Estland: Kirchen sollen Distanz von Moskau garantieren
Darüber berichtete das ukrainische kirchliche Portal ?risu“. Läänemets erklärte anschließend, in Estland tätige Kirchen oder religiöse Vereinigungen dürften nicht mit einem ausländischen Regierungsorgan in Verbindung gebracht werden, das eine Bedrohung für den estnischen Staat darstelle. Mit der Neufassung des Gesetzes wolle die Regierung die Verbreitung terroristischer oder extremistischer Ideologie durch religiöse Vereinigungen in Estland eindämmen.
Instrument des Kremls?
In der Praxis zielt das Gesetz auf die Estnische Christlich-Orthodoxe Kirche, die bis August 2024 ?Estnische Orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats (EOK-MP)“ hieß. Laut dem estnischen Innenminister sei diese Kirche für den Kreml das wichtigste Instrument seines Einflusses in Estland.
Der von der Regierung verabschiedete Gesetzesentwurf wurde bereits an das estnische Parlament übermittelt. Sollte dieses zustimmen, müsste die Estnische Orthodoxe Kirche ihre Satzung ändern. Zuletzt hatte sie bereits zwei Mal Adaptionen vorgenommen. Ein Zeitplan für das weitere Verfahren wurde nicht genannt.
In Estland gibt es zwei orthodoxe Kirchen. Die einstige EOK-MP, die größere von beiden, untersteht - oder unterstand, je nach Lesart - Moskau, die kleinere Estnische Apostolisch-Orthodoxe Kirche untersteht Konstantinopel. Bei der Volkszählung 2021 bekannten sich 16 Prozent der Bevölkerung zum orthodoxen Christentum. Genaue Zahlen gibt es nicht.
Losgesagt von russischer Mutterkirche
Schon im vergangenen August hatte sich die EOK-MP nach eigenem Bekunden offiziell von der russischen Mutterkirche losgesagt. Eine Kirchenversammlung beschloss neue eigene Statuten, die die Unabhängigkeit im administrativen, ökonomischen und im Bildungsbereich festschreiben. Auch der Name wurde geändert auf ?Estnische Orthodoxe Kirche“ - der Zusatz ?des Moskauer Patriarchats“ wurde gestrichen.
Für ein Bezirksgericht in Tartu war diese Namensänderung aber nicht weitreichend genug. Deshalb folgte am 10. Januar auf einer Kirchenversammlung eine erneute Namensänderung in ?Estnische Christlich-Orthodoxe Kirche“. Ob dies ausreicht, um die Zweifel der Behörden an der Unabhängigkeit auszuräumen, wird von Beobachtern bezweifelt.
Kirchenoberhaupt ohne Aufenthaltsgenehmigung
Seit Jahren fordert die estnische Regierung die vollständige Trennung der Estnischen Orthodoxen Kirche von Moskau, weil das kremltreue russische Patriarchat offen Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine unterstützt. Das Oberhaupt der Estnischen Orthodoxen Kirche, der russische Staatsbürger Metropolit Eugeni (Reschetnikow), musste im Februar 2024 Estland verlassen, weil die Behörden eine Verlängerung seiner Aufenthaltsgenehmigung verweigerten. Immer wieder ist auch von einer möglichen Vereinigung der beiden orthodoxen Kirchen die Rede. Das Oberhaupt der Estnischen Apostolisch-Orthodoxen Kirche, Metropolit Stefanus, hatte mehrmals erklärt, seine Kirche sei offen dafür, eine gute Lösung zu suchen, die alle Seiten zufriedenstelle.
(kna – pr)
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