Singapur: ?Einsamkeit alter Menschen ist ein Trend in Asien“
Anne Preckel – Singapur
?Die alten Menschen werden immer mehr“, sagt uns der Leiter des St. Theresa’s Home, Victor Seng. ?In den nächsten drei, vier Jahren wird es fast 60 bis 70 Prozent von Menschen in Singapur geben, die 60 Jahre oder älter sind“, verweist er auf den demografischen Wandel, der auch in Singapur spürbar ist.
Sinkende Geburtenrate
185 Senioren im Alter von 80 bis 90 Jahren würden derzeit im St Theresa’s-Altenheim versorgt, sie gehörten verschiedenen Religionen an. Viele seien aus dem staatlichen Krankenhaus in die katholische Einrichtung überführt worden. Der Staat unterstütze das Altenheim, das die Langzeitpflege übernimmt. Wie die Einwohner sei auch das Personal gemischt, man habe lokale und ausländische Pflegekräfte wie Krankenschwestern aus Myanmar und Indien.
Ein Grund für den demografischen Wandel sei die sinkende Geburtenrate, erklärt Direktor Seng: ?Viele Leute sind heute Eltern von vielleicht ein oder zwei Kindern. Die Lücke zwischen Jungen und Alten wird immer größer. Mehr Bewohner kommen in unser Heim, weil die Jüngeren sich nicht um die eigenen Eltern kümmern können, weil sie sich um die eigenen Kinder kümmern und auch arbeiten müssen“, nennt er weitere Ursachen.
Mehrere Kinder aufzuziehen ist vielen zu teuer
Ein Kind in Singapur großzuziehen, sei teuer, die Familien würden deshalb immer kleiner. Zur Zeit des Babybooms seien es noch fünf oder sechs Kinder gewesen – das habe sich verändert. Er selbst sei in einer Familie mit zehn Personen großgeworden, so Victor Seng, so was sehe man heute kaum noch. Auch seine eigenen zwei Kinder seien mit eigenen Nachkommen und Arbeit beschäftigt.
Weil viele Leute arbeiten müssten und wenig Zeit hätten, könnten sie sich nicht mehr um die eigenen Eltern kümmern. Das sei nicht nur in Singapur der Fall und führe zur Einsamkeit alter Menschen: ?Ich würde sagen, das ist ein Trend in Asien. Nicht nur in Singapur, auch in Japan und in Korea sehen wir mehr ältere Menschen, die allein sind. Wenn Sie sich asiatische Länder ansehen, sehen wir, dass die meisten Leute in die Hauptstädte ziehen, um zu arbeiten, die Familien bleiben auf dem Land zurück.“
Besonderer Fokus auf Menschen am Rande
Das katholische Altenheim ?St. Theresa’s Home“ wurde 1935 durch die ?Kongregation der Kleinen Schwestern der Armen“ gegründet und wird seit 2003 vom katholischen Wohlfahrtsdienst ?Catholic Welfare Services“ (CWS) mit Unterstützung zweier Ordensgemeinschaften verwaltet. Ziel ist die qualitativ hochwertige, ganzheitliche Betreuung älterer und kranker Menschen durch eine auf jeden Bewohner zugeschnittene Versorgung. Für die 185 Altenheim-Bewohner stehen 125 Mitarbeiter, davon die Hälfte Pflegekräfte, zur Verfügung, der Betreuungsschlüssel ist somit relativ hoch.
Man fühle sich insbesondere auch armen alten Menschen verpflichtet, die in der Gesellschaft vernachlässigt würden, erklärt Victor Seng. Die katholische Wohlfahrt ?Catholic Welfare Services“ (CWS), unter deren Verwaltung das Heim inzwischen steht, unterstütze diese Menschen finanziell und praktisch. ?Mein Anliegen ist, diesen alten Menschen die beste Versorgung zu geben und sie liebevoll zu umsorgen, bis Gott sie zu sich ruft“, teilt uns der Direktor mit, wie er seine Mission versteht.
Auch Medizin für die Seele
Zu den Angeboten des Altenheimes gehören neben medizinischer Versorgung und Rehabilitation auch Seelsorge und pastorale Angebote. Jeden Tag komme ein Priester, um in der Kapelle Messe zu feiern.
Im Gesundheits- und Pflegewesen werde in Singapur religionsübergreifend zusammengearbeitet, berichtet der Direktor weiter. ?Wir machen das zusammen, ob Sie nun zu den Buddhisten oder anderen gehen, Gesundheitsfürsorge ist in Singapur Standard. Was wir Religionen alle tun: wir lieben diese Menschen, und ich glaube, unsere Aufgabe ist diese Fürsprache und den Auftrag, den Gott uns gegeben hat, weiterzuführen.“
Papstbesuch ist Ermutigung zur Liebe
Dass der Papst das St. Theresa’s-Altenheim besuche, sei ?ein Segen“, man fühle sich ?geehrt und privilegiert“. ?Es ermutigt uns spirituell, nach vorne zu schauen, es besser zu machen für diese alten Menschen, mit Liebe. Was immer wir auch tun, wir gehen weiter im Geiste Christi.“ Er hoffe darauf, dass der Papstbesuch die Einheit im christlichen Glauben und die Religiosität in Asien im Sinne des Dialoges stärken könne, merkt er noch an.
Die ?Kongregation der Kleinen Schwestern der Armen“ wurde 1839 von der französischen Ordensschwester Jeanne Jugan (1792-1879) gegründet und ist heute in Dutzenden Ländern auf allen Kontinenten im sozial-karitativen Bereich tätig. Dabei stehen ältere und arme Menschen im Fokus, die unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit oder kulturellen Zugehörigkeit betreut werden.
(vatican news – pr)
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