Russland: Katholiken erweisen Nawalny die letzte Ehre
Das berichtete OSV News unter Verweis auf katholische Trauernde in Moskau. ?Ich kenne russische Katholiken, die jetzt Gebetsveranstaltungen zu seinem Gedenken abhalten“, wird in dem Bericht die Moskauer Philosophie-Professorin Daria Drozdova zitiert. Eine weitere Katholikin, die namentlich nicht genannt werden wollte, berichtete, dass viele Katholiken die Grabstätte am 2. und 3. März besucht hätten. Sie selbst habe fünf Stunden Schlange gestanden, um Blumen am Grab niederzulegen.
Die Stimme erheben
?Obwohl ich kein großer Fan von Nawalny war, war er in der Lage, große Gruppen zu mobilisieren, die sich selbst als liberale Opposition einstufen wollten - und er hatte auch den Mut, Diebstahl und Korruption unter der Machtelite aufzuzeigen“, würdigt die Dozentin Drozdova den Einsatz des Oppositionellen. ?Nawalny wurde verurteilt und zum Extremisten erklärt, so dass die Menschen in Russland nicht zu seiner Verteidigung sprechen können, es sei denn, sie sind bereit, selbst inhaftiert zu werden. Aber Christen im Ausland müssen zeigen, dass sein vorzeitiger Tod auf dem Gewissen derjenigen liegt, die ihm das Leben unerträglich gemacht haben“, richtete sie einen Appell an das Ausland.
Riskante Trauer
An Navalnys Beerdigung am 1. März in der orthodoxen Mutter-Gottes-Kirche in Moskaus südöstlichem Vorort Maryino nahmen nur wenige Familienangehörige und westliche Diplomaten teil. Dennoch versammelten sich Tausende von Trauernden, ob jung oder alt, katholisch oder orthodox, in nahegelegenen Straßen und auch anderen Städten – trotz der strengen Polizeiabsperrungen und der Verhaftungen. Laut dem Bericht von OSV News sammelten Sicherheitsbeamte in Russland Daten über Menschen, die kirchliche Gedenkfeiern für Nawalny wünschten. Orthodoxe Geistliche seien angewiesen worden, die Gottesdienste kurz zu halten.
In der katholischen Glaubensgemeinschaft in Russland sei der Respekt für Navalny unter älteren, gut ausgebildeten Katholiken, die der Kirche in den 1990er Jahren beigetreten sind, am größten, sagte die Moskauer Philosophie-Professorin Drozdova. Sie fügte jedoch hinzu, dass sich andere Katholiken über die sozialen Medien darüber beschwert hätten, dass sie ?Politik in die Kirche bringen“. In ihrer eigenen Gemeinde habe ihr eine Gruppe von weiblichen Gemeindemitgliedern die kalte Schulter gezeigt, weil sie an der Beerdigung am 1. März teilgenommen habe.
Katholiken gespalten
?Einige Katholiken sehen sich als Patrioten und unterstützen den derzeitigen anti-westlichen, anti-liberalen Kurs Russlands“, so die Professorin, die an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom studiert hat. ?Andere hingegen sehen den katholischen Glauben als einen wichtigen Bestandteil der europäischen Identität und die Zugehörigkeit zur Kirche als ein Bekenntnis zur Gewissens- und Redefreiheit“, fuhr sie fort. ?Solche Menschen nahmen Nawalny als jemanden wahr, für den Freiheit und Menschenrechte wichtig waren, was seinen Tod zu einem zutiefst persönlichen Verlust macht.“
(osv/ucanews – pr)
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