Salesianer über Jugend in PNG: ?Im ?berlebensmodus“
Anne Preckel – Port Moresby
?Entweder sie sind nicht qualifiziert oder haben keine Mittel, um eine gute Ausbildung zu bekommen“, berichtet der Provinzial der Salesianer Don Boscos in Papua-Neuguinea, Pater Gregorio Bicomong, den Radio Vatikan während des Papstbesuches in Port Moresby trifft. Viele dieser Menschen wüssten nichts mit ihrem Leben anzufangen, was sie oft auf Abwege bringe.
?Wir Salesianer sind hierhin gekommen, um einige dieser jungen Leute aufzunehmen, die nicht in der Schule sind. Um ihnen eine Chance zu geben. Wir geben unser Bestes, um sie auszubilden. Einige von ihnen qualifizieren sich und werden selbst Lehrer“, berichtet Pater Gregorio, der aus den Philippinen stammt und seit 2020 im Land ist.
Salesianer machen in PNG Schule
Der Einsatz der Salesianer habe im Land zu konkreten Verbesserungen geführt, berichtet er: ?Wir waren die ersten, die hier den technischen Lehrplan für die Sekundarschule eingeführt haben. Dieser Lehrplan wird hier jetzt kopiert. Es gibt nicht genug technische Kurse, aber jetzt haben sie solche Kurse in der Sekundarstufe eingeführt – wir aber waren die ersten, die das gemacht haben“, zeigt er sich ein wenig stolz.
Dank dieser Lehrpläne entwickelten die Schüler praktische Fähigkeiten, die ihnen ein besseres Leben ermöglichten und sie Jobs finden ließen: ?Tausende dieser Schüler wirken heute in der Gesellschaft als produktive Bürger und gute Christen“, bekräftigt der Ordensmann. ?Das ist Don Boscos Motto: ehrliche Bürger und gute Christen zu sein.“
Social Media im Bergdorf
Fehlende Bildung verstärke Probleme wie ?Gaunereien“ unter Jugendlichen, den Gruppenzwang und auch ?pagane Praktiken“ wie den Hexenglauben. Eine weitere Herausforderung für junge Leute sei der Umgang mit Social Media, die inzwischen selbst in entlegene Berggegenden vorgedrungen seien. ?Die Welt wird kleiner. Es gibt auch den Einfluss der westlichen Kultur. Es gibt eine Art Konflikt zwischen ihrer traditionellen Kultur und der westlichen Kultur.“
Die Salesianer haben in Papua-Neuguinea nur sieben Zentren und zwei auf den Salomonen. Unter diesen Bedingungen könnten leider nicht alle jungen Leute erreicht werden, die von einer besseren Zukunft träumten, bedauert der Salesianer: ?Wir geben aber unser Bestes und hoffen, dass auch unser kleines Engagement Wellen schlägt und die Gesellschaft verändern kann.“
Wie Schule das Leben verändern kann
Diese Hoffnung bestätigt im Gespräch mit Radio Vatikan der Papua Danny Pumuye, der aus dem südlichen Hochland stammt und heute in der Hauptstadt Port Moresby arbeitet. Was ihn persönlich betreffe, habe die Chance auf eine Ausbildung an katholischen Schulen sein Leben verändert, berichtet er gegenüber Radio Vatikan.
?Da wäre mein Leben sehr anders verlaufen, dann wäre ich wohl wieder im Dorf oder würde auf der Straße leben. Ich hatte das Glück, in einer katholischen Familie aufzuwachsen und alle katholischen Schulen zu besuchen, vor allem das College, eine weiterführende katholische Schule. Sie hat uns zu dem gemacht, was wir heute sind. Ich bin dankbar dafür, ich wüsste nicht, wo ich sonst heute wäre“, so Danny, der beim Papstbesuch der Hauptverantwortliche für die Telekommunikation in Port Moresby ist.
Nicht nur Wissensvermittlung
?Solche Schulen sind sehr hilfreich in unserer Gesellschaft. Große Kirchen wie die katholische und die lutherische haben eine große Rolle in diesem Land gespielt, wo die Regierung es nicht schafft. Ich denke, sie haben es im Vergleich zu unserer Regierung sehr viel besser gemacht, was Schulen, Kliniken und andere grundlegende Dinge betrifft.“
Was der studierte Telekommunikationsexperte und Informatiker besonders schätzt an diesen Schulen, ist neben der Wissenvermittlung die Vermittlung von Werten. Das komme auch bei der Arbeitssuche zugute:
?Die meisten Leute, die Missionsschulen oder kirchliche Schulen wie katholische oder lutherische durchlaufen, haben eine Moral, ethische Verhaltensweisen, was sich von der Ausbildung in den öffentlichen Schulen unterscheidet. Da geht es um das Verhalten, ihre Haltung, den Umgang miteinander. Wir wurden anders geschult, und das ist es, was die Arbeitgeber suchen, es werden Menschen mit guten Verhaltensweisen gesucht, die sich anderen gegenüber respektvoll verhalten. In meinem Land haben wir leider ein Problem mit dem Verhalten, ich bin traurig es zu sagen, aber das ist wohl Teil von uns, manchmal sind wir aggressiv, manchmal sind wir freundlich. Wir haben über 800 Sprachen hier, vielleicht ist das auch die Ursache des Problems...“
Sinn und konkrete Hilfe zur Selbsthilfe
Auch Pater Gregorio berichtet, dass die Kirche bei den jungen Leuten in Papua-Neuguinea punktet, weil sie ihnen auch in ganz praktischer Hinsicht Sinn vermittelt und eine Perspektive gibt:?Ich würde sagen, dass die Kirche ihrer Wahrnehmung nach glaubwürdiger ist als die Politik, denn diese bietet ihnen nichts, die Kirche schon. Sie haben eine große Hoffnung und sehen die Kirche als etwas, das ihnen eine lichte Zukunft geben kann, denn es ist die Religion, die ihnen grundlegende Dinge zur Verfügung stellt. Sie selbst befinden sich in einer Art Überlebensmodus.“
Siebzig Prozent der Schulen in Papua-Neuguinea werden von den christlichen Kirchen betrieben. Davon sind mehr als 3.000 katholisch. 2019 legte die Regierung in Port Moresby ein Bildungsreformprojekt vor; dieses wurde allerdings ohne Konsultation der christlichen Kirchen ausgearbeitet. Es sah die Einrichtung einer zentralisierten Struktur sowie finanzielle Kürzungen für die Schulen vor.
(vatiocan news – pr)
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