Hochwasser in Valencia: Hilfe, Verzweiflung und Wut
Mario Galgano - Vatikanstadt
Nach tagelangem, ununterbrochenem Starkregen erlebt Valencia die schlimmste Flutkatastrophe seit Jahrzehnten. Die Stadt ist von Höhentiefs getroffen worden, wie sie regelmäßig auftreten, doch dieses Mal war die Provinz unvorbereitet auf das Ausmaß des Desasters. Zerstörte Häuser, unterbrochene Versorgungsnetze und steigende Opferzahlen zwingen die Region und das Land zur Krisenbewältigung. Die Auswirkungen der Naturgewalt entfachten Wut und Verzweiflung unter den Betroffenen, die am vergangenen Sonntag bei einem Besuch von Politikern und dem Königspaar in gewaltsamen Protesten gipfelte. In Paiporta, dem am schlimmsten betroffenen Ort, flogen Schlamm und Schaufeln – ein verzweifeltes Zeichen der Hilflosigkeit und des Grolls, fünf Tage nach der Katastrophe.
Der sozialdemokratische Premier Pedro Sánchez und Carlos Manzón, der konservative Regierungschef der Region, sahen sich während ihres Besuchs mit Buh-Rufen und Hassparolen konfrontiert und mussten unter Sicherheitsmaßnahmen abtransportiert werden. König Felipe VI. und Königin Letizia ließen sich dennoch nicht abschrecken. ?Sie versuchten, Trost zu spenden“, berichteten Beobachter, doch auch das Königspaar wurde Ziel der heftigen Proteste.
Hauptlast der Arbeit
Während die Lage noch immer prekär ist, sind es die Hilfsorganisationen, die hier die Hauptlast der Arbeit tragen. Die katholische Kirche und ihre Organisationen zeigen große Präsenz in der Region. ?Mensajeros de la Paz“ aus Madrid hat schnell reagiert und das Notfallprotokoll aktiviert. Über 30 Freiwillige der Organisation arbeiten derzeit in der Region. Die Helfer sind teils von weit her angereist und organisieren die lebensnotwendige Versorgung der Opfer.
?Nach dem, was mit Dana passiert ist, sind die Bilder verheerend. Wir sind in Paiporta bei Valencia, wo wir von Mensajeros de la Paz seit Montag das Notfallprotokoll aktiviert haben und mehr als 30 Freiwillige sind hier anwesend. Die Bilder sind niederschmetternd. Wir hoffen, dass wir uns an diesem Dienstag an zwei weiteren Orten niederlassen können, zumindest in den nahe gelegenen Ortschaften, die von den Regenfällen völlig überschwemmt wurden“, schildert ein Freiwilliger der Organisation, der sich in Valencia im Dauereinsatz befindet.
Denn die Ursache des Extrem-Unwetters ist ein lokales Wetterphänomen, das als ?Dana“ bekannt ist - und das der Klimawandel nur noch mächtiger macht.
Auch die Caritas zeigt sich als unerlässliche Stütze, wie schon während der COVID-19-Pandemie und dem Vulkanausbruch auf La Palma. Kirchen in der Provinz Valencia öffnen ihre Türen als Notunterkünfte, und über die Diözesen leisten Seelsorger Trost inmitten von Trauer und Verzweiflung. María Ángeles García Fernández-Reija, die Koordinatorin der Caritas-Spenden, bestätigt, dass Menschen aus aller Welt Hilfe anbieten, mahnt aber weiter: ?Wir brauchen noch mehr Helfer und Spenden vor Ort, um Familien je nach Bedarf gezielt unterstützen zu können.“
Mahlzeiten an Bedürftige
Padre Ángel, Gründer von ?Mensajeros de la Paz“, war einer der Ersten, der mit Hilfsgütern nach Valencia reiste, und hat seine Organisation bestens aufgestellt. In Zusammenarbeit mit McDonald’s und Uber werden täglich Mahlzeiten an Bedürftige und Helfer verteilt, während Airbnb für die Unterbringung der freiwilligen Helfer sorgt.
?Wir hoffen, dass wir in den nächsten Stunden an verschiedenen Stellen weitere Fortschritte machen können. Hier wurde eine provisorische Sammelstelle eingerichtet, bis wir stabilere Standorte und Freiwilligengruppen finden, die den Menschen helfen, ihre Häuser zu reinigen und so weiter“, sagt einer der Helfer von ?Mensajeros de la Paz“.
Die langfristige Perspektive für den Wiederaufbau sieht jedoch düster aus. Experten schätzen, dass die Schäden erst in Jahren vollständig beseitigt sein werden. Auch Padre Ángel übt Kritik: ?Es wird nicht genug gemacht für die Familien.“ Die Lage in der Provinz Valencia ist dabei nur ein Teil des Problems, denn die schweren Regenfälle ziehen nach Andalusien, die Balearen und Katalonien weiter, wo bereits Unwetterwarnungen bestehen.
Während Spanien eine der größten Herausforderungen seiner jüngeren Geschichte meistert, verdeutlicht die Katastrophe auch die Dringlichkeit, sich besser auf den Klimawandel und seine verheerenden Auswirkungen vorzubereiten. Für viele Helfer ist klar, dass dies nur der Anfang weiterer klimabedingter Krisen sein könnte, wenn keine strukturellen Anpassungen vorgenommen werden.
(vatican news)
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