Russland: Priester kritisiert Militarismus der Kirche
Hieromonk Afanasy (Bukin), ein ehemaliger Priester der russisch-orthodoxen Kirche, lebt nach seiner Suspendierung durch Patriarch Kirill nun in Belgien, wo er an der Universität Leuven eine Dissertation verfasst. Er verließ seine Mission in Jerusalem, nachdem er sich weigerte, ein Gebet für den russischen Sieg im Ukraine-Krieg zu sprechen. In einem Interview mit Radio Svoboda kritisierte er die zunehmende Nähe der Kirche zu militaristischen und neoimperialistischen Ideologien.
Bukin schildert, wie das Moskauer Patriarchat seit dem Ende der Sowjetunion einen Weg des Neokonservatismus eingeschlagen habe, der jede Öffnung hin zu modernen theologischen Diskursen blockiere. Dieser Kurs widerspricht seiner Ansicht nach der wahren orthodoxen Tradition. Besonders erschreckend findet er, dass die Kirchenführer, obwohl sie selbst die atheistische Verfolgung durch das sowjetische Regime erlebt haben, nun unkritisch an den Kult um Stalin anknüpfen.
Angst vor Repressionen
Afanasy bedauert, dass viele seiner Kollegen in Russland gezwungen seien, aus Angst vor Repressionen zu schweigen. Über 20 russische Priester seien bereits abgesetzt worden, weil sie sich weigerten, den Krieg öffentlich zu unterstützen. Der Priester betont, dass die Entscheidung, gegen die offizielle Linie der Kirche zu stehen, für viele große persönliche Risiken mit sich bringe. Dennoch sei es wichtig, das eigene Gewissen zu schulen und Buße zu tun, anstatt andere zu verurteilen.
Pater Afanasy reflektiert in Belgien über die Wurzeln des gegenwärtigen Kurses der Kirche und forscht zu den Schriften der Kirchenväter, um besser zu verstehen, wie es zu diesem Abgleiten in Militarismus und Imperialismus kommen konnte.
(asianews - mg)
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