Moldau: Hoffnung in Europas Armenhaus
Markus Nowak - Renovabis
Das Nachbarland Ukraine ist derzeit in einen Konflikt mit Russland verwickelt, aber in Moldau besteht mit der abtrünnigen prorussischen Republik Transnistrien ein sogenannter eingefrorener Konflikt. Zudem wird das kleine Land immer wieder als Russlands möglicher nächster Gegner gesehen.
Zwischen all den inneren und äußeren Spannungen gibt es aber auch Zeichen der Hoffnung und Ansätze für Dialog, Versöhnung und Vergebung. Gerade die kleine katholische Kirche mit ihrem Anteil von einem Prozent der Bevölkerung setzt sich mit ihren Friedensbemühungen ein.
Ein Nachmittag im katholischen Kinderzentrum Petrushka in Tiraspol, der Hauptstadt von Moldaus abtrünniger Separatistenrepublik Transnistrien. Nach dem Abendessen singt die Gruppe gemeinsam, bevor ein Teil der Kinder nach Hause zu ihren Eltern geht, während der andere Teil in dem Kinderzentrum bleibt. ?Petrushka“ biete auch Notunterkunftsplätzen für Straßenkinder, sagt die Leiterin Natalia Sinawska.
?Jedes Kind kommt mit einer anderen Geschichte und Problemen zu uns. Meist ist ihre Familiensituation schwierig. Die Kinder tragen dann eine ungeheure Last. Hier bei uns finden sie Trost. Petrushka ist da wie ihr zweites Zuhause und unsere Pädagogen werden fast zu ihren Eltern. Das Wichtigste ist für uns, dass sich die Kinder hier beschützt und sicher fühlen.“
Der Initiator
Initiator der Nothilfe-Einrichtung für Kinder ?Petrushka“ war Pater Piotr Kuszman. Der polnische Ordensmann kam 1994 in die Region. Infolge des Zerfalls der Sowjetunion Anfang der neunziger Jahre hatte sich Transnistrien von Moldau abgespalten, es kam zu blutigen Kämpfen, erinnert sich der 60-jährige Priester heute.
?Als hier Krieg herrschte, dachte ich mir, ich kann zwar den Konflikt nicht beenden. Aber ich wollte herkommen, um mit den Menschen zusammen zu sein, die diesen Albtraum erlebt haben. Damals stieß ich auf Kinder, die nicht in die Schule gingen, weil sie keine Schuhe hatten. Oder es gab Kinder, die zuhause nichts zu essen bekamen. Es war die Zeit, als die Menschen für Brot Schlange standen.“
Die Zeit des Schlangestehens für Nahrung ist noch nicht vorüber, denn die Republik Moldau und auch das abtrünnige Transnistrien gelten als das Armenhaus Europas. Ebenso hat in der Region keine Friedenszeit eingesetzt; die Spannungen zwischen Moldau und Transnistrien werden als ?eingefrorener Konflikt“ beschrieben, der vor dem Hintergrund des russischen Krieges in der Ukraine wieder aufflammen könnte.
Rolle der Kirche
Obwohl die katholische Kirche die Konflikte in Moldau nicht lösen kann, spielt sie in dieser angespannten Situation eine wichtige Rolle beim Erhalt des gesellschaftlichen Friedens, meint Bischof Anton Co?a.
?Weil wir eine Partnerschaft haben mit Organisationen wie Renovabis, haben wir uns sehr entwickelt. Und nicht nur materiell, aber auch mental“, so der Bischof. ?Ich denke, für uns ist eine solche Partnerschaft sehr wichtig. Und ich bedanke mich für eine so gute Zusammenarbeit, wie wir mit Renovabis haben. Ich bedanke mich bei allen Katholiken in Deutschland, weil sie so eine Organisation unterstützen.“
In diesem Jahr ganz besonders. Denn die Pfingstaktion des Osteuropahilfswerks Renovabis richtet ihren Fokus auf die Fragen, wie Dialog entsteht und Frieden, Versöhnung und Vergebung gefördert werden können. Das Leitwort der Aktion lautet: ?Damit FRIEDEN wächst. DU machst den Unterschied.“
(renovabis – gs)
Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, k?nnen Sie hier unseren Newsletter bestellen.