Italien: Aus einem Nein wird ein Ja
Nach dem ?grünen Licht“ aus dem Vatikan, sagt Martin Lintner, er ?werte es als Zeichen eines neuen Stils des Bildungsdikasteriums, sachlich und lösungsorientiert zu arbeiten“. Im Interview mit der ?Zeit"-Beilage "Christ & Welt" (Donnerstag) äußert er seine Überraschung über die Rücknahme des Vetos. Von der Entscheidung habe er um Ostern herum erfahren; Gründe seien ihm nicht mitgeteilt worden.
Lintner, der offen für die Segnung homosexueller Partnerschaften, die Aufarbeitung von Missbrauch in der Kirche und den Dialog mit Forschungen zum Thema Gender eintritt, wurde im vergangenen Juli das ?Nihil obstat" (lateinisch für ?nichts steht im Wege") verweigert.
Damit durfte er die Stelle des Dekans der Philosophisch-Theologische Hochschule in Brixen nicht antreten. Das sorgte für eine Welle der Empörung und Kritik am Vatikan.
Unerwartete Reaktion
Mit einer solchen Reaktion habe man im Vatikan wohl nicht gerechnet, mutmaßte Lintner. ?Ausschlaggebend dürfte aber gewesen sein, dass sich der Südtiroler Diözesanbischof Ivo Muser hinter ihn gestellt und das Gespräch mit den vatikanischen Behörden gesucht habe. Offiziell habe es geheißen, es seien Fragen zu klären gewesen, die mehrere Dikasterien betreffen.“ Nach Lintners Ansicht, war das Veto, das vermutlich aus der Glaubensbehörde stammte, an der Kurie nicht unumstritten.
Ein Wechsel in der Leitung des Dikasteriums für die Glaubenslehre könne ebenfalls zur veränderten Meinung geführt haben, so Lintner. Er findet den Auftrag, den Franziskus dem neuen Präfekten, Victor Manuel Fernández, gab jedenfalls bemerkenswert. Laut Lintner habe der Papst dem neuen Präfekten gesagt: ?Seine Aufgabe sei nicht, Fehler zu suchen und zu verurteilen, sondern die Theologie zu fördern und das Glaubenswissen positiv zu vermitteln.“
Wichtiges Zeichen für Theologen und Theologinnen
Der Moraltheologe findet es wichtig, dass seine ?moraltheologischen Publikationen nicht - oder nicht mehr - beanstandet werden, sondern sich im Rahmen der auch von Rom zuerkannten theologischen Forschungsfreiheit bewegen“. Gerade auch für Nachwuchstheologen und -theologinnen sei dieses Zeichen wichtig, da es Befürchtungen abbaue, ?sich durch Publikationen von vornherein kirchliche Karrieren zu verbauen“.
Für ihn selbst gelte: ?Theologische Forschung muss begründet und darf nicht antikirchlich angehaucht sein.“
(kna - fc)
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