Kardinal Bo: Papstreise nach Asien bringt neuen Schwung
Deborah Castellano Lubov - Vatikanstadt
Papst Franziskus reist im Rahmen seiner 45. internationalen apostolischen Reise vom 2.-13. September nach Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor und Singapur. Kardinal Bo ist der Erzbischof von Yangon in Myanmar und Präsident der Föderation der Asiatischen Bischofskonferenzen (FABC). Im Interview mit Pope zeichnet er das Bild einer lebendigen und vielfältigen Kirche in der Region, die trotz politischer, wirtschaftlicher, sozialer, ökologischer und kultureller Herausforderungen und der Tatsache, dass es ?in einigen Teilen Asiens nicht immer einfach ist, den christlichen Glauben zu leben“, ?nicht nur lebendig, sondern auch auf unterschiedliche Weise dynamisch ist“.
Papstbesuch kann neuen Eifer und neues Glaubensgefühl wecken
Pope: Papst Franziskus wird demnächst seine 45. apostolische Reise nach Asien und Ozeanien antreten. Wie schätzen Sie die Bedeutung dieses Besuchs ein?
Kardinal Bo: Viele Menschen in Asien hören nur vom Papst und ,sehen‘ ihn mit Hilfe der digitalen Medien. Für die breite Bevölkerung ist der Papst jedoch eine etwas ,ferne‘ Figur. Daher ist der Besuch des Papstes in Asien nicht nur aufregend, sondern weckt auch einen neuen Eifer und ein neues Gefühl für den Glauben, denn er zeigt, dass die asiatischen Völker nicht weit vom Geist und Herzen des Papstes entfernt sind. Besonders ermutigend ist, dass Papst Franziskus sich entschieden hat, kleinere, in der Welt wenig bekannte Länder wie Papua-Neuguinea und Osttimor zu besuchen und damit der Welt die Möglichkeit zu geben, die Kirchen dieser Länder kennen zu lernen.
Pope: Wir sprechen über sehr unterschiedliche Länder: den Reichtum von Singapur und die Armut von Papua-Neuguinea, das mehrheitlich muslimische Indonesien und die katholische Mehrheit der ehemaligen portugiesischen Kolonie Osttimor. Inwiefern macht die Vielfalt der asiatischen Länder diesen Besuch besonders bedeutsam? Was gibt es Interessantes zu berichten?
Kardinal Bo: Die Einzigartigkeit Asiens liegt gerade in seiner Vielfalt, was Kulturen, Religionen und Traditionen anbelangt. Während die Christen in den meisten asiatischen Ländern – mit Ausnahme der Philippinen und Osttimors – eine Minderheit darstellen, sehen wir eine Zunahme des christlichen Glaubens in der Region. Die Kirchen in Asien sind zwar klein, aber pulsierend und lebendig. Der Heilige Vater kann sich von der dynamischen Vielfalt der asiatischen Kirchen und dem Glauben der Menschen dort überzeugen. Ob reich oder arm, Mehrheit oder Minderheit, der Glaube der Menschen bleibt trotz der unterschiedlichen Herausforderungen in den verschiedenen Ländern stark.
Vielfalt der Kulturen, Religionen und Traditionen
Pope: Was kann die Weltkirche von der Kirche in Asien lernen?
Kardinal Bo: Drei Worte kommen mir in den Sinn: Frieden und Harmonie, und dann das, was Frieden und Harmonie Wirklichkeit werden lässt, nämlich der Dialog. Trotz der vielen Herausforderungen, vor denen die Kirchen in Asien stehen, ist es unser Ziel, Frieden und Harmonie zu suchen. Alle Menschen streben nach Frieden und Harmonie, und deshalb muss die Kirche angesichts von politischer Unterdrückung, Armut, Klimazerstörung und vielen anderen Situationen mit anderen zusammenarbeiten, um Frieden und Harmonie im Leben der direkt Betroffenen wiederherzustellen. In Asien haben wir gelernt, zusammenzuarbeiten, einen Dialog zu führen und uns gegenseitig zu respektieren. Vor allem aber haben wir gelernt, trotz aller Schwierigkeiten als Brüder und Schwestern zusammenzuleben. Ich glaube, dass die Wege des Friedens und der Harmonie durch den Dialog das sind, was Asien der Weltkirche anbieten kann.
Pope: Was können Sie uns über das Zeugnis der asiatischen Kirche sagen?
Kardinal Bo: Die Kirchen in Asien sind lebendig und pulsierend. Viele unserer Kirchen sind bei den Sonntagsgottesdiensten voll. Sie werden feststellen, dass viele der Asiaten, die in andere Länder auswandern, ihren Glauben lebendig halten. Sie sind unsere Missionare in diesen alten Kirchen. Sie bringen eine neue Hoffnung und einen neuen Eifer in ihre ?neue Heimat“. Wir sind auch Zeugen für viele verfolgte Kirchen in Asien. Es ist nicht immer leicht, den christlichen Glauben in einigen Teilen des Kontinents zu leben. Trotz dieser Herausforderungen - politischer, wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Art - ist ihr Glaube nicht nur weiterhin lebendig, sondern auch auf unterschiedliche Weise dynamisch.
Klimaschutz wichtiges Thema beim Papstbesuch
Pope: Was wird in der Kirche in Asien oder in jeder der vier Kirchen, die der Papst besuchen wird, benötigt?
Kardinal Bo: Es fällt mir schwer zu sagen, was die einzelnen Kirchen brauchen, aber ich bete dafür, dass der Besuch des Heiligen Vaters zu einem erneuerten Eifer für den Glauben und zu einer größeren Offenheit füreinander führt, um in Frieden zu leben und füreinander als Schwestern und Brüder zu sorgen, wobei jeder für den anderen sorgt, ungeachtet der Unterschiede, die wir haben mögen.
Pope: Wie wichtig wird Ihrer Meinung nach das Thema Klima und Umweltschutz sein? Diese Weltgegend ist ja zunehmend von Naturkatastrophen betroffen, die durch die Klimakrise verursacht werden…
Kardinal Bo: Die Auswirkungen des Klimawandels sind in Asien auf verheerende Weise zu spüren. Da das Thema Klimaschutz dem Heiligen Vater sehr am Herzen liegt, bin ich sicher, dass er dieses Thema ansprechen wird. Wir können nicht länger nur zuschauen, sondern müssen uns aktiv an der Förderung des Klimaschutzes zum Wohle aller beteiligen. Auch die Kirche in Asien muss eine führende Rolle bei der Herbeiführung dieses Wandels in der Region und in der Welt spielen.
Die Fragen stellte Deborah Castellano Lubov, Pope.
(vatican news)
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