?re Situation im Gaza-Streifen hin und fordern eine rasche und sichere Einfuhr für Hilfslieferungen.

?Auf die Formalisierung des Abkommens sollte nun die Umsetzung folgen“, wird der Kustos des Heiligen Landes, der Franziskaner Francesco Patton, von der Agentur ?Sir" zitiert. Er hoffe, dass es wie vereinbart ab Sonntag tatsächlich zu einer Freilassung von Geiseln und Gefangenen komme und damit ein – wenn auch langwieriger - Weg der Stabilisierung beginne, ?um den Gazastreifen wieder bewohnbar und gleichzeitig regierbar zu machen“, kommentiert der Kustos die angekündigte Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas über einen Waffenstillstand und die damit zusammenhängende Freilassung von israelischen Geiseln und palästinensischen Gefangenen.

Allerdings dürften die beiden Konfliktparteien in dieser Phase ?nicht allein gelassen werden“, so der Franziskaner an die Adresse der internationalen Gemeinschaft, die in diesen langen Kriegsmonaten ?durch ihre Abwesenheit aufgefallen“ sei. Allerdings dürfe der Waffenstillstand nicht zum Vorwand werden, ?um das Westjordanland zu einem neuen Gaza zu machen“, so die Warnung des Ordensmannes.

Hilfe muss sicher ankommen

Ein wichtiger Aspekt des Abkommens betrifft die humanitäre Hilfe für die Bevölkerung des Gazastreifens. In diesem Zusammenhang warnt der Kustos vor der Gefahr, dass ?die Hilfe zum Gegenstand von Plünderungen und Diebstählen durch bewaffnete Banden wird. Um dies zu vermeiden, muss der Gazastreifen in irgendeiner Form regierbar gemacht werden, mit einem Minimum an Strukturen, sowohl in der Verwaltung als auch in der Polizei“, analysiert der Italiener, der seit 2016 als Kustos im Heiligen Land wirkt. Die Bevölkerung sei ?am Ende ihrer Kräfte, deshalb muss es jemanden geben, der die Lastwagen nicht nur einfahren lässt, sondern sie auch begleitet und für eine geordnete Verteilung der Waren sorgt, die die Lastwagen bringen“, so seine Mahnung. Hier könnten die Vereinten Nationen oder internationale Organisationen nach dem Vorbild der Unifil im Libanon eine wichtige Rolle spielen. Es müsse sich um Organisationen handeln, die in der Lage seien, ?das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen und zu verhindern, dass der Waffenstillstand von denjenigen sabotiert wird, die auf der einen oder anderen Seite immer noch nicht begriffen haben, dass wir das System ändern müssen“.

Am Tag nach der Ankündigung der Waffenruhe sitzen vertriebene Palästinenser an einer Feuerstelle in ihrem Zelt in Deir al-Balah
Am Tag nach der Ankündigung der Waffenruhe sitzen vertriebene Palästinenser an einer Feuerstelle in ihrem Zelt in Deir al-Balah

UNICEF ruft zur Einhaltung der Waffenruhe auf

Auch die Kinderschutzorganisation der Vereinten Nationen (UNICEF) hat sich erfreut über die Nachricht eines Waffenstillstandes gezeigt. Allerdings sei es nun nötig, dass die Parteien diesen vollständig respektierten und auch die notwendigen Hilfsmaßnahmen im Gaza-Streifen ermöglichten, so eine Aussendung der UNICEF-Direktorin Catherine Russell an diesem Donnerstag: ?Wir begrüßen die Ankündigung einer Einigung auf eine Waffenruhe zwischen den Konfliktparteien im Gazastreifen“, so Russell. Eine Waffenruhe sei ?längst überfällig, sowohl für Kinder und ihre Familien in Gaza, die seit mehr als einem Jahr unter Bombardierungen und Not leiden als auch für die Geiseln in Gaza und ihre Familien in Israel, die so sehr leiden“.

Der Krieg habe bislang einen ?verheerenden Tribut“ von Kindern im Gazastreifen gefordert, so das Kinderhilfswerk mit Blick auf die Berichten zufolge mindestens 14.500 getöteten und Tausenden verletzten Kinder weiter. Schätzungsweise 17.000 Kinder seien unbegleitet oder von ihren Eltern getrennt worden, fast eine Million vertrieben, erinnert UNICEF. Weniger als die Hälfte der 36 Krankenhäuser seien funktionsfähig. 95 Prozent der Schulgebäude in Gaza seien beschädigt oder zerstört worden. In dieser Situation sei das Ausmaß des humanitären Bedarfs enorm. Unicef will nun vor allem mangelernährte Kinder behandeln und Impfungen für 420.000 Kinder unter fünf Jahren nachholen. Doch um die Hilfe leisten zu können, sei ein ungehinderter Zugang für die Helfer und eine verlässliche Waffenruhe nötig. Auch die Sicherheitslage müsse verbessert werden.

Menschen im Gazastreifen feiern nach Bekanntwerden der Nachricht eines Waffenstillstands
Menschen im Gazastreifen feiern nach Bekanntwerden der Nachricht eines Waffenstillstands

Caritas steht bereit für Hilfe

Ähnlich äußerte sich Caritas international, das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes. Zwei Millionen Menschen im Gazastreifen seien dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen, erklärte dessen Leiter Oliver Müller am Donnerstag in Freiburg. Der lokale Caritas-Partner ?Catholic Relief Services“ bereite sich seit Wochen auf eine mögliche Waffenruhe vor. ?Unsere Warenhäuser in Jordanien und Ägypten sind voll, die Kolleginnen und Kollegen stehen bereit, die Hilfsgüter nach Gaza zu bringen." Der Hilfswerk-Chef warnte zugleich vor möglichen Gefahren bei der Verteilung der Hilfsgüter. ?Die öffentliche Ordnung ist durch den Krieg zusammengebrochen. Damit es nicht zu Chaos und Plünderungen kommt, müssen sowohl die Hilfslieferungen als auch die Verteilung vor Ort sorgfältig koordiniert werden.“

Ursula von Leyen auf einem Archivbild
Ursula von Leyen auf einem Archivbild

Neues EU-Paket für Gazastreifen

Auch die EU-Kommission hat auf die Nachrichten aus Nahost reagiert und an diesem Donnerstag ein neues Hilfspaket für den Gazastreifen im Wert von 120 Millionen Euro angekündigt. ?Damit erhöht sich die gesamte humanitäre Hilfe der EU für den Gazastreifen seit 2023 auf über 450 Millionen Euro“, heißt es in einem Vermerk, ?zusätzlich zu den Lufttransportflügen, mit denen bereits über 3 800 Tonnen Hilfsgüter geliefert wurden. Die EU arbeite ?weiterhin mit den Partnern vor Ort zusammen, um sicherzustellen, dass die Hilfe die Bedürftigen schnell erreicht“. Kommissions-Präsidentin Ursula von der Leyen erklärte dazu: ?Das Waffenstillstandsabkommen und die Freilassung der Geiseln geben Hoffnung, die die Region dringend benötigt. Doch die humanitäre Lage im Gazastreifen ist nach wie vor düster.“ Europa werde 2025 120 Millionen Euro an Hilfsgeldern und tonnenweise Sachleistungen bereitstellen, um die Palästinenser weiterhin zu unterstützen, so die Politikerin. Im Paket enthalten seien Nahrungsmittelhilfe zur Bekämpfung von akuter Ernährungsunsicherheit und Unterernährung, Hilfe im Gesundheitsbereich zur Unterstützung des Funktionierens von Gesundheitseinrichtungen, Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, Unterstützung bei der Bereitstellung sicherer Unterkünfte für die Vertriebenen sowie Hilfe zum Schutz gefährdeter Bevölkerungsgruppen.

Gabriel Romanelli in seiner Pfarrei auf einem Archivbild vom Sommer
Gabriel Romanelli in seiner Pfarrei auf einem Archivbild vom Sommer

Pfarrer von Gaza: ?Hier in Gaza sind wir alle sehr glücklich"

Unterdessen hat der Pfarrer von Gaza, Gabriel Romanelli, angekündigt, am Donnerstag eine Dankesmesse für den angekündigten Waffenstillstand zu feiern. Zahlreiche Palästinenser waren nach Bekanntmachung des von den USA, Katar und Ägypten vermittelten Abkommens zwischen der Hamas und Israel auf die Straße gegangen, um zu feiern. Auch in der Pfarrei der Heiligen Familie, der einzigen katholischen Pfarrei im Gazastreifen, herrschte Freude unter den rund 500 Flüchtlingen, die dort untergekommen sind, wie Pfarrer Gabriel Romanelli gegenüber Sir bestätigte:

?Hier in Gaza sind wir alle sehr glücklich. Die Menschen beginnen nun, die Hoffnung zu nähren, in ihre Häuser zurückzukehren, für diejenigen, die sie noch haben, und zu verstehen, was übriggeblieben ist und wie man wieder aufbaut und neu beginnt.“ Für alle bedeute dies auch, ?dass sie wieder ein Leben ohne den ständigen Alptraum von Flugzeugen, Bomben, Kämpfen und Gewalt führen können“, so der Argentinier, den Papst Franziskus eigener Aussage nach täglich anruft, um sich über die Situation in der Pfarrei zu informieren. Alle Menschen hofften, dass der Waffenstillstand anhalte, auch wenn sie wüssten, dass es ?ein sehr langer und komplizierter Weg“ sein werde, so Romanelli.

(vatican news/sir/kna - cs)

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16. Januar 2025, 13:27